Tradition, Lotterie und Gemeinsinn: Die Gewinnsparvereine der Genossenschaftsbanken

Es war einmal eine nach Krieg, Verlust und Währungsreformen konsumfreudige Bevölkerung, die zum Sparen motiviert werden wollte. So kam es zur Gründung des ersten Gewinnsparvereins einer Genossenschaftsbank in Deutschland. Man schrieb das Jahr 1951. Seither verbinden die Gewinnsparvereine der Genossenschaftsbanken Sparanreiz, Lotterie und Unterstützung für gemeinnützige Projekte.

2026 werden sie 75 Jahre alt: die Gewinnsparvereine der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Von ihnen erhalten die Genossenschaftsbanken Mittel, die sie für ihr gemeinnütziges Engagement verwenden. Sie sind ein zentraler Bestandteil bei der Finanzierung des gesellschaftlichen Engagements.

So funktioniert das Gewinnsparen:

Kunden einer Genossenschaftsbank kaufen ein Gewinnsparlos. Der größte Teil davon – 75 bis 80 Prozent des Lospreises – wird als Sparvertrag bei der jeweiligen Bank angelegt. Mit dem verbleibenden Teil nehmen die Kunden an der monatlichen Lotterie des Gewinnsparvereins teil, wo Geld- und Sachpreise verlost werden. Und sie tun Gutes: Was nach Abzug der Kosten für die Lotteriepreise, Lotteriesteuer und Verwaltung übrigbleibt, der sogenannte Reinertrag, geht zurück an die Genossenschaftsbanken, und diese verwenden ihn vollständig, zu hundert Prozent für ihr gemeinnütziges Engagement. Er fließt also an Vereine, soziale Einrichtungen, Schulen und Kirchen in der Region. Das Geld kommt Familien, Kindern und Senioren zugute.

Diese Reinerträge aus den Gewinnsparvereinen liegen stabil bei rund 96 Millionen Euro. Die aktuelle Herausforderung ist, wie überall in der Genossenschaftlichen FinanzGruppe, die jüngere Generation zu erreichen. Hier punkten die Gewinnsparvereine digital: „Wir gehören zu den erfolgreichsten Produkten im Onlinebanking und in der App“, sagt Jürgen Rehm, Vorstandsmitglied des Gewinnsparvereins in Baden-Württemberg. „Bis zu 40 Prozent der Abschlüsse in der App entfallen auf das Gewinnsparen – das ist ein Spitzenwert.“

Das machen die Gewinnsparvereine:

Es gibt acht Gewinnsparvereine der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Sie fungieren als Dienstleister für die Banken, die die Lose selbst verkaufen. Dazu gehört unter anderem, den Banken über deren eigene Ideen hinaus Impulse für Förderprojekte zu geben, mit denen sie auf die Zielgruppen zugehen können und die sie in ihrer Region unterstützen möchten, darunter junge Menschen in Sportvereinen, Jugendfeuerwehren, Schulen und Kindertagesstätten.

Die Gewinnsparvereine prüfen zudem, ob die Projekte, die die Banken unterstützen wollen, gemeinnützig im Sinne der Abgabeordnung sind, und sie ordnen sie in die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs) ein. Das Gewinnsparen vereine finanzielle Vernunft mit sozialem Engagement und vermittle generationenübergreifend genossenschaftliche Werte wie Solidarität, Verantwortung und Gemeinschaft, sagt Georg Präkelt, Geschäftsführer des Gewinnsparvereins Norddeutschland: „Das Gewinnsparen ist gelebte genossenschaftliche DNA.“

Die Gewinnsparvereine der Volksbanken und Raiffeisenbanken

Der Beitrag ist Teil des Fokus Wie sich Genossenschaftsbanken engagieren der bürgerAktiv – Nachrichten für Engagierte Juni 2025 der Stiftung Aktive Bürgerschaft.

Text: Gudrun Sonnenberg
Fotos: GSV-GW, GSV-Nord

, Ausgabe 267 Juni 2025, Fokus