Forschung: Debatte um die Zivilgesellschaft

Darf die Zivilgesellschaft Einfluss auf wissenschaftliche Forschung nehmen? Darüber gibt es eine Debatte unter Wissenschaftlern und Politikern. Der Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Prof. Dr. Günter Stock, hat sich deutlich gegen mehr Einfluss aus der Zivilgesellschaft ausgesprochen. Am Schluss seines Berichts auf der Festsitzung der Akademie zum Leibniztag am 28. Juni 2014 warnte er davor, die Autonomie der Wissenschaften einzuschränken. Stock kritisierte unter anderem die europäischen Bestrebungen für eine “Demokratisierung der Wissenschaft”. Diese beinhalte in Wahrheit, die Gewährung von Forschungsmitteln und die Zieldefinitionen stärker an einem “wie auch immer gearteten gesellschaftlichen Interesse” auszurichten und Partikularinteressen gesellschaftlicher Gruppen in den Entscheidungsgremien durchzusetzen. “Wichtig und segensreich” seien dagegen Autonomie, Freiheit, Exzellenz-Orientierung und gute finanzielle Rahmenbedingungen für die Wissenschaft.
Einem Bericht der tageszeitung (taz) zufolge äußerte sich unter anderen Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt, Energie erstaunt über die Ausführungen Stocks: “Dass Günter Stock eine höhere Pluralität bei der Steuerung des Wissenschaftssystems als Dominanz von Partikularinteressen diffamiert und in die Nähe nationalsozialistischer Wissenschaftssteuerung stellt, ist schon befremdlich”, wird Schneidewind in dem taz-Bericht zitiert.

, Ausgabe 147 Juli 2014