Wie können junge Menschen konkret Verantwortung übernehmen? Das probierte eine Hauptschule in Düsseldorf aus. Alle Schülerinnen und Schüler des 8. Jahrgangs waren aufgerufen, sich eine gemeinnützige Organisation in ihrem Stadtteil zu suchen, um sich zu engagieren. Nach erfolgreichem Probelauf heißt es seitdem für alle Achter ein Halbjahr lang „Soziale Verantwortung lernen“ (SoVar).
Wie junge Menschen konkret Verantwortung übernehmen können, das probierten Schülerinnen und Schüler (13 bis 15 Jahre) an der Gemeinschaftshauptschule Graf-Recke-Straße in Düsseldorf aus. 64 Schülerinnen und Schüler, drei Klassen des 8. Jahrgangs, hatte die Schulleitung erstmals aufgerufen, sich eine gemeinnützige Organisation in ihrem Stadtteil, z. B. Grafenberg, zu suchen. Zum ersten Mal engagierte sich damit ein gesamter Jahrgang. Mit Erfolg!
Max (14 Jahre) wurde zum willkommenen Spielpartner und Teammitglied in einer Kindertagesstätte. Jeden Mittwoch war für die Kinder „Max-Tag“: Fünf Stunden war er da, um mit ihnen Fußball zu spielen oder Schiffe zu bauen. „Wenn ich auf die Kinder aufgepasst habe, da wusste ich, dass ich dem Team hier eine richtige Hilfe war“, sagt Max. Er hat dadurch viel Neues gelernt: Was es heißt, eine Gruppe von Kindern zu betreuen, in hektischen Situationen den Überblick zu bewahren und mit einem Team zusammenzuarbeiten, das ihn unterstützt, wenn ein Kind sich wehgetan und geweint hat.
Einen ganzen Tag, zwölf Wochen
Jeden Mittwoch hieß es für Max und seine Mitschülerinnen und Mitschüler: „Soziale Verantwortung lernen“ (SoVar). Einen ganzen Tag, fünf Stunden, über zwölf Wochen hinweg engagierten sich die Schüler einzeln in den von ihnen gewählten Organisationen. Ihr Engagement kam unter anderen Grundschülern, Kindern, Senioren und Wohnungslosen zu Gute. Und sie nahmen Einblick in das „Innenleben“ von gemeinnützigen Organisationen. Unterstützt wurden sie nicht nur von ihren Klassenlehrern. Manuela Schönrath-Becker und Edeltraud Görner von der AWO Düsseldorf stellten die Kontakte zu gemeinnützigen Organisationen her und bereiteten die Achtklässler auf ihr Praktikum vor.
Effekte des Projekts
Die Schüler machten die Erfahrung, dass sie mit ihrer Engagementbereitschaft und ihren Ideen nicht nur erwünscht, sondern willkommen waren. Auch für die berufliche Orientierung war ihr Engagement ihnen hilfreich. Was sie für sich gelernt haben – Verantwortung zu übernehmen, Verpflichtungen einzugehen und Absprachen einzuhalten – brachten die Schüler in das Unterrichtsfach Arbeitslehre ein. Den drei Klassenlehrern Angelika Bauer, Regine Schmidt und Ralf Fröhlich war es besonders wichtig, dass das Engagement der Schüler im Unterricht aufgearbeitet wird. Einmal im Monat besuchten sie die Jugendlichen bei ihren Organisationen, um sich selbst ein Bild zu machen. Außerdem baten sie die Schüler und ihre Betreuer, ihren Einsatz zu bewerten. „Die meisten Jugendlichen schätzten dabei ihre eigene Leistung viel schlechter ein als ihre Betreuer. Das sind sehr positive Erfahrungen für die Schüler“, so Angelika Bauer. Die Schüler befragten sich auch untereinander, in Gesprächsrunden im Unterricht oder bei einem improvisierten Radiointerview. Die positiven Erfahrungen stärken ihre Klassen- und Schulgemeinschaft. Nach dem erfolgreichen ersten Durchgang, der als Probelauf fungierte, beschloss die Schulkonferenz, „Soziale Verantwortung lernen“ dauerhaft in das Schulprogramm aufzunehmen. Jeder 8. Jahrgang wird sich künftig engagieren.
Schule: 380 Mädchen und Jungen besuchen die Gemeinschaftshauptschule Graf-Recke-Straße in Düsseldorf. 64 Schülerinnen und Schüler, der gesamte 8. Jahrgang, engagierten sich im Schulprojekt „Soziale Verantwortung lernen“ Schulpartner: Jugendberatung der AWO Düsseldorf (koordinierte den Kontakt zu sozialen Einrichtungen) Dauer: seit Oktober 2011, ab dem Schuljahr 202/13 Teil des Schulprogramms Verknüpfung mit dem Unterricht: Arbeitslehre Verankerung im Stundenplan: Sozialpraktikum
Download Schulportrait “Soziale Verantwortung lernen”, sozialgenial-Leuchtturmprojekt 2013