Ärzte ohne Grenzen: Verzicht auf EU-Gelder

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen will künftig kein Geld mehr bei der Europäischen Union (EU) und ihren Mitgliedstaaten beantragen. Das gab die Organisation am 17. Juni 2016 bekannt. Als Begründung nannte sie die Abschottungspolitik der EU gegen Flüchtlinge, die verheerende Auswirkungen für Menschen auf der Flucht habe. “Wir können keine Finanzierung durch die EU oder ihre Mitgliedstaaten akzeptieren, wenn wir gleichzeitig die Opfer ihrer Politik behandeln”, erklärt die Organisation. Der Verzicht reißt kein großes Loch in ihre Kasse: Staatliche Gelder von EU-Institutionen, Mitgliedstaaten und Norwegen machten 2015 nach Angaben der Organisation zwar rund 50 Millionen Euro aus; doch lagen demnach die weltweiten Gesamteinnahmen bei 1,44 Milliarden Euro. Der Anteil privater Spenden betrug also mehr als 90 Prozent. Ärzte ohne Grenzen sieht die Entscheidung gegen EU-Gelder in einer Linie mit dem Prinzip, Zuwendungen nur von Institutionen anzunehmen, deren humanitäre Werte zu denen der Hilfsorganisation passen. Aus diesem Grund verzichtet sie auch seit 2004 auf staatliche Finanzierung aus den USA.
Während die Menschenrechtsorganisation Amnesty International die Entscheidung auf Twitter begrüßte, drückte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin Bedauern darüber aus, wie die Süddeutsche Zeitung am 17. Juni 2016 berichtete. Seitens der EU hieß es, der Rückzug von Ärzte ohne Grenzen werde sich nicht auf die humanitäre EU-Hilfe in der Türkei auswirken.
International haben 109 Nichtregierungsorganisationen einschließlich Ärzte ohne Grenzen am 27. Juni 2016 die EU aufgefordert, ihre Pläne für eine Politik zur Abwehr von Migration zu stoppen.

, Ausgabe 168 Juni 2016