Im Projekt „Anekdoten aus meinem Leben“ an den Beruflichen Schulen des Kreises Groß-Gerau, haben Schülerinnen und Schüler des Beruflichen Gymnasiums und InteA-Sprachschülerinnen und –schüler Anekdoten aus dem eigenen Leben ausgetauscht, verschriftlicht, auf einer Postkarte illustriert und zum Abschluss des Projektes präsentiert. Andreas Haupt, einer der betreuenden Lehrer des Projektes, hat uns drei Fragen zum Thema „Anerkennung und Wertschätzung“ beantwortet.
Welche Formen der Anerkennung und Wertschätzung gab es für die Schüler innerhalb des Projekts?
Andreas Haupt: Die gemeinsame Arbeit der Schülerinnen und Schüler wurde auf verschiedenen Ebenen wertgeschätzt. Sie haben sich in gemischten Gruppen künstlerisch mit den eigenen Anekdoten auseinandergesetzt und die Ergebnisse vor anderen Schülern in einer Ausstellung in unserem offenen Lernzentrum präsentiert. In diesem Rahmen haben wir ihnen auch die sozialgenial-Zertifikate überreicht und wir haben eine kurze Videobotschaft von sozialgenial gezeigt. Die Sichtbarkeit über die eigene Klasse und Schulform hinaus war eine erste Art der Wertschätzung. Weiterhin haben sich die Schülerinnen und Schüler gegenseitig in ihren Gruppen unterstützt – sprachlich und inhaltlich. So konnte jeder seine Stärken einbringen und wurde dafür von den anderen wertgeschätzt. Schüler, die sonst häufig aufgrund ihrer intellektuellen Fähigkeiten beurteilt werden, konnten andere Qualitäten zeigen.
Warum ist Ihnen die Anerkennung wichtig?
Andreas Haupt: An Beruflichen Schulen haben wir es mit einer vielfältigen Schülerschaft zu tun: verschiedenste Abschlüsse, unterschiedliche Lernziele. Oft sind die Schülerinnen und Schüler diejenigen, “die jetzt erst einmal Deutsch lernen sollen, damit Sie sich in die Deutsche Gesellschaft integrieren und ein selbstbestimmtes Leben führen können” oder die “die jetzt zeigen müssen, dass sie intellektuell in der Lage sind, zu studieren”. Das finden wir sehr eng. Zwischenmenschliche Kontakte in der Schule, die über den eigenen Horizont hinaus gehen, zeigen ganz andere, emphatische, Seiten der Schülerinnen und Schüler. Indem wir das emöglichen, zeigen wir, dass uns die zwischenmenschlichen Fähigkeiten und Sozialkompetenzen wichtig sind, und dass der gesellschaftliche Zusammenhalt direkt in unseren Schulfluren beginnt. Anerkennung durch schulweite Sichtbarkeit zeigt für uns, dass wir Menschen weder auf ihre Defizite noch auf die von uns erwarteten Leistungen reduzieren wollen.
Wie haben die Schüler reagiert?
Andreas Haupt: Die haben Spaß gehabt. Eine angenehme Arbeitsatmosphäre und das gegenseitige Verzeihen von Fehlern ist für uns das Zeichen eines guten Zusammenhalts. Wir hoffen, unsere Anekdoten haben den Zusammenhalt in unserer Schule etwas verbessert.