Die Bürger sind der Politik voraus, was die realistische Einschätzung der Migrationsverhältnisse in Deutschland anbelangt: Mehr als die Hälfte hält die Abwanderung aus Deutschland für zu hoch und befürwortet eine stärkere Zuwanderung von Hochqualifizierten. Das ergab eine Befragung der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) GmbH unter 2.450 Personen mit und ohne Migrationshintergrund zum Jahresende 2010. Die Ergebnisse stellte der SVR am 13.04.2011 in Berlin unter dem Titel “Migrationsland 2011” vor. 48,5 Prozent der Befragten ohne Migrationshintergrund und 40,9 Prozent der Zuwandererbevölkerung befürworten eine verstärkte Aufnahme von Flüchtlingen und Asylsuchenden in Deutschland. Klaus J. Bade, SVR-Vorsitzender, kommentiert: “Auch hier verwechselt Politik die nüchternen Einschätzungen der Bürgergesellschaft oft mit hysterischen publizistischen Diskursen” wie etwa der Sarrazin-Debatte. Insgesamt gelangt das Migrationsgutachten zu “verhalten positiven Einschätzungen” und verzeichnet auf Seiten der Bürgergesellschaft ein hohes Informationsniveau und differenzierte Erwartungen an die künftige Migrationspolitik in Deutschland. Online veröffentlicht, ist “Migrationsland 2011” das zweite Jahresgutachten zur Abschätzung von Integration und Migration in Deutschland, das der Sachverständigenrat vorlegt. Gegründet wurde das Gremium, dem neun Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angehören, Ende 2008 auf Initiative der Stiftung Mercator GmbH und der VolkswagenStiftung. Finanziert wird es von acht großen deutschen Stiftungen.
Migrationsgutachten 2011 des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen
, Ausgabe 111 April 2011