Die Aktive Bürgerschaft empfiehlt den Bürgerstiftungen die Stiftungsfonds mit Nachruck – aus guten Gründen, erläutert Bernadette Hellmann.
Es gibt immer mehr Menschen in Deutschland, die ihr Vermögen gemeinnützigen Organisationen vermachen. Besonders beliebt ist dabei auch die Gründung einer eigenen Stiftung, um Bleibendes zu hinterlassen. Der Stiftungsfonds bietet fast die gleichen Gestaltungsmöglichkeiten wie die rechtsfähige Stiftung, verursacht aber nur einen Bruchteil des Aufwands. Das macht ihn attraktiv für Stiftende und Bürgerstiftung. Dennoch verwaltet nur jede dritte Bürgerstiftung Stiftungsfonds. Aber: Dieses Drittel erhält über 90 Prozent aller Zustiftungen und zwei Drittel aller Spenden.
Mit Stiftungsfonds können Bürgerstiftungen also beides: sofort mehr bewirken ebenso wie langfristig wachsen und tragfähige Strukturen aufbauen. Wir motivieren und unterstützen sie dabei, dieses Potenzial zu nutzen.
Angebote, Erfahrungen, langer Atem
Seit 2008 unterstützt die Aktive Bürgerschaft die Bürgerstiftungen in Deutschland mit verschiedenen Angeboten, von individueller Beratung über Workshops bei Regionalforen bis hin zu Mustertexten für die Webseite. Trotzdem liegt die Schwelle, den ersten Stiftungsfonds einzuwerben, weiter hoch. Denn Stiftungsfonds erfordern neben dem grundsätzlichen Verständnis und der strategischen Entscheidung der Gremien, den Vermögensaufbau zu priorisieren, auch zeitliche Ressourcen. Es braucht einen langen Atem von der Aneignung des erforderlichen Know-hows bis zum ersten Erfolg.
Weiterbildungserfolg: Wissen wirkt!
Von 2020 bis 2024 haben wir zwei Gruppen von Bürgerstiftungen über zwei Jahre mit einer Qualifizierung dabei unterstützt, alle erforderlichen Prozesse zu durchlaufen und Stiftungsfonds aktiv anzubieten. Der Erfolg: Unter den Teilnehmenden stieg der Anteil der Bürgerstiftungen, die Stiftungsfonds verwalten, auf 73 Prozent an. Sie konnten zusammen erhebliche Zuwächse bei der Anzahl von Stiftungsfonds (plus 100 Prozent) und deren Gesamtkapital (plus 179 Prozent) erzielen.
2024 haben wir außerdem Bürgerstiftungen, die noch keine Stiftungsfonds verwalten, dazu befragt, welche Unterstützung sie benötigen. Ergebnis: Vor allem mangelt es ihnen an Wissen sowie an Ressourcen im Vorstand. Beides ist das A und O.
Wie geht es weiter?
Durch die Qualifizierung und die Befragung wissen wir, was für die erfolgreiche Akquise von Stiftungsfonds förderlich ist, woran es hakt und was sich in der Praxis bewährt. Dieses Wissen haben wir genutzt, um neue, zielgerichtete Angebote zu entwickeln. 2025 bieten wir Einsteiger-Webinare für alle Bürgerstiftungen an, die keine Stiftungsfonds verwalten. Dort erfahren sie, wie sie zum ersten Stiftungsfonds kommen. Wir begleiten sie mit Tools, Mustern und Beratung bei der Umsetzung.
Bei den Regionalforen, die wir jeden Herbst für die Bürgerstiftungen veranstalten, diskutieren wir über Gelingensbedingungen. Für erfahrene Bürgerstiftungen bauen wir den kollegialen Fachaustausch aus. Wir greifen unter anderem die Frage auf, wie der Fondsvertrag so gestaltet werden kann, dass Aufwand und Nutzen für die Bürgerstiftung optimiert werden.
Text: Bernadette Hellmann
Bernadette Hellmann ist stellvertretende Geschäftsführerin der Stiftung Aktive Bürgerschaft, Geschäftsbereich Bürgerstiftungen und Förderpartnerschaften.
Der Beitrag ist im bürgerAktiv Magazin 2024/25 erschienen und Teil des Fokus Engagiert für die Zukunft – wie Bürgerstiftungen wachsen der bürgerAktiv – Nachrichten für Engagierte September 2024 der Stiftung Aktive Bürgerschaft.