„Süddeutsche Zeitung“: Nach Krise verfliegt Wertschätzung

In einem Interview mit der „Süddeutsche Zeitung“ vom 15. April 2020 äußert sich Paul Pofyka, der Leiter eines regionalen Corona-Krisenstabs beim Roten Kreuz, zu der plötzlichen Anerkennung aus Politik und Gesellschaft für seine Arbeit: „In Zeiten von besonderen Krisen gibt es immer ein Strohfeuer von Anerkennung und Wertschätzung. Als ich 2015 angefangen habe als Geschäftsführer in Dachau, war gerade die Flüchtlingskrise sehr aktuell. Da war auch in Dachau einiges los und da wurde – von den meisten zumindest – ähnlich anerkennend wie heute auf die Arbeit der Wohlfahrtsverbände reagiert.” Doch sobald es dann an die Abrechnung ging, sei nichts mehr von der anfänglichen Anerkennung zu spüren gewesen: “Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich mit meinem Stellvertreter stundenlang in der Regierung von Oberbayern saß und wir über 500 Euro gestritten haben. Ob die in der Krise berechtigt ausgegeben wurden oder nicht. Sobald alles fertig abgewickelt ist, sobald es wieder läuft, schalten viele in einen Modus um, in dem die Wertschätzung verfliegt und die Unsichtbarkeit des karitativen Sektors zurückkehrt – bis zur nächsten Krise. Das ist schade.“ 

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Ausgabe 210 April 2020