Bürgerstiftung Pfalz: An jeder Tür klingeln

Ein Dorf, aus dem Menschen wegziehen und in dem Gebäude leer stehen und verfallen, ist kein guter Ort für das Zusammenleben. Die Bürgerstiftung Pfalz wurde gegründet, um sich gegen diese Entwicklung zu stemmen und den Dörfern eine Zukunft zu verschaffen. Das Grundprinzip dabei: Die Bewohnerinnen und Bewohner der Dörfer sollen selbst aktiv werden.

„Wir wollen nicht von außen fördern“, sagt Christiane Steinmetz, Vorständin der Bürgerstiftung Pfalz. Schon bei ihrer Gründung vor 20 Jahren hat sich die Bürgerstiftung Pfalz als Dachstiftung verstanden und Partnerstiftungen in den Dörfern ihrer Region errichtet, mit denen Projekte finanziert werden können. Durch Zustiftungen und Erbschaften sind so Treuhandstiftungen mit jeweils einem Kapital von ein bis drei Millionen Euro entstanden. „Die Stiftungen in den Dörfern sind der Topf, wenn es Geld regnet“, sagt Steinmetz. Dafür, dass die Bewohnerinnen und Bewohner um die Töpfe wissen, sorgen Spendenwerbungen: „In den kleinen Dörfern wird an jedem Haus geklingelt.“

Neun „Zukunftsdörfer“

Das Konzept für die Ortschaften heißt „Zukunftsdörfer“. Neun solche Dörfer gibt es bereits und die Projekte, die in ihnen entstehen, sollen zehn Innovationsfelder bestellen, darunter Gemeinschaft, Nachhaltige Bau- und Wohnkultur, Energie, Ernährung, Gesundheit, neue Arbeitsfelder. In den Projekten sollen sie sich verzahnen: Unter anderem investiert die Bürgerstiftung in Grundstücke und Gebäude, um diese vor dem Leerstand zu retten und einer sinnvollen Nutzung zuzuführen. Die Immobilienprojekte nutzen nachhaltige Energie und schaffen Räume für Gemeinschaft und Gesundheitsversorgung, die wiederum neue Arbeitsmöglichkeiten für die Dorfbewohner bieten – so die Idee.

Stiften für das eigene Dorf

Wichtig sei, dass gestiftetes und gespendetes Geld im Dorf bleibe, sagt Steinmetz. Als ein Beispiel nennt sie die Herta Kuhn Höfe in Kirrweiler. Die inzwischen verstorbene Namensgeberin hatte leerstehende Immobilien im Ortskern aufgekauft und der Bürgerstiftung Kirrweiler, einer Unterstiftung der Bürgerstiftung Pfalz, übertragen. Unter dem Namen Herta Kuhn Höfe ist hier nun eine Wohnpflege eingerichtet. Die Herta Kuhn Stiftung, ursprünglich Fonds unter dem Dach der Bürgerstiftung Kirrweiler, ist aufgrund der Projektgröße inzwischen in eine eigenständige Stiftung umgewandelt worden, mit der man jetzt bei weiteren Projekten zusammenarbeitet, wie Steinmetz erläutert.

Die Bürgerstiftung will die Projekte und Strukturen immer partizipativ mit den Dorfbewohnern entwickeln. Schon bei ihrer Gründung befragte sie die Bürgerinnen und Bürger, was ihnen auf dem Herzen liege – das Dorfsterben, der Klimawandel und der demographische Wandel wurden damals genannt. Die Bürgerstiftung selbst unterstützt die Engagierten strukturell, dort, wo sie vor Ort allein überfordert wären. So hat sie eine Genossenschaft gegründet, die die Gebäude der Stiftungen betreibt, also verpachtet oder vermietet. Sie verwaltet die Partnerstiftungen. Und sie beobachtet und moderiert die Prozesse in den Dörfern. Aktuell entwickelt sie einen Zukunftsdorfrat – über das Gremium soll die Kommunikation mit dem Gemeinderat sichergestellt werden.

Bürgerstiftung Pfalz
Zukunftsdörfer

Text: Gudrun Sonnenberg
Foto: Steffen062/Wikimedia Commons

Der Beitrag ist Teil des Fokus Zusammenhalten der bürgerAktiv – Nachrichten für Engagierte Oktober 2025 der Stiftung Aktive Bürgerschaft.

, Ausgabe 271 Oktober 2025, Fokus