Kommentar: Jeden Monat gute Taten

Der Jahresrückblick der bürgerAktiv-Redaktion

2014 war ein gutes Jahr für das bürgerschaftliche Engagement! Jedenfalls, was das Engagement der Leute selbst anging. BürgerAktiv konnte Monat für Monat über gute Taten berichten. Etwa, dass weitsichtige Bürger mit Zustiftungen, Fonds oder Vermächtnissen beachtliche Geldsummen den Bürgerstiftungen anvertrauten, deren weltweit hundertjähriges Bestehen 2014 zu feiern war. Ihre Erfolgsgeschichte setzte sich also auch in Deutschland weiter fort. Und das obwohl sie, wie alle Stiftungen, auch in diesem Jahr mit den weiter sinkenden Zinserträgen zu kämpfen hatten, die die Budgets schmälerten. Glücklicherweise gibt es noch andere Finanzierungsquellen für gute Taten!

Zum Beispiel Spenden – da ließen sich die Bürger nicht lumpen. Das Jahr startete mit Meldungen über Rekordsummen aus dem Vorjahr. Oder Crowdfunding: Im Januar konnten wir berichten, dass die ersten Exemplare des mit ethisch-korrektem Anspruch produzierten Mobiltelefons Fairphone ausgeliefert wurden, 2014 das wohl prominenteste Beispiel für Crowdfunding mit Engagementfaktor. Und dann war da noch das Geld von bösen Buben wie Formel-Eins-Chef Bernie Ecclestone, der im August zu einem Bußgeld von 100 Millionen Dollar verdonnert wurde. Gut, davon flossen nur 1 Million Dollar an eine gemeinnützige Stiftung und 99 Millionen gingen an den Freistaat Bayern. Aber wer wird denn bei solchen Summen kleinlich sein?

Lieber in Ruhe gelassen

Die Politik, die etwas ändern könnte, war es jedenfalls nicht. Bloß nicht stören, wo doch alles bestens läuft, lautete offenbar die Devise, so verkündet im März von Ralf Kleindiek, Staatssekretär im Bundesfamilienministerium, beim Forum Aktive Bürgerschaft 2014. Bekräftigt wurde dies von Familienministerin Manuela Schwesig durch engagementpolitische Enthaltsamkeit, die sie nur gelegentlich mit Lobreden unterbrach, etwa im Oktober über die Tafeln. Es muss ein wundervolles Gefühl sein, in seinen Kernaufgaben so viel Entlastung von den Bürgern zu erfahren. Um andersherum die Bürger in ihrem Tun nicht mit lästiger Teilhabe an politischen Entscheidungen abzulenken, verkündete der Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement des Bundestages im Mai, dass er in dieser Legislaturperiode grundsätzlich nicht öffentlich tagt.

Auch lieber in Ruhe gelassen werden wollten Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft. Günter Stock, Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, verwahrte sich im Juli dagegen, dass zivilgesellschaftliche Organisationen Einfluss auf die Forschungsplanung nehmen. Und aus der Textilindustrie hörte man im April, dass die Beteiligung am Hilfsfonds für die Opfer des Fabrikeinsturzes in Bangladesch zu wünschen ließ. Dann hörte man lange nichts mehr, und im Oktober endete das Bemühen des Entwicklungshilfeministers Gerd Müller um ein Textilbündnis mit Rückziehern auf Unternehmensseite.

Da sollte, wer gute Taten sucht, lieber wieder auf die Bürger vor Ort schauen. Die ihrerseits ließen sich nämlich auch nicht beirren und machten was. Senioren lasen Schulkindern vor, Schüler gaben Computerkurse für Senioren. Studierende spielten mit Kindern Theater, entwickelten Kampagnen für gemeinnützige Organisationen oder übersetzten medizinische Befunde für Patienten. Die Menschen sammelten Geld für gute Zwecke und entwickelten neue Projekte. Und am Jahresende lesen wir von Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen und Spendenfreude. Das klingt gut! Hoffen wir, dass das so weitergeht. GUDRUN SONNENBERG

Jahresrückblick der Redaktion für bürgerAktiv – Nachrichtendienst Bürgergesellschaft, Ausgabe 151 – November-Dezember 2014 vom 12.12.2014

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