Hinterm Internet geht’s weiter – oder auch nicht: Digitalisierung in Non-Profit-Organisationen

Die Digitalisierung hat inzwischen die meisten Menschen in Deutschland erreicht. 95 Prozent der Menschen ab 16 Jahre nutzten 2023 das Internet, 57 Prozent erledigten ihre Geldgeschäfte per Onlinebanking, 49 Prozent waren in sozialen Netzwerken unterwegs, so das Statistische Bundesamt. Das sind wichtige Voraussetzungen, um digital zu arbeiten, doch dafür die geeignete digitale Umgebung aus Hardware, Software und datenschutzkonformen Plattformlösungen aufzubauen, gelingt nicht allen Non-Profit-Organisationen.

So stellten die Autoren der Anfang 2023 veröffentlichten Studie „Zwischen Appstore und Vereinsregister – Ländliches Ehrenamt auf dem Weg ins digitale Zeitalter“ von neuland 21 e.V. und dem Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung Erkner (IRS) fest, dass zwar die meisten der befragten Vereine einen Webauftritt hatten, aber nur eine Minderheit der befragten Vereinsangehörigen digitales Projektmanagement oder Onlinespeicher nutzten. In einem eigens entwickelten Digitalisierungsindex, der den Einsatz digitaler Werkzeuge intern und extern sowie die digitalen Kompetenzen der Vereinsmitglieder maß, erzielten die meisten Vereine maximal 6 Punkte auf der Skala von 0 bis 10. 35 Prozent der befragten Vereine im ländlichen Raum hatten kein Budget, um ihre Digitalisierung voranzutreiben. Wie weit die Engagierten ihre privaten Ressourcen einsetzten, hing von den sozioökonomischen Faktoren vor Ort ab. Weitere Hemmnisse waren fehlende Expertise und das Alter der Engagierten, vor allem in sozial und wirtschaftlich schlechter aufgestellten Regionen. Um die Digitalisierung voranzutreiben, brauchte es in den Organisationen Initiatoren, vor allem im Vorstand. Wichtig war auch, ob sie bei ihren Mitstreitern auf Offenheit und die Bereitschaft zur Veränderung stießen.

Faktor Zeit

Die Erfahrungen der Stiftung Aktive Bürgerschaft in der Beratung von digitalisierungsinteressierten Bürgerstiftungen zeigen, dass neben Expertise, Kompetenzen und finanziellen Ressourcen auch der Faktor Zeit eine erhebliche Rolle spielt. So wurde in der Beratung der Aktiven Bürgerschaft unter anderem von einer Bürgerstiftung thematisiert, dass die Schulungen der Software-Anbieter in die Arbeitszeiten der berufstätigen Engagierten fielen und deshalb die Einführung der digitalen Tools nicht umgesetzt werden konnte.

Insgesamt ist wohl davon auszugehen, dass auch in Non-Profit-Organisationen wie überall in Wirtschaft und Gesellschaft zuweilen noch ein gewisser Trägheitsfaktor zu überwinden ist. Er wird sichtbar im Digitalisierungsindex 2023/24 des Digitalisierungsnetzwerks D21: Hier äußerten sich 52 Prozent der Befragten ablehnend, skeptisch oder ambivalent gegenüber der Digitalisierung.

Zur Studie über Vereine
Zum Statistischen Bundesamt
Zum Digitalindex von D21

Der Beitrag ist Teil des Fokus Digitalisierung – zwischen Hype und Herausforderung der bürgerAktiv – Nachrichten für Engagierte der Stiftung Aktive Bürgerschaft. Zum Fokus Digitalisierung – Zwischen Hype und Herausforderung

, Ausgabe 254 April 2024, Fokus