Über Missstände in einem SOS-Kinderdorf Anfang der 2000er Jahre, die der Münchner Sozialpsychologe Prof. Dr. Heiner Keupp im Auftrag von SOS zusammentrug, ist derzeit in verschiedenen Medien zu lesen. In der Süddeutschen Zeitung vom 20. Oktober 2021 blickte Bernd Kastner über den aktuellen Konflikt hinaus auf die Aufarbeitungskultur im SOS-Verein. Schon 2010 habe dessen Sozialpädagogisches Institut einen Bericht über körperliche und seelische Misshandlungen zwischen 1956 und 1975 vorgelegt. „Als Ursache solcher Methoden wird eine Überforderung vor allem der Kinderdorfmütter genannt, die Abschottung der SOS-Familien und die damals üblichen Normen in der Erziehung“, berichtet Kastner. Der Bericht sei nicht veröffentlicht worden, es gab lediglich ein kurzes Statement auf der Homepage und eine Entschuldigung. Kastner fasst zusammen: „Intern wurden laut SOS Konzepte und Leitlinien für den Kinderschutz überarbeitet, auch wurde eine Anlauf- und Meldestelle etabliert. Der Verein nahm den Bericht von 2010 jedoch nicht zum Anlass für eine fundierte Aufklärung der Vergangenheit in Bezug auf Gewaltanwendung an Kindern.“ Der Beitrag hat den Titel „Kinderdorf-Mutter weist Vorwürfe zurück“.
Süddeutsche Zeitung: Aufklärung über Missstände in SOS-Kinderdörfern
Ausgabe 227 Oktober 2021