Nach dem Brand in einer Textilfabrik im südasiatischen Bangladesch, bei dem 112 Menschen ums Leben kamen, ist in Deutschland wieder über die Arbeitsbedingungen bei Zulieferern für Billigprodukte diskutiert worden. Im Raum steht unter anderem die Frage, wie viel Einfluss Unternehmen auf die Arbeitsbedingungen in Niedriglohnländern tatsächlich nehmen können. Westliche Unternehmen gäben sich mit Zertifikaten über ausreichende Sozial- und Umweltstandards zufrieden, die von den Zulieferern vor Ort einfach gekauft würden, ohne dass die Bedingungen tatsächlich geprüft würden, zitierte der Spiegel in seinem Bericht “Ablasshandel mit dubiosen Zertifikaten” am 27. November 2012 die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Manche Auditoren seien bestechlich, sagte dem Bericht zufolge auch Gisela Burckhardt von der Clean Clothes Campaign (CCC). Zudem würden die Prüfungen der Sozialstandards den tatsächlichen Problemen nicht gerecht. Der Direktor Corporate Responsibility der Versandhandelsgruppe Otto, Johannes Merck, schilderte im Interview mit der Süddeutschen Zeitung vom 27. November 2012, wie sein und andere Unternehmen versuchen, sich im Spagat zwischen Wettbewerbsdruck und gesellschaftlicher Verantwortung der Einhaltung sozialer Standards bei Zulieferern zu vergewissern. “Hundertprozentige Sicherheit wird man aber wohl nicht kriegen”, räumte er ein. Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel rief die Verbraucher auf, ihre Marktmacht zu nutzen und beim Kauf von Weihnachtsgeschenken auf Zertifizierungen zu achten, die Arbeits-, Sozial- und Umweltstandards auswiesen, berichtete die Zeitung Die Welt am 9. Dezember 2012.
Fabrikbrand in Bangladesch: Diskussion um Standards
, Ausgabe 129 November-Dezember 2012