Jung hilft Alt

Mit ihrem sozialgenial-Projekt „Jung hilft Alt – Aktiv trotz Demenz“ unterstützen Schülerinnen und Schüler eines Gymnasiums in Hürth niedrigschwellige Angebote für demenzkranke Menschen in einer Selbsthilfegruppe. Was in den Anfängen als reines Praktikum gedacht war, hat sich schnell zu einem Service-Learning-Projekt entwickelt.

Die 15 Neuntklässler des Ernst-Mach-Gymnasiums in Hürth werden zu Experten in Sachen Demenz und engagieren sich für betroffene Senioren. „Ich hatte schon vorher Kontakt zu Menschen mit Demenz, meine Oma hatte das. Darum wollte ich mehr darüber erfahren“, äußert sich die Schülerin Justine Zurwellen (15 Jahre) zu ihrer Motivation am Projekt teilzunehmen. Mittlerweile ist sie geschult darin, was das Krankheitsbild Demenz umfasst, welche Ursachen und Therapiemöglichkeiten es gibt und worauf im Umgang mit erkrankten Menschen zu achten ist. Ein wichtiger Zugang sind Aktivitäten, die die sinnesorientierte Wahrnehmung und Interaktion trainieren. Ihr erworbenes Wissen setzen die Schüler daher in einer achtwöchigen Praxisphase bei der Selbsthilfegruppe Füreinander ein. Alisha Semmel und Justine Zurwellen (beide 15 Jahre) gestalteten Einheiten zum Bewegungstraining. Benjamin Frege (15 Jahre), der gern Theater spielt, improvisierte mit den Senioren eine Geschichte. Wenn mit Musik zum Tanz aufgefordert wird, schunkeln Alt und Jung gemeinsam durch den Therapieraum. Unterstützt werden die Schüler von Dr. Sibylle Schreckling, Leiterin der Selbsthilfegruppe und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für psychisch Kranke im Erftkreis (APK) e.V. In den Fächern Religion und Praktische Philosophie werden sie in der gesamten Projektlaufzeit von Lehrerin Ute Korf begleitet. Sie reflektieren ihre im Praktikumsbericht dokumentierten Erfahrungen und bringen diese in den Unterricht ein.

Stetige Weiterentwicklung

Bereits 2006 machten die ersten Schüler des Gymnasiums ein Praktikum bei der Selbsthilfegruppe. 2010 wurde das Angebot in ein Service Learning-Projekt umgewandelt. Die Schülerinnen und Schüler erhalten damit die Möglichkeit, selbst ihr Engagement zu gestalten. Jeder 9. Jahrgang setzt einen neuen inhaltlichen Impuls für die Weiterentwick­lung des Projekts. Im Schuljahr 2012/13 wollen die Schüler den Fokus auf Demenz bei Menschen mit Migrationshintergrund richten. Diese thematische Erweiterung soll auch in dem von ihnen mitorganisierten Fachtag Demenz aufgegriffen werden, der seit 2010 jährlich in der Schule stattfindet. Fachleute, pflegende Angehörige und Betroffene stellen gemeinsam mit den Schülern ihre Erfahrungen und ihr Fachwissen der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung. Über einhundert Teilnehmende waren es in diesem Jahr. Der nächste Fachtag in der Schule findet im Frühjahr 2013 statt. Eine gute Gelegenheit für die ehemaligen und neu engagierten Schüler, sich miteinander zu vernetzen.

Was das Engagement bewirkt

„Es war für mich eine schöne Erfahrung, zu sehen, dass die Senioren trotz der Erkrankung an allem Spaß hatten, was wir mit ihnen gemacht haben“, berichtet die Schülerin Hilal Selen Taskinsoy (15 Jahre) von ihrem Engagement. Mit ihren niedrigschwelligen Angeboten für die Begleitung im Alltag von Demenzerkrankten leisten die Schüler einen wesentlichen Beitrag zum entspannteren Miteinander von pflegenden Familienangehörigen und Erkrankten. Dr. Sibylle Schreckling zieht eine durchweg positive Bilanz: „Die Schüler werden auch vertraut in Bezug auf das Thema Nähe und Distanz. Schaut einmal, wie viel ihr helfen wollt, wie viel Hilfe zugelassen wird und wie ihr dabei selbst agieren könnt. Es ist sicherlich eine gute Schule für’s Leben und ich sehe, dass die Schüler auch für dieses Thema durchaus sensibel sind.“

 

Schule: Mehr als 1100 Mädchen und Jungen besuchen das Ernst-Mach-Gymnasium Hürth Schulpartner: Arbeitsgemeinschaft für psychisch Kranke im Erftkreis (APK) e.V., Träger der Selbsthilfegruppe Füreinander Dauer: jährlich engagieren sich Schüler des 9. Jahrgangs Verknüpfung mit dem Unterricht: Praktische Philosophie, Religion Verankerung im Stundenplan: Sozialpraktikum

Download Schulportrait “Jung hilft Alt”, sozialgenial-Leuchtturmprojekt 2012

Generationenübergreifende Projekte, Gesundheitsförderung, Sport und Bewegung, Gymnasium, Integration und Teilhabe