Die Blätter der Wohlfahrtspflege (2/2010) bilanzieren eine Fachtagung des Paritätischen Wohlfahrtsverbands zu zwanzig Jahren paritätischer Armutsberichterstattung in Deutschland. Auch wenn es nicht mehr bestritten werde, dass es in Deutschland Armut gebe, sei das Ziel wirksamer Armutsbekämpfung noch lange nicht erreicht, so Ulrike Bauer in ihrem Eröffnungsbeitrag. Ulrich Schneider konstatiert die Wirkungslosigkeit der bisherigen Armutsberichterstattung und stellt drei Forderungen: Der Armutsbericht müsse von einer unabhängigen Sachverständigenkommission erstellt und vom Bundestag diskutiert werden, um weder regierungsamtliche Politik zu legitimieren noch folgenlose “Hofberichterstattung” zu bleiben. Die Berichte müssten zudem gesellschaftspolitische Ziele definieren, Teil einer Strategie der Armutsbekämpfung sein – und sie müssten die Menschen für Armut sensibilisieren und zum Handeln motivieren: “Armut muss berühren”, so Schneider. Richard Hauser mahnt, dass Armut nicht in einer allgemeinen Sozialberichterstattung untergehen dürfe, und legt in zwölf Thesen die künftigen Ansprüche an eine Berichterstattung dar.
Blätter der Wohlfahrtspflege: Armutsberichterstattung
, Ausgabe 99 März 2010