Stiftung Aktive Bürgerschaft

Gutes besser tun! Wir machen innovative Engagementkonzepte praxistauglich und setzen sie mit Partnern bundes- oder landesweit um.

Kita-Engel 

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Schülerinnen und Schüler aus den beiden Klassen der Sozialassistenz an der Konrad-Zuse-Schule in Hünfeld entwickelten mehrere sozialgenial-Projekte, die sie in Kindertagesstätten umsetzten. weiterlesen

Großes Engagement für kleine Tiere

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Drei Schülerinnen des Conrad von Soest Gymnasiums in Soest gestalteten das Kleintiergehege des örtlichen Tierheims und kümmerten sich um das Wohl der Tiere – unser sozialgenial-Projekt des Monats März 2024. weiterlesen

Kochen macht Schule

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Schülerinnen und Schüler der Lindenschule in Ostfildern und der Stadtteiltreff Parksiedlung haben ein sozialgenial-Projekt ins Leben gerufen, das Generationen verbindet: Die Jugendlichen bekochen die überwiegend älteren Besucher des Stadtteiltreffs. weiterlesen

Fokus März 2024: Junge Menschen für Engagement begeistern und die Demokratie stärken

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Menschen, die sich engagieren und Verantwortung übernehmen, sind die tragenden Säulen der Demokratie. Doch beklagen viele zivilgesellschaftliche Organisationen, dass es schwieriger wird, genügend Ehrenamtliche zu finden, vor allem, wenn es um Funktionsträger geht wie Vorstände oder Kassenwarte.

Denn einerseits macht sich der demographische Wandel bemerkbar: Es wachsen weniger junge Menschen nach, und sie haben weniger Zeit – von der Ganztagsschule über die Verschulung von Studiengängen, Doppelbelastungen in Familie und Beruf bis zu weiten Fahrwegen reichen die Hürden. Eine wachsende Zahl von Menschen zieht informelles Engagement oder auch punktuelles Engagement dem Mitarbeiten in etablierten Strukturen vor.

Es gilt also, passende Angebote zu machen. Gute Beispiele zeigen, wie es gelingen kann, junge Menschen für gesellschaftliches Engagement zu gewinnen. Unsere Expertin Annette Zimmer sagt im Interview: Es liegt auch an den Engagierten selbst, wie offen sie wirklich sind.

Lesen Sie dazu diese Fokusbeiträge:

Viele junge Engagierte, trotzdem Nachwuchssorgen: Engagement in Zahlen

Wie sieht das Engagement junger Menschen aus, wo und wie engagieren sie sich? Die Zahlen aus einschlägigen Befragungen zeigen, dass beim Nachwuchs die Bereitschaft, etwas für das Gemeinwohl zu tun, hoch ist. Doch so ganz passen der Bedarf der gemeinnützigen Organisationen und die Bedürfnisse jüngerer Menschen nicht zusammen.
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Mitmachen und entscheiden lassen

Mit einer Jugendbürgerstiftung hat die Bürgerstiftung Sindelfingen junge Menschen ins Boot geholt. Hier machen die jungen Leute eigenständig Projekte und ziehen neue Interessenten an.
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„Manche bleiben“

Im Gast-Haus in Dortmund kümmern sich ehrenamtlich Engagierte um Menschen in Not, Obdachlosigkeit und prekären Lebenslagen. Der Verein setzt bei der Suche nach Helfern auch auf die Zusammenarbeit mit Schulen.
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Extraangebote für die Jugend

Große Organisationen versuchen, mit eigenen Jugendorganisationen den jungen Menschen Räume zu eröffnen. Niedrigschwellige Angebote zielen darauf ab, den Einstieg zu erleichtern. Drei Beispiele.
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„Kompetenzerwerb stärker thematisieren“

Die Politikwissenschaftlerin Annette Zimmer, Seniorprofessorin an der Universität Münster, spricht im Interview mit bürgerAktiv über Nachwuchsprobleme gemeinnütziger Organisationen und über Strategien, um junge Menschen zum Mitmachen zu gewinnen.
Zum Interview

Mehr zum Thema

bürgerAktiv Magazin 2023/24 der Stiftung Aktive Bürgerschaft mit Geschichten über das Engagement junger Menschen in sozialgenial-Mitgliedsschulen:
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Viele junge Engagierte, trotzdem Nachwuchssorgen: Engagement in Zahlen

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Wie sieht das Engagement junger Menschen aus, wo und wie engagieren sie sich? Die Zahlen aus einschlägigen Befragungen zeigen, dass beim Nachwuchs die Bereitschaft, etwas für das Gemeinwohl zu tun, hoch ist. Doch so ganz passen der Bedarf der gemeinnützigen Organisationen und die Bedürfnisse jüngerer Menschen nicht zusammen.

Laut Deutschem Freiwilligensurvey, der zuletzt 2019 erschien und nach dem Engagement in den vergangenen zwölf Monaten fragte, engagieren sich knapp 40 Prozent der Deutschen über 14 Jahre, gut die Hälfte von ihnen in Vereinen oder Verbänden. Bei den 14- bis 29-Jährigen lag die Engagementquote bei 42 Prozent.

Jüngere kleinere Befragungen zeichnen ein noch positiveres Bild: So gaben in der Befragung „u_count“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) 2022 zwei Drittel der befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen an, sich in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal ehrenamtlich engagiert zu haben. Bei 55 Prozent liegt die Quote in der Erhebung „Rein digital, nur gelegentlich oder im Ausland? Neue Formen des freiwilligen Engagements junger Menschen in Stadt und Land“ die 2023 die Ruhr-Universität Bochum (RUB) in fünf Regionen und Städten durchgeführt hat.

Unterschiedliche Formen

Hinter den Zahlen verbergen sich verschiedene Formen des Engagements. Thematisch dominieren Sport und Bewegung, Freizeitveranstaltungen, Bildungsarbeit und Kultur. Laut Freiwilligensurvey engagieren sich Menschen mit höherer Bildung doppelt so häufig wie Menschen mit geringer Bildung.

Von der Organisationsform her haben die Vereine die Nase vorn. In der „u_count“-Befragung sind 62 Prozent der befragten jungen Menschen regelmäßig in einem Verein aktiv gewesen. Auch die in der RUB-Studie Befragten haben sich vorwiegend in einer Organisation engagiert, und dies auch regelmäßig – beispielsweise als Co-Trainer, Tierpfleger, Auf- und Abbau bei Veranstaltungen. Seltener jedoch waren sie administrativ tätig, etwa als Kassenwart oder in einer leitenden Funktion. Rund 40 Prozent der in der RUB-Studie Befragten haben sich „episodisch“, also anlass- oder ereignisbezogen und damit einmalig engagiert. Dieses Engagement fand wiederum häufig in einem Verein oder einer anderen Organisation statt.

Viele Organisationen ohne junge Menschen

Der ZiviZ-Survey 2023, die repräsentative Organisationsbefragung des Think-Tanks Zivilgesellschaft in Zahlen (ZiviZ), schaut aus der Sicht der Organisationen auf die jungen Engagierten und stellt fest: Weniger als die Hälfte der dort befragten Organisationen hat in ihren Leitungspositionen Menschen unter 30 Jahren, 42 Prozent der Organisationen hat keine Engagierten zwischen 18 und 30 Jahren in ihren Reihen. Die meisten jüngeren Engagierten verzeichnen Sportvereine und die Katastrophenhilfe.

Jugend möchte ernst genommen werden

In der „u_count“-Studie äußerten manche der jungen Befragten den Eindruck, nicht für voll genommen zu werden. Hier kam auch zum Ausdruck, dass junge Menschen sich mehr Mitbestimmung wünschen, wenn sie sich engagieren – also bei der Finanzplanung oder Veranstaltungsorganisation im Verein mitwirken möchten. „Der Bürgermeister fragt die Jugendlichen zwar und nimmt ihre Wünsche auf, aber die Umsetzung dauert lange“, zitiert „u_count“ eine Befragte.

Text: Gudrun Sonnenberg

Zum Freiwilligensurvey
Zur u_count-Studie
Zur Studie der RUB
Zum ZiviZ-Bericht

 

Mitmachen und entscheiden lassen

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Mit einer Jugendbürgerstiftung hat die Bürgerstiftung Sindelfingen junge Menschen ins Boot geholt. Hier machen die jungen Leute eigenständig Projekte und ziehen neue Interessenten an.

Bis 3 Uhr nachts zu lauter Musik tanzen: Das stößt bei den älteren Teilen der Bevölkerung auf wenig Gegenliebe. Bei jungen Menschen dafür umso mehr. Damit diese sich mal so richtig austoben können und nicht spätestens um Mitternacht von ruhebedürftigen Anwohnern unterbrochen werden, organisiert die Jugendbürgerstiftung Sindelfingen neuerdings eine „Silent Disco“, bei der die Gäste die Musik nicht über Lautsprecher, sondern über Kopfhörer hören, und zusammen tanzen.

Die Idee hatten junge Frauen aus Stuttgart mitgebracht. In der Jugendbürgerstiftung konnten sie sie ausprobieren. Beim dritten Abend fanden sich schon hundert junge Leute ein. Zweimal im Jahr soll das Event stattfinden. Schöner Nebeneffekt: Es sind über die Disco – und auch über andere Events – neue junge Leute auf die Jugendbürgerstiftung aufmerksam geworden und ihr beigetreten. 26 Köpfe zwischen 16 und 29 Jahren zählt jetzt das Team, und sie engagieren sich hier für das, was die Älteren allzu oft übersehen, die Interessen junger Menschen.

Eigenes Budget

Genau dafür hatte die Bürgerstiftung Sindelfingen 2013 die Jugendbürgerstiftung ins Leben gerufen: Um junge Leute zum Mitmachen zu bewegen – aber vor allem, um sie machen zu lassen. Mit einem Budget von 3000 Euro im Jahr können sie eigene Projekte planen und umsetzen oder andere Initiativen fördern. Bei Letzterem helfen die Mitglieder der Jugendbürgerstiftung entweder selbst, etwa, indem sie bei Veranstaltungen von Vereinen den Getränkeausschank übernehmen. Oder sie unterstützen finanziell, etwa das Planspiel „MUNOG “ am Goldberg Gymnasium, bei dem Schülerinnen und Schüler in die Rollen von Staaten in der UNO-Vollversammlung schlüpfen. Manchmal helfen sie auch bei Projekten der Bürgerstiftung Sindelfingen aus. Zum Beispiel, wenn Sindelfinger Schulen in der „Schlau-Schau“ im Einkaufzentrum naturwissenschaftliche Projekte präsentieren.

Patrick Schmid, der aktuelle Vorstandsvorsitzende der Jugendbürgerstiftung (im Foto mit seiner Vorstandkollegin Nicola Koroll), ist seit dreieinhalb Jahren dabei. Ihn habe die breite Palette der Möglichkeiten von Sport über Kultur bis zu sozialen Themen angezogen: „Jeder kann ein Projekt finden, das zu ihm passt“, sagt er. „Die Bürgerstiftung lässt uns unsere Erfahrungen machen, wir werden nie gebremst. Bei uns dürfen auch 16-Jährige ihre Euphorie ausleben. Für uns ist es toll, dass wir so ein Vertrauen genießen.“

„Wir beraten, aber wir lassen sie selbst entscheiden“, sagt Heike Stahl, eine von zwei Vorständen der Bürgerstiftung, die für die Jugend zuständig sind. Manchmal gehört etwas Nervenstärke dazu sich zurückzuhalten, etwa, wenn man selbst schon längst mit einer Planung anfangen würde und die Jugendlichen erst auf den letzten Drücker aktiv werden. „Sie planen halt kurzfristiger“, sagt Stahl.

Hybrid gegen Fluktuation

Der Zulauf gibt aktuell jedenfalls dem Konzept „Machen lassen“ recht. Um die Fluktuation gering zu halten, die automatisch durch das Ende der Schulzeit, Ortwechsel wegen Studium oder Ausbildung entsteht, kommuniziert die Jugendbürgerstiftung hybrid – so können auch die Mitglieder mitreden, die für ein paar Jahre nach Berlin oder anderswohin gegangen sind.

Jedenfalls, bis sie 30 sind. Dann ist in der Jugendbürgerstiftung Schluss – aber das soll nicht das Ende sein: Die Bürgerstiftung hofft, dass sich der Nachwuchs dann in der Bürgerstiftung weiter engagiert. Für den 28-jährigen Patrick Schmid ist das auf jeden Fall eine Option. Was auf ihn zukäme, weiß er schon, denn als Vertreter der Jugendbürgerstiftung ist er regelmäßig bei den Vorstandssitzungen der Bürgerstiftung dabei – und sorgt dafür, dass der Blick der Jugend auf die Projekte nicht zu kurz kommt.

Text: Gudrun Sonnenberg

Zur Jugendbürgerstiftung Sindelfingen
Zur Bürgerstiftung Sindelfingen

„Manche bleiben“

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Im Gast-Haus in Dortmund kümmern sich ehrenamtlich Engagierte um Menschen in Not, Obdachlosigkeit und prekären Lebenslagen. Der Verein setzt bei der Suche nach Helfern auch auf die Zusammenarbeit mit Schulen.

„Es ist wichtig, junge Menschen für Armut zu sensibilisieren und ihnen zu zeigen, dass nicht immer alles Plan läuft im Leben“, sagt Eva Bahr, Ehrenamtskoordinatorin beim Gast-Haus e.V. Doch nicht nur wegen des Abbaus von Vorurteilen gegenüber seinen hilfsbedürftigen Gästen schätzt das Gast-Haus, wenn Schülerinnen und Schüler sich hier engagieren. Es gilt auch, immer wieder neue Mitstreiter zu finden. Um jüngere Menschen auf sich aufmerksam zu machen, kommuniziert das Gast-Haus in den sozialen Medien und öffnet seine Türen gerne für Schulprojekte wie beispielsweise den „Sozialgenial-Projektkurs“ des Reinoldus- und Schiller-Gymnasiums in Dortmund. Dessen Schülerinnen und Schüler engagieren sich im Rahmen des Programms sozialgenial der Stiftung Aktive Bürgerschaft für die Einrichtung, indem sie Handtücher aus dem nahegelegenen Solebad herbeischaffen, die dort vergessen und gereinigt wurden. Sie werden den Menschen zur Verfügung gestellt, die das Gast-Haus aufsuchen.

Nach dem Schulprojekt geht es weiter

Schülerinnen und Schüler aus den Dortmunder Schulen absolvieren auch Praktika im Gast-Haus. „Manche bleiben danach bei uns“, freut sich Eva Bahr, „sie machen nach dem Schulprojekt oder Praktikum weiter. Einer unserer ehrenamtlichen Zahnärzte kommt sogar ursprünglich aus einem Schulprojekt.“

Das Gast-Haus startete vor 27 Jahren rein ehrenamtsbasiert mit 15 Engagierten. Man bot zweimal Frühstück für Menschen in Armut an. Inzwischen gibt es jeden Tag Frühstück, nachmittags Suppe, außerdem Duschmöglichkeiten, eine Kleiderkammer, ärztliche Versorgung, Beratung und vieles mehr. Mit dem Wachstum konnten viele Ehrenamtliche gewonnen werden, 350 Freiwillige sind inzwischen im Pool. Eine beeindruckende Zahl, doch es gibt ja auch viel zu tun: Allein sieben Teams braucht es, um das tägliche Frühstück zu gewährleisten. Und es haben nicht alle Ehrenamtlichen gerade dann Zeit, wenn sie gebraucht werden, manche müssen ausscheiden, andere bekommen Kinder, wechseln den Beruf oder können nur punktuell helfen.

Offenheit lohnt sich

So braucht es immer wieder Neu-Einsteiger, die das Gast-Haus auch über seine Kommunikation in den Sozialen Medien gewinnt. Die Offenheit für junge Leute lohnt sich. Die Schulen kommen von sich aus mit ihren Projekten auf das Gast-Haus zu, es ist bekannt. Und natürlich trägt zur erfolgreichen Gewinnung Ehrenamtlicher auch die Sache selbst bei: „Armut ist ein großes Problem, und es wird leider immer größer“, sagt Eva Bahr, „es beschäftigt viele Menschen.“

Text: Gudrun Sonnenberg

Zum Gast-Haus
Zum sozialgenial-Projekt

Extraangebote für die Jugend

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Große Organisationen versuchen, mit eigenen Jugendorganisationen den jungen Menschen Räume zu eröffnen. Niedrigschwellige Angebote zielen darauf ab, den Einstieg zu erleichtern. Drei Beispiele:

Die Caritas steht vermutlich nicht an erster Stelle der Aufmerksamkeit junger Menschen, die sich engagieren möchten. Deshalb wendet sich die traditionelle Wohlfahrtsorganisation seit 2013 mit der „youngcaritas“ explizit an Menschen zwischen 13 und 27 Jahren. Das Konzept wurde aus Österreich und der Schweiz adaptiert. Die Angebote bemühen sich um Niedrigschwelligkeit. Sie reichen vom Workshop zum Thema „Armut“ in Hamburg mit anschließender „Sozialaktion“ über die Mitwirkung in einer Smartphone-Sprechstunde für Seniorinnen und Senioren in München, einem Sprachcafé und Upcycling-Workshops in Mannheim bis zu Kochen für wohnungslose Menschen in Berlin.

Eine extra Jugendorganisation hat auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU) mit der NAJU – Naturschutzjugend. Nach eigenen Angaben gibt es mehr als 1000 NAJU-Gruppen in Deutschland, die mit Mitmachaktionen 13- bis 27-Jährige ansprechen wollen. Angeboten werden Mitmachaktionen wie etwa ein „Ostereinsatz“ im Spreewald samt Müllsammelaktion, aber auch Wettbewerbe, Workshops und Qualifikationen etwa zum Jugendleiter. Die NAJU hat darüber hinaus auch eigene Delegierte zur Weltklimakonferenz entsendet.

Mit publikumswirksamen Aktionen machen auch immer wieder Feuerwehren auf ihren Bedarf an jungen Mitstreitern aufmerksam. So gewann im Mai 2023 die Freiwillige Feuerwehr Waischenberg einen Sonderpreis „Ehrenamt und Nachwuchs“ des Bayerischen Demografiepreises, weil sie eines ihrer Feuerwehrfahrzeuge originalgetreu in Kindergröße nachbaute. Mit extra Kinderfeuerwehren versuchen offenbar zahlreiche Freiwillige Feuerwehren, den Nachwuchs in ihre Organisation zu integrieren. 2022 waren laut Bundesverband Deutsche Jugendfeuerwehr 76.700 Kinder unter 10 Jahren erfasst, deutlich mehr als noch vier Jahre zuvor (42.700).

Youngcaritas
Naju
Jugendfeuerwehr
Feuerwehr Waischenberg

„Kompetenzerwerb stärker thematisieren“

1000 1000 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Wie entwickelt sich die Bereitschaft zum Engagement bei jungen Menschen?

Das Engagement entwickelt sich im Lebensverlauf. Es hängt zunächst, im Kindesalter, von den Eltern ab, etwa, wenn diese ihre Kinder an Kultur heranführen oder im Sportverein anmelden. Jugendliche wenden sich eher eigenen Themen zu, das haben wir zum Beispiel bei dem enormen Zulauf der Klimaproteste von Fridays for Future gesehen. Besorgniserregend ist, dass sich vor allem Jugendliche aus gebildeten, sozial besser gestellten Elternhäusern engagieren und andere gar nicht.

Wo fehlt der Nachwuchs besonders?

Viele etablierte Vereine, aber inzwischen auch Umweltorganisationen haben Probleme, junge Menschen zu gewinnen. Und einer traditionell ganz wichtigen Einrichtung, um junge Menschen für gemeinnütziges Engagement zu gewinnen, ist in den letzten Jahrzehnten in Deutschland und Europa der Nachwuchs weitgehend weggebrochen: den Kirchen. Sie verzeichnen darüber hinaus auch drastische Rückgänge bei den Spenden.

Woran liegt es, wenn gemeinnützige Organisationen junge Menschen nicht für sich begeistern können?

Ich sehe zwei wichtige Ursachen: Zum einen haben junge Menschen an Souveränität über ihr Zeitmanagement eingebüßt. Die Ganztagsschulen lassen viel weniger Freiraum, sich regelmäßig und verbindlich etwa bei einem Verein zu engagieren. Auch Studiengänge an den Hochschulen sind heute sehr verplant. Zum anderen bemühen sich viele Organisationen nicht ernsthaft um junge Menschen. Es gibt Vereine, da kennen sich die Aktiven lange, fühlen sich miteinander wohl, werden zusammen alt und schrecken mit „Vereinsmeierei“ nicht nur junge Interessenten ab. Von Offenheit für neue Engagierte kann in solchen Organisationen keine Rede sein; man bleibt lieber unter sich. In unseren Studien beobachten wir, dass im Zweifel eher Frauen bereit sind, junge Leute zu integrieren.

Welche Strategien sind erfolgreich, um junge Leute zum Mitmachen zu gewinnen?

Manche Organisationen, zum Beispiel Sportvereine, versuchen, in den Ganztagsschulen Angebote zu machen. Vielleicht ist das eine Möglichkeit, junge Menschen an Vereine heranzuführen. In jedem Fall braucht es die richtige Haltung: Man muss transparent sein und die neuen Mitglieder auch mal was machen lassen. In einer Studie hat eine meiner Kolleginnen Heimatvereine untersucht und festgestellt, dass es den Frauen dort gelungen ist, junge Menschen in ihre Projekte zu integrieren.
Wenn junge Menschen sich im Ehrenamt engagieren, erwerben sie auch Kompetenzen, die sie im Beruf gebrauchen können. Leadership, Teamfähigkeit. Ich wundere mich, dass dies von den werbenden Nonprofit-Organisationen nicht stärker herausgestellt wird.

Gibt es Länder, in denen Nachwuchsgewinnung besser funktioniert?

Wo die Kirchen stark sind, zeigt sich ein anderes Bild. In Europa ist das allerdings nicht der Fall. Leider muss man sagen, dass es rechte Parteien und Organisationen sind, denen es gelingt, junge Menschen zu binden. Sei es der Weg über rechte Rockgruppen oder über Angebote in entvölkerten ländlichen Räumen in Ostdeutschland, wo junge Männer angesprochen werden. Die machen dann bei den Rechten mit, fahren aber auch die Seniorin zum Arzt. Eine unglückselige Allianz ist das. Und eine Folge der Sparsamkeit am falschen Ende: Wenn man Jugendeinrichtungen schließt und die Angebote beendet, wo sollen sich die jungen Menschen dann treffen?

Interview: Gudrun Sonnenberg

DZI meldet anhaltend hohes Spendenniveau

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Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) meldet für 2023 ein Spendenniveau von 12,8 Milliarden Euro in Deutschland. Inflationsbereinigt ist das ein Rückgang von 7,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2022, als eine große Spendenbereitschaft für die Ukraine zu Buche schlug. Nominal sind es 1,9 Prozent. Der Geschäftsführer des DZI äußerte die Vermutung, dass vor allem größere Spenden stabil blieben oder wuchsen und kleinere Haushalte weniger spendeten. Denn im Februar 2024 hatte der Deutsche Spendenrat in seiner „Bilanz des Helfens“ für 2023 einen deutlichen Rückgang der Spenden gegenüber den Vorjahren gemeldet (bürgerAktiv berichtete). Der Spendenrat erfasst jedoch nur kleine Spenden bis 2500 Euro, während das DZI auch größere Spenden bis 30.000 Euro berücksichtigt.

WWW.DZI.DE/PRESSEMITTEILUNGEN/SPENDENVOLUMEN-2023-WEITERHIN-AUF-SEHR-HOHEM-NIVEAU