Integration mit Skateboard und Fußball

Schüler des Georg-Büchner-Gymnasiums in Winnenden haben für einen geflüchteten Jungen aus der Ukraine nicht nur gedolmetscht, sondern ihm auch mit Skaten und Fußball das Ankommen in Deutschland erleichtert – unser sozialgenial-Projekt des Monats Juli 2023.

Daniil*, elf Jahre alt, ist mit seinen Eltern und zwei Brüdern im vergangenen Sommer aus der Ukraine geflüchtet. Der Start in Deutschland war schwierig: Er kam in ein Land, dessen Sprache er nicht sprach, dessen Schrift er nicht lesen konnte. Zwar betreute der Verein Opfer- und Traumaberatung Seehaus in Stuttgart die Familie von Anfang an, doch die fehlenden Sprachkenntnisse schienen eine unüberwindbare Hürde zu sein, um hier anzukommen und neue Freunde zu finden. Eine aufmerksame Mitarbeiterin des Seehauses hatte das sozialgenial-Logo auf der Website des Georg-Büchner-Gymnasiums entdeckt und nachgefragt, ob die Sozialethik-AG helfen könne. Drei Schüler – Maxim, Anton und Emilian – meldeten sich sofort. Zwei von ihnen haben kasachische Wurzeln, können deswegen Russisch sprechen und Kyrillisch schreiben, was den Kontakt gerade in der Anfangszeit enorm erleichtert hat.

Im Januar trafen sie sich zum ersten Mal, Maxim, Anton und Emilian übersetzten mündlich und auch schriftlich, als es zunächst um Organisatorisches ging. Dann verabredeten sie sich mit Daniil regelmäßig, sie spielten Fußball, gingen Eis essen oder zum Skaten, das war eine Idee von Daniil, der Flips, Slides & Grinds lässig beherrschte. Julia Wernecke, die Leiterin der Sozialethik-AG, freut sich über die offene Kommunikation der Vier und wie sie spielerisch zueinander fanden: „Man nimmt einen Ball und geht kicken, da passiert viel bei den Jungs.“

Daniil, der die benachbarte Geschwister-Scholl-Realschule besucht, hat sich mittlerweile gut eingelebt, er „spricht auch schon richtig flüssig Deutsch“, wie Maxim, Anton und Emilian in ihrem Projektbericht resümieren. Die Drei waren nicht nur zusammen in der Sozialethik-AG, sondern gehen auch in die gleiche 7. Klasse. Wie der Zufall es will, haben sie parallel zu ihrer Bekanntschaft mit Daniil im Religionsunterricht das Thema Migration durchgenommen, das für sie dadurch sehr greifbar wurde.

Sozialethisches Profil

„Soziales Lernen und engagiertes Tun“ ist das Motto der Sozialethik-AG, die Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 7 bis 9 sowie 11 wählen können. Mit einer Unterrichtsstunde pro Woche ist die AG im Stundenplan verankert und gliedert sich in drei Module: Blick hinter die Kulissen von sozial-caritativen Einrichtungen, projektbezogenes und begleitetes Engagement und schließlich die Evaluation des Engagements. Im vergangenen Jahr beteiligten sich insgesamt 16 Schülerinnen und Schüler an der AG, neben der Hilfe für Daniil engagierten sie sich u. a. in einem Seniorenheim und malten mit Demenzkranken. Die Teilnahme an der Sozialethik-AG wird auf dem Zeugnis vermerkt und ist Voraussetzung für den Besuch des Seminarkurses „Soziales Lernen und Handeln“ in der Jahrgangsstufe 11, der für das Abitur angerechnet werden kann.

* Name geändert

Schule: Georg-Büchner-Gymnasium Winnenden (Baden-Württemberg) | Schulform: Gymnasium | Dauer: sieben Monate | Engagiert: 3 Schüler | Außerschulische Partner: Opfer- und Traumaberatung Seehaus e.V. Stuttgart, Paulinenpflege Winnenden | Im Stundenplan verankert: als Arbeitsgemeinschaft | Unterrichtsverknüpfung: Religion | Mehr Informationen zum Projekt: www.gbg-winnenden.de | sozialgenial-Projekt des Monats: Juli 2023

 

 

Gewinner sozialgenial-Projekt des Monats, Gymnasium, Integration und Teilhabe, Integration von Zuwanderern