6.695 Menschen starben 2018 in Rio de Janeiro, Brasilien, durch Schießereien. Die Gefahr, einem Querschläger zum Opfer zu fallen oder durch Zufall in eine tödliche Auseinandersetzung zu geraten, ist entsprechend hoch. Deshalb gründete der Ingenieur Benito Quintanilha die Facebook-Gruppe „Onde Tem Tiroteio?“ („Wo gibt es Schießereien?“), abgekürzt OTT. Mit zunächst drei Freunden und dann einer wachsenden Anzahl an Mitstreitern entwickelte er eine App und ein Netzwerk aus WhatsApp-Gruppen, über das sich die inzwischen tausenden Freiwilligen vor Schießereien warnen können. Fabian Federl hat Quintanilha besucht. Dessen Handy surre sekündlich: „Der Mann sieht müde aus und ist nervös“, schreibt Federl. Denn so segensreich, wie sie scheint, ist die App offenbar nicht – sie „ermöglicht, ja forciert einen Tunnelblick auf die dunkle Seite Rios“. „Im Tunnel“ ist auch der Titel des Berichts, der in brand eins 07/19 erschienen ist.
brand eins: Leben retten in Rio
Ausgabe 202 Juli 2019