Als Auszeichnung und als Ermutigung will das Friedensnobelpreiskomitee die diesjährige Preisvergabe an das “Quartett für den nationalen Dialog in Tunesien” verstanden wissen. Es besteht aus vier Verbänden – dem Gewerkschaftsverband (UGTT), dem Arbeitgeberverband (UTICA), der Menschenrechtsliga (LTDH) und der Anwaltskammer. In der Begründung heißt es, das Quartett habe einen “entscheidenden Beitrag für die Entwicklung einer pluralistischen Demokratie nach der Jasmin-Revolution von 2011 geleistet”. Nach einer Reihe von politischen Morden und sozialen Unruhen im Sommer 2013 konnte das Quartett einen “nationaler Dialog” initiieren, woraus sich eine neue Übergangsregierung aus ausschließlich parteiunabhängigen Experten bildete. Tunesiens neue Verfassung gilt als fortschrittlichste in der arabischen Welt, weil es trotz fehlender Säkularisierung die islamische Religion nicht festschreibt, vergleichsweise weitgehende Frauenrechte festhält, eine unabhängige Justiz vorschreibt und mit zwei eigenständigen Staatsoberhäuptern eine Machtkonzentration zu vermeiden sucht.
Tunesien: Nobelpreis für die Zivilgesellschaft
, Ausgabe 161 Oktober 2015