Für ihre Beiträge zur Institutionenanalyse erhielt die Politikwissenschaftlerin Elinor Ostrom am 12.10.2009 den Wirtschaftsnobelpreis 2009. Ostrom, die als erste Frau mit dem Sveriges Riksbank Prize in Economic Sciences in Memory of Alfred Nobel ausgezeichnet wurde, forscht seit den 1970er Jahren zur nachhaltigen Nutzung allgemeiner Güter wie Fischgründen oder Weideland. Anhand von Praxisbeispielen aus der ganzen Welt – von türkischen Fischern, die mit Hilfe einer Lotterie ihre Seegebiete aufteilen bis zu Bauern in der Schweiz, die Weiden kollektiv bewirtschaften – konnte sie zeigen, dass die Menschen vor Ort oft die besten Lösungen für die Probleme der Gemeingüternutzung finden und dass genossenschaftliche oder gemeinwirtschaftliche Institutionen eine stabile Gemeingüterbewirtschaftung ermöglichen. In Widerspruch zu Garrett Hardins einflussreichem Theorem von der “Tragik der Allmende”, das die zwangsläufige ökonomisch und ökologisch destruktive Übernutzung von Gemeingütern postuliert, weist die Feldforschung der 1933 geborenen US-Amerikanerin einen gangbaren “Dritten Weg” als Alternative zu Privatisierung und Verstaatlichung aus. Ostrom war 2001 als Gutachterin zum Thema “Bürgerschaftliches Engagement und Soziales Kapital” für die Enquête-Komission “Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements” des Deutschen Bundestages tätig. Die Forscherin teilt sich den mit 10 Millionen schwedischen Kronen – etwa einer Million Euro – dotierten Nobelpreis mit dem Wirtschaftswissenschaftler Oliver E. Williamson.
Wirtschaftsnobelpreis für Gemeingüterforscherin Elinor Ostrom
, Ausgabe 95 Oktober 2009