FAZ: Große Dummheit

Das unpolitische Selbstverständnis deutscher Bürger monierte am 19. Juli 2017 der Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), Jürgen Kaube. In seinem Beitrag “Deutschland, der ewige Klassenbeste” griff er einen Aufsatz des Staatsrechtlers Christoph Möllers in der Zeitschrift “Merkur” auf: Sich der Mitte zuordnende Bürger hielten Politik für entbehrlich und zögen es vor, wenn Experten oder der Markt die Suche nach der besten Lösung übernähmen. “Alltags überbeschäftigt, abends zu Erbaulichkeiten oder Freizeit geneigt, definieren sich diese Bürger und -innen nicht als tragende Schicht der Gesellschaft, sondern als Ansammlung von unterschiedlich erfolgreichen Individuen. Darin liegt eine große Dummheit”, schrieb Kaube. “Denn das Desinteresse an Politik unterstellt, dass deren Funktionieren garantiert ist und für den Rest das berühmte “zivilgesellschaftliche Engagement” sorgt: Geld für Projekte oder Unterschriften für gute Zwecke sammeln, Protest twittern…” Gerate jedoch die Demokratie einmal unter Druck, wie derzeit in Osteuropa oder der Türkei, sei es mit so einer Haltung nicht mehr getan.

, Ausgabe 180 Juli 2017