Theophil Graband, Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung Nürnberg, würde gerne mehr mit Wissenschaftlern und Studierenden zusammenarbeiten und wünscht sich entsprechende Verpflichtungen für Hochschulen. Denn Non-Profit-Organisationen können mit Auftraggebern aus der Wirtschaft nicht mithalten, sagt er im Interview.
Was macht Ihnen in der Administration der Bürgerstiftung am meisten Arbeit?
Der größte Aufwand ist der Jahresabschluss und die damit verbundene Wirtschaftsprüfung. Weniger Bürokratie an dieser Stelle wäre natürlich schön, aber überbordend schlimm finde ich sie nicht. Ich sehe durchaus ein, dass die Gemeinnützigkeit und die damit verbundene Steuerersparnis für die Bürgerstiftung eine Rechenschaftspflicht mit sich bringt und Prüfung erfordert.
Wie gehen Sie in der Bürgerstiftung mit dieser Art von Belastungen um?
Wir haben verschiedene Strategien. Einerseits haben wir den Jahresabschluss und die Buchhaltung an die deutsche Stiftungstreuhand ausgelagert, so dass wir uns dem Engagement widmen können. Andererseits versuchen wir, unsere Prozesse durch Digitalisierung zu verschlanken. Wir kommunizieren digital über Microsoft Teams, das erspart Zeit. Desgleichen werden Förderanträge an die Bürgerstiftung bei uns online eingereicht. Dann entscheidet über sie demokratisch unser Mitmach-Parlament. Da schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Wir realisieren im administrativen Prozess zugleich die Beteiligung unserer Engagierten.
Was wünschen Sie sich von der Politik?
Sie sollte grundsätzlich mehr Engagement ermöglichen. Für uns ist es ein Anliegen, mit Hochschulen zusammenzuarbeiten, insbesondere bei der Entwicklung neuer Engagementkonzepte. Es gibt schon kleine Erfolge, temporär gewinnen wir junge Leute, die bei uns mitmachen. Das könnte man mit Lehrplänen in Bachelor- und Masterstudiengängen verknüpfen und verstetigen. Darüber hinaus ist schwierig, dass wir bei den Hochschulen nicht mit den Budgets anderer Auftraggeber aus Industrie und Wirtschaft mithalten können. Wir wünschen uns, dass die Hochschulen von der Politik Vorgaben bekommen, in einem bestimmten Umfang auch mit Gemeinnützigen zusammenarbeiten zu müssen.
Interview: Gudrun Sonnenberg
Der Beitrag ist Teil des Fokus Engagementpolitik: Was geht noch? der bürgerAktiv – Nachrichten für Engagierte der Stiftung Aktive Bürgerschaft. Zum Fokus Engagementpolitik: Was geht noch?