Die österreichische Millionenerbin Marlene Engelhorn hat einen Bürgerrat einberufen, der entscheiden sollte, wie 25 Millionen Euro aus Engelhorns Vermögen an gemeinnützige Organisationen verteilt werden sollen. Sie wolle nicht Teil einer gönnerhaften Charity-Welt sein, in der reiche Menschen entscheiden, was wichtig sei und wessen Problem gelöst werden, begründete sie ihre Entscheidung gegenüber der ZEIT-Reporterin Julia Friedrichs. Zustande kam ein professionelles und sehr streng organisiertes Verfahren, berichtete Julia Friedrichs nicht ohne Erstaunen in ihrer Reportage „Zwei Inseln auf den Bahamas kaufen – Was machen wir mit 25 Millionen?“. „Mit großer Ernsthaftigkeit, ja fast Ehrfurcht, machen sich die Bürger ans Werk. (…) Anders als in all den Kommentaren, die über eine gespaltene Gesellschaft klagen, in denen soziale Milieus sich in ihre Bubbles zurückziehen, unfähig, sich auszutauschen, gelingt im Saal das Gespräch von Anfang an.“ Die 80 Bürger im Rat bildeten ein breites Spektrum ab, vom Gabelstaplerfahrer über die Einwanderin aus Afghanistan bis zur Gasthofwirtin. In der Reportage ist zu lesen, wie sie diskutierten, wie Experten ihnen Rat gaben und mit welch teils ausgeklügelten Regeln im Prozess Sachlichkeit und Seriosität garantieren sollten; aber auch, wo es hakte und was die teilnehmenden Räte irritierte. Der Text erschien am 20. Juni 2024 im ZEIT Magazin.
ZEIT Magazin: Ausgeklügelte Regeln im Bürgerrat
, Ausgabe 256 Juni 2024