Ein Ritt durch die Geschichte islamischer Stiftungen ist im Forschungsjournal Soziale Bewegungen zu lesen (FJ SB 30/2017, Heft 4), das sich in seinem Heftschwerpunkt mit Kritik am Stiftungswesen befasst. Der Autor, Murat Cizakca, Professor an der Karatay Universität in Konya in der Türkei, schildert die Entstehung der sogenannten “waqfs”, Stiftungen, die ursprünglich aus Immobilienvermögen bestanden, sowie ihre Wandlungen über die Jahrhunderte und unter den Kolonialmächten. Diese drängten auf Veränderungen, weil die waqfs den Handel mit Land behinderten. Das hatte teils dramatische Auswirkungen, so Cizakca: “Da die Mehrzahl der Schulen in Indien waqf-Eigentum waren, wurde damit dem Bildungssystem in Indien der Todesstoß versetzt.” Auch in Malaysien verloren unter britischer Herrschaft Muslime “die Freiheit, ihre Ländereien zu waqf-Ländereien zu erklären”. Diese Prozesse und ihre Folgen waren bis heute nicht umkehrbar, lehrt die Lektüre des Beitrags, und der Autor folgert: “Es liegt eine Ironie darin, dass der Westen mittlerweile seine feindseligen Handlungen revidiert hat und die erfolgreichsten waqf-ähnlichen Institutionen sich nunmehr im Westen befinden, waqfs jedoch in der islamischen Welt schwach vertreten sind.”
FJ SB: Geschichte islamischer Stiftungen
Ausgabe 186 Februar 2018