Stiftungen und andere gemeinnützige Organisationen haben Schwierigkeiten, Mitstreiter im Ehrenamt für ihre Gremien zu finden: Diese Beobachtung macht im Stiftungsmanagement Hans-Dieter Meisberger, bei der DZ PRIVATBANK Abteilungsdirektor und Leiter Stiftungen, Öffentliche Einrichtungen und Non-Profit-Organisationen. Die Politik sollte deshalb mit besseren Angeboten Engagierte stärker motivieren, meint er.
Was macht Ihnen in der Stiftungsbetreuung am meisten Arbeit?
Der Schwerpunkt im Stiftungsmanagement der DZ PRIVATBANK liegt in der Vermögensberatung und in der Konzeption einer für jede einzelnen Stiftung passende Anlagelösung. Viele Stiftungen werden ehrenamtlich geführt und die Verantwortlichen sind in der Regel keine Finanzprofis. Die Stiftungsgremien schätzen unsere Zusammenarbeit und Transparenz, wenn es um die Erstellung einer Anlagerichtlinie oder Konzeption einer Anlagelösung geht. Themen wie „ESG“, „Nachhaltige Kapitalanlagen“, „Risikomanagement“, „Sicherheit“ , „ordentliche Erträge“ bis hin zur Unterstützung in der Dokumentation in der „Rechnungslegung“ sind die alltäglichen Parameter in unserer Stiftungsberatung.
Mit welchen Strategien begegnen Sie den Anforderungen?
Die Strategien sind sehr unterschiedlich und sehr heterogen, daher schauen wir uns die individuellen Bedürfnisse genau an. Die Basis und die Grundlage ist immer eine „Anlagerichtlinie“ der jeweiligen Stiftung. Sobald hierin Klarheit besteht, ist die Anlagestrategie auch zielgerichtet definiert. Nach wie vor erreichen uns Anforderungen von einer konservativen (bis zu 30 Prozent Aktienanteil) bis hin zu einer ausgewogenen Anlagestrategie (max. 50Prozent Aktienanteil). Gerade Stiftungen, die auf „unbestimmte Zeit“ begründet wurden, sind als langfriste Anleger auf der Suche nach einer ausgewogenen Anlagestrategie. Darüber hinaus hat sich in den letzten Jahren das Thema „Nachhaltige Kapitalanlage“ verstärkt. Hier gibt es unterschiedliche Anforderungen, je nach Ursprung der Stiftung. Beispielsweise investieren kirchennahe Stiftungen nach einem anderen Leitfaden als kommunalnahe Stiftungen.
Was wünschen Sie sich von der Politik?
Wir leben in bewegten Zeiten. Von daher wünsche ich mir von der Politik (ob von der Bundesregierung oder der jeweiligen Landesregierungen) eine freundliche und besonnene Herangehensweise im Dritten Sektor zum Wohle der gemeinnützigen Stiftungen. In den letzten Jahren wurde durch unterschiedliche Reformen schon vieles positiv verändert. Die Gremien in den jeweiligen Stiftungen arbeiten aber weitestgehend ehrenamtlich und philanthropisch orientiert. Von daher würde ich mir noch eine weitere Stärkung der ehrenamtlichen Tätigkeiten und damit verbundenen Anreize wünschen. Wir sehen, dass immer mehr Stiftungen (ebenso wie Vereine) Schwierigkeiten haben, engagierte Mitstreiter zu finden, die ehrenamtlich für die gemeinnützige Körperschaft arbeiten möchten. Hier wünsche ich mir von der Politik, dass es mehr Anreize gäbe (zum Beispiel durch Ehrenamtskarten mit Vergünstigungen bei Eintritten in Kultureinrichtungen, Freizeiteinrichtungen, beim Reisen im Nahverkehr etc.). So könnte die Zivilgesellschaft insgesamt gestärkt werden. Zu diskutieren wäre ebenso ein verpflichtendes „Bürgergesellschaftsjahr“ für alle Schulabgänger zwischen 18 und 25 Jahren. Gemeinnützige Körperschaften und Wohlfahrtsverbände würden hiervon ebenso profitieren wie Einrichtungen und Verbände der Länder und des Bundes.
Interview: Gudrun Sonnenberg
Der Beitrag ist Teil des Fokus Engagementpolitik: Was geht noch? der bürgerAktiv – Nachrichten für Engagierte der Stiftung Aktive Bürgerschaft. Zum Fokus Engagementpolitik: Was geht noch?