sozialgeniale Vielfalt an der Ursulinenschule

Wenn sich, wie an der Ursulinenschule Fritzlar (Hessen), regelmäßig alle Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 10 im Fach „sozialgenial“ für Vereine und Organisationen vor Ort oder auch in der Schule selbst engagieren, kommen ganz schön viele sozialgenial-Projekte zusammen – 40 ungefähr in jedem Schuljahr. Die Bandbreite der Themen, für die sich die Schüler einsetzen, reicht von Sportangeboten, Bau von Insektenhotels und Nistkästen über Webdesign bis zu Handykursen für Senioren. Wir stellen vier Projekte aus dem letzten Schuljahr vor. Lassen Sie sich von den Ideen inspirieren!

Projekt „Kinder- und Jugendsachenbasar“

Kleidung wird immer mehr zur Wegwerfware. Dem Trend zu „Fast Fashion“ wollten die Schülerinnen Naomi Brier, Lena Gehlert und Lea Janke etwas entgegensetzen, um Ressourcen zu schonen und das Klima zu schützen. Deswegen planten sie einen Kinder- und Jugendsachen-Basar. Im Vorfeld organisierten sie die Abgabe und das Etikettieren der Kleidung, designten einen Flyer und kümmerten sich um die Öffentlichkeitsarbeit. Am Tag der Veranstaltung wurde die Sporthalle in einen großen Basar verwandelt: Kleidung, Spielsachen und Schulranzen wurden verkauft. Der Erlös – so der Wunsch der Schülerinnen – ging an den Verein „Herzstück Familie“ (Kassel), der Familien unterstützt, die mit einer Krebserkrankung konfrontiert sind.

Projekt „Große Töne“

Musik ist eine große Leidenschaft von Constantin Köhler. Deshalb beschloss er, Assistent seines Bruders zu werden, der einen Kinderchor leitet. Er recherchierte über Stimmbildung und stellte passende Lieder für die Proben zusammen. Jeden Montag baute er mit seinem Bruder im Pfarramt Stühle und das Piano auf und probte mit den Kindern, die im Alter von 8 bis 12 Jahren waren. Als Höhepunkt begleiteten sie einen Gottesdienst in der Gemeinde musikalisch. Obwohl er selbst in einem Chor singt, war er überrascht, wie viel mehr Arbeit es bedeutet, einen Chor zu managen bzw. die Chorleitung zu unterstützen, als wenn man nur Teil des Chores ist. Froh über sein Engagement ist er trotzdem und freut sich, seinen Teil dazu beigetragen zu haben, den Kindern die Welt der Musik zu eröffnen.

Projekt „Kinder.Punkt! – eine Kinderwebsite für Global Care gestalten“

Als sich das Kinderhilfswerk Global Care als Kooperationspartner vorgestellt hatte, stellten Lilly Schwarz und Fiona Lindner fest, dass dieses noch gar keine Kinderwebsite hatte. Es gab zwar eine Website mit Informationen über die Organisation, aber die war alles andere als kindgerecht. Nach Absprache mit Global Care entwarfen sie ein Konzept, brachen die komplexen Texte auf kindgerechte Sprache herunter und stellten die neue Website online. Durch das Projekt haben die beiden Jugendlichen nicht nur viel über Webdesign gelernt, sondern auch tiefe Einblicke in die Arbeit von Global Care und die bewegenden Schicksale vieler Kinder gewonnen.

Projekt „Forschen mit dem Kids-Club im Schülerforschungszentrum Nordhessen“

Kinder für Naturwissenschaften zu begeistern, war die Idee von David Blumhardt, Jan Schwarze und Biarne Valentin. Sie engagierten sich im Kids-Club des Schülerforschungszentrums Nordhessen und behandelten dort jeden Dienstag mit 10 bis 15 Kindern pro Gruppe Grundlagen der Technik und Mechanik, die sie dann auf klassische Probleme anwandten, wie das Stabilisieren eines Fallschirms. Gefallen hat ihnen nicht nur die Arbeit mit den Kindern, sondern auch mit den vielen Apparaturen, mit denen sie aufregende Experimente durchführen konnten.

„sozialgenial“ als Schulfach

An der Ursulinenschule orientiert sich das Fach „sozialgenial“ an den vier sozialgenial-Standards. Was Engagement für unsere Gesellschaft bedeutet, erfahren die Zehntklässler am Anfang des Schuljahrs, wenn Ehrenamtliche von Kooperationspartnern in die Schule kommen und ihre Arbeit und Motivation erläutern. Durch die Frage „Was kann ich gut, was anderen nutzt?“ entdecken die Jugendlichen eigene Begabungen und Interessen, entwickeln Sinn für Initiative, übernehmen Verantwortung und erfahren so Selbstwirksamkeit. Bis zu den Herbstferien entwickeln sie eigene Projektideen, die sie von den Herbst- bis zu Osterferien allein oder im Team umsetzen. In der Evaluationsphase nach den Osterferien verfassen die Schülerinnen und Schüler Berichte über ihre Projekte für die Schulhomepage – eine beeindruckende Dokumentation der „sozialgenial“-Projekte, die stetig wächst. Darüber hinaus stellen sie ihre Projekte dem zukünftigen Jahrgang 10 vor, der sich durch die Projekte inspirieren lassen kann und wichtige Impulse bekommt.

Das Fach „sozialgenial“ wird nicht benotet, aber die Teilnahme wird auf dem Zeugnis dreifach abgestuft dokumentiert. Darüber hinaus erhalten die Jugendlichen sozialgenial-Zertifikate. „Was die Schüler bei sozialgenial-Projekten an Kompetenzen mitnehmen in ihr Leben, das geht über Fachunterricht hinaus. Sie machen Primärerfahrungen, das lernen sie nicht in der Deutschstunde oder im Mathematikunterricht“, fasst Birgit Anders, stellvertretende Schulleiterin der Ursulinenschule und langjährige Betreuerin des Schulfaches „sozialgenial“, den Nutzen für ihre Schülerinnen und Schüler zusammen.

Schule: Ursulinenschule Fritzlar (Hessen) | Schulform: Kooperative Gesamtschule und Gymnasium | Dauer: ein Schuljahr | Engagiert: alle Schülerinnen und Schüler in Jahrgang 10 im Gymnasialzweig | Partner: diverse Vereine und Organisationen | Im Stundenplan verankert als: Unterrichtsfach | Unterrichtsverknüpfung: variiert bei mehr als 40 Projekten, u. a. Deutsch, Kunst, Biologie | Mehr Informationen zu den Projekten: https://www.ursulinenschule.de/ursulinenschule/04_oeffnung_schule/sozialgenial/sozialgenial.php

Demokratie und Frieden, Gesamtschule, Integration und Teilhabe, sozialgenial, Umwelt- und Ressourcenschutz, Werte und Bildung, Wettbewerb sozialgenial-Projekt des Monats