Engagement im Altenheim

In einem Berufskolleg engagieren sich Schülerinnen und Schüler für das Miteinander der Generationen in einem Seniorenzentrum. Für die Bewohner organisieren sie zum Beispiel Vorlesestunden, Spielenachmittage oder gemeinsames Musizieren. Was sich einfach anhört, ist in der Praxis komplex. Denn die Abstimmung untereinander und mit dem Projektpartner erfordert viele Kompetenzen.

Bürgerschaftliches Engagement gehört am Elisabeth-Lüders-Berufskolleg in Hamm fest in den Unterricht. Acht Schülerinnen und Schüler (16 bis 18 Jahre) haben sich auf ihrem Weg zum Abitur für das Wahlfach „sozialgenial – bürgerschaftlich engagiert“ entschieden. Sie engagieren sich für das Miteinander der Generationen im Seniorenzentrum „An St. Agnes“ in Hamm. Ihr sozialgenial-Schulprojekt setzen sie auf der Grundlage des Bildungskonzeptes Service Learning um, das Bildung und Bürgerengagement fördert. Unterstützt werden sie von der Schulleitung, ihren Lehrern Thorben Stock und Stephanie Nickels sowie dem Seniorenzentrum als Schulpartner.

„Die Schülerinnen und Schüler engagieren sich nicht nur. Sie wollen nicht nur helfen, sondern partizipieren, organisieren und ihre Engagementprojekte selbst planen. Bürgerengagement ist für uns ein wesentlicher Baustein der schulischen Bildung“, sagt der betreuende Lehrer Thorben Stock. Und deshalb gehört Service Learning fest ins Schulprogramm des Beruflichen Gymnasiums mit beruflichen Kenntnissen im Bereich Erziehung am Elisabeth-Lüders-Berufskolleg.

Von Anfang an durchdacht

„Ihr Engagement reflektieren die Schüler in anspruchsvoller Weise: Was haben wir erwartet – für uns persönlich, fachlich und gesellschaftlich? Was hat das Engagement für einen Wert und Nutzen für die Gesellschaft, was habe ich persönlich gelernt und was fachlich?“ So beschreibt Thorben Stock Service Learning. Zum Einstieg recherchierten die Schüler, wo Bürgerengegament überall ansetzen kann. Zwei Schülerinnen interviewten eine Engagierte, die ehrenamtlich Grundschüler bei den Hausaufgaben betreut. Daraus eröffnete sich eine Spannbreite des gesellschaftlichen Bedarfs für ihr Engagement, z.B. für Kinder, Senioren oder kranke Menschen. Doch was können junge Menschen überhaupt tun und was sind die Voraussetzungen? Um das herauszufinden, analysierten sie ihre Stärken und Schwächen. Und es wurde deutlich: wir können gut organisieren und kommunizieren! Dann ging es ans Ideen sammeln, wofür sie sich als Gruppe engagieren könnten.

Anspruchsvoll einfach

Schließlich einigten sich die Schüler darauf, sich für das Miteinander der Generationen einzusetzen. Für die Bewohner des Seniorenzentrums „An St. Agnes“ organisieren sie im weiteren Verlauf des Schuljahres z.B. eine Stadtrallye, Vorlesestunden, einen Spielenachmittag oder gemeinsames Musizieren. Jede Aktion wird systematisch vor- und nachbereitet. Das klingt zunächst nach Freizeitgestaltung, ist jedoch viel mehr: So erfahren die Schüler, dass die Zusammenarbeit untereinander und die Abstimmung mit dem Schulpartner komplex ist und viele Kompetenzen erfordert. „Ich habe schon nach kurzer Zeit neue Erfahrungen gesammelt, zum Beispiel, dass es gar nicht so leicht ist, eine Organisation zu finden, in der man sich sozial engagieren kann und wo man auch wirklich gebraucht wird. Als wir loslegen konnten, hat es mir echt Spaß gemacht“, so beschreibt Marius B. (16 Jahre) seine ersten Erfahrungen. Vanessa S. (17 Jahre) berichtet: „Ich finde es gut, dass ein freudiges Miteinander unter uns Schülern herrscht. Außerdem finde ich es toll, dass es noch sehr kontaktfreudige Senioren gibt. Ich habe auch gemerkt, wie wichtig eine gute Organisation der Termine ist und Verbindlichkeit.“

Wie es weitergeht

Ihre gesammelten Erfahrungen und Erkenntnisse werden die acht angehenden Abiturienten in einer Portfolio-Mappe festhalten. Beim Tag der offenen Tür und anderen Informationsveranstaltungen stellen sie ihr Unterrichtsfach und ihr Engagement interessierten Schülern vor, die den Wahlpflichtkurs im nächsten Schuljahr wählen wollen. Zum Abschluss ihres Projektes werden die Schüler ein Sommerfest veranstalten, mit dem sie sich von den Senioren verabschieden.

Die Schule plant, mit regionalen Partnern ein nachhaltiges Netzwerk aufzubauen und den Kontakt zu ehemals engagierten Schülerinnen und Schülern zu knüpfen. So können die „Neuen“ an den Erfahrungen und Erkenntnissen ihrer Vorgänger teilhaben.

 

Schule 1.500 junge Frauen und Männer besuchen das Elisabeth-Lüders-Berufskolleg in Hamm Mitgliedsschule seit Juli 2012 Teilnehmende Schüler 8 Schülerinnen und Schüler im Alter von 16 bis 18 Jahren Unterrichtsverknüpfung Erziehungswissenschaften, Gesundheit, Religion, Gesellschaftslehre mit Geschichte, Soziologie, Sport Stundenplanverankerung Wahlpflichtkurs im Differenzierungsbereich Umfang des Engagements wöchentlich, 2 Schulstunden Projektlaufzeit seit August 2013, ein Schuljahr Schulpartner Seniorenzentrum „An St. Agnes“

Download Schulportrait „sozialgenial – bürgerschaftlich engagiert“, sozialgenial-Leuchtturmprojekt 2014

Berufsbildende Schule, Förderung sozialer und wirtschaftlicher Teilhabe, Generationenübergreifende Projekte, Integration und Teilhabe