FJSB: Ziviler Widerstand der „Letzten Generation“ auf wackligem Grund

Mahatma Gandhi, Mississippi Freedom Summer, Atommüll-Blockaden: In diese Tradition zivilen Ungehorsams reihen sich auch die sogenannten „Klimakleber“ der Initiative „Letzte Generation“ ein. Das meint der Soziologieprofessor und Protest- und Bewegungsforscher Dieter Rucht. In seinem Beitrag „Die Letzte Generation: Eine kritische Zwischenbilanz“ im Forschungsjournal Soziale Bewegungen (FJSB 2023 Heft 2) klopft er die Bewegung auf ihre Einstellungen zu Recht und Gesetz und Gewaltfreiheit ab. Einzelne Aufweichungen des Konzepts zivilen Ungehorsams findet er, wo Aktivisten vermummt oder anonym handeln. Doch seien die Aktivisten keinesfalls in einen als „Klima-Terrorismus“ oder gar „grüne RAF“ bezeichneten Zusammenhang zu rücken. In seinem Versuch einer systematischen Betrachtung kommt Rucht zu dem Schluss: „Die legitimitätsheischende Behauptung der LG (Letzten Generation, d. Red.), sie müsse zivilen Widerstand leisten, da ‚die Politik‘ den Willen von 99 Prozent der Bevölkerung missachte, ruht auf wackeligem Grund, solange eine satte Mehrheit der Bevölkerung zwar die Dringlichkeit des Klimaschutzes anerkennt, aber die Protestmethoden der LG ablehnt.“ (+)

FORSCHUNGSJOURNAL.DE/HEFTE/2023-HEFT2-NEUE-RADIKALITAET-PROTEST-GEWALT-ZIVILER-UNGEHORSAM-VERSUCHE-EINER-GRENZZIEHUNG

, Ausgabe 245 Juni 2023