FJNSB: “Sozialkapital und Integration – Überforderte Zivilgesellschaft?”

Das Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen (Heft 3 – September 2009) widmet sich dem Thema Sozialkapital und neue soziale Ungleichheiten. Petra Böhnke untersucht den Zusammenhang von mangelnden Ressourcen und Partizipationschancen in der Europäischen Union und kommt zu dem Schluss: “Arm sein in den reichsten Ländern der EU mit weit reichenden Sozialschutzregelungen bedeutet in hohem Maße sozialen Ausschluss.” Armut habe zudem Einfluss auf das bürgerschaftliche Engagement: Eine Analyse der Daten aus der Längsschnittstudie “Sozio-oekonomisches Panel” 2008 ergebe, dass soziale Einbindung und bürgerschaftliches Engagement ungleich verteilt und für arme Menschen schwerer zugänglich seien. “Wenn das ‘Projekt Zivilgesellschaft’ in der Hauptsache von den Mittelschichten getragen wird (Nolte 2003) und Armutserfahrungen aus der Mittel- und Oberschicht zunehmen, geben diese Entwicklungen durchaus Anlass zur Sorge”, so Böhnke. – Frank W. Heuberger präsentiert mit Birger Hartnuß die Ergebnisse seiner qualitativen Studie “Topmanagement in gesellschaftlicher Verantwortung. Wie Wirtschaftsführer in Deutschland gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen”, die am Centrum für Coporate Citizenship Deutschland entstand. Fazit: Der Begriff Zivilgesellschaft ist in der Wirtschaftswelt noch nicht angekommen. Zwar hätten Unternehmen Erfahrung in der Zusammenarbeit mit NGOs gesammelt, aber eine Kooperation auf Augenhöhe setze “auch und vor allem ein angemessenes Verständnis der Zivilgesellschaft und des Dritten Sektors als gesellschaftlicher Sphäre” voraus, so die Autoren. – Die Einleitung der Herausgeber mit einer Diskussion des Begriffs Sozialkapital nach Robert D. Putnam und Pierre Bourdieu sowie Abstracts der einzelnen Beiträge können online eingesehen werden.

, Ausgabe 95 Oktober 2009