Bürgerengagement: Was heißt das eigentlich? Die Meinungen gehen auseinander. Was sagen die Aktiven vor Ort? Die Aktive Bürgerschaft hat sich bei ihren Partnern in Bürgerstiftungen, Schulen und Genossenschaftsbanken umgehört. Hier sind ihre Antworten auf die Frage: Was ist heute aus Ihrer persönlichen Sicht die Aufgabe von Bürgerengagement?
„Unsere Welt driftet im Großen wie im Kleinen zunehmend auseinander. Bürgerengagement ist der Klebstoff für den Zusammenhalt der Bürgergesellschaft im Kleinen. Und da sollten wir alle groß sein.“
Klaus Arnold, Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung Mittelhessen und Vertriebsleiter Volksbank Mittelhessen eG
„Bürgerschaftliches Engagement ist eine Aufgabe, eine Selbstverpflichtung des Bürgers an den Bürger. Es ist in Wirklichkeit die Grundlage und auch der Zweck des gesamten gesellschaftlichen Zusammenlebens. Es steht am Anfang, mit höchster Priorität. Alles andere folgt aus ihm.“
Beate Dillage-Wiechmann, Sophia Gröting und Berthold te Vrügt, gemeinsam tätig in der VR-Bank Westmünsterland eG und in der BürgerStiftung Aktive Bürger – Borken, Stadtlohn & Umgebung
„Durch Engagement lassen sich aktiv gesellschaftliche Prozesse mitgestalten und verändern. Man kann entsprechend seiner Fähigkeiten und Ressourcen einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten. So können z. B. soziale Probleme bewältigt werden und kulturelle Vielfalt bewahrt und gefördert werden. Außerdem stärkt es die Demokratie.
Insgesamt spielt Bürgerengagement eine entscheidende Rolle bei der Schaffung und Aufrechterhaltung einer lebendigen, gesunden und inklusiven Gesellschaft. Es stärkt das Gemeinschaftsgefühl, fördert die Mitverantwortung und ermöglicht es den Menschen, aktiv am Gestaltungsprozess ihrer Umgebung teilzunehmen.“
Rieke Domagala, Lehrerin am Börde-Berufskolleg des Kreises Soest
„Durch ehrenamtliches Engagement können und sollen Aufgaben übernommen werden, die sich durch die aktuellen Herausforderungen ergeben und für die keine ausreichenden personellen und finanziellen Ressourcen von öffentlicher Seite zur Verfügung stehen. Dies bedeutet auch, dass sich Bürger dort engagieren, wo sich die öffentliche Seite nicht oder in zu geringem Maße verantwortlich fühlt bzw. zuständig ist. Ich denke dabei an zahlreiche Bereiche wie beispielsweise die Betreuung oder Unterstützung hilfesuchender und bedürftiger Bürger, die Mitwirkung in oder Unterstützung von Vereinen, gemeinnützigen Organisationen o. ä., den Natur- und Umweltschutz und anderes mehr.“
Gisela Eggensberger, Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung Biberach und Vorstandsmitglied der Volksbank-Stiftung Ulm-Biberach
„Bürgerschaftliches Engagement ist der Klebstoff für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Es eröffnet Chancen für alle Beteiligten und schafft die Möglichkeit einer selbstwirksamen Lebensgestaltung. So machen wir unsere Gesellschaft noch etwas lebens- und liebenswerter.“
Theophil Graband, Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung Nürnberg
„Wir leben in einer sehr bewegten Zeit mit Coronafolgen, sehr nahen Kriegen, Politikverdrossenheit und steigender Altersarmut.
Vereine finden keine Freiwilligen mehr für die nötigen Ämter. Ängste, Einsamkeitsgefühle und egoistisches Handeln sind bei vielen Menschen zu erkennen.
Gerade deshalb ist es wichtig, dass wir uns über ein entsprechendes bürgerschaftliches Miteinander und Engagement wieder näherkommen.
Gemeinsamkeit macht stark.“
Johann Hell, Gesamtbankverantwortlicher für die Geschäftsbereiche Stiftungs-, Generationen-, Unternehmens- und Vermögensnachfolgemanagement bei der meine Volksbank Raiffeisenbank eG
„Ehrenamtliches Engagement ist unverzichtbar in der heutigen Zeit. Eine engagierte Gesellschaft ist eine wichtige Voraussetzung für einen demokratisch organisierten Staat. Die Bereitschaft, für das gemeinsame Ganze oder für bestimmte Belange Verantwortung zu übernehmen, ist Grundlage unserer demokratischen Gesellschaft. Ehrenamtliche Arbeit ist von unschätzbarem Wert, denn nur mit bezahlten Kräften wäre das gesellschaftliche System in den letzten Jahren schon längst ob der vielen Problemlagen kollabiert.
Die Aufgabe von bürgerschaftlichem Engagement heute ist also, sich u. a. für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Stärkung demokratischer Werte und Haltungen einzusetzen. Im Ehrenamt wird im geschützten Raum geübt, was im Großen das demokratische Gemeinwesen trägt: gemeinsame Ziele auf Grundlage demokratischer Regeln und Aushandlungsprozesse zu erreichen sowie fair zu gewinnen und oder manchmal eben auch zu verlieren.“
Maria Hicking, Lehrerin am Karl-Schiller-Berufskolleg der Stadt Dortmund
„Bürgerschaftliches Engagement ist heute von entscheidender Bedeutung, um demokratische Werte zu erhalten und zu stärken sowie den sozialen Zusammenhalt zu fördern. Durch die aktive Teilnahme an Gemeinschaftsprojekten können Bürgerinnen und Bürger direkten Einfluss auf lokale Angelegenheiten und Projekte nehmen und positive Veränderungen bewirken. In einer globalisierten Welt ist es wichtig, dass Menschen in unserer Gesellschaft Verantwortung übernehmen, um nachhaltige Lösungen für gemeinsame Herausforderungen zu entwickeln.“
Carsten Jäger, Leiter Unternehmenskommunikation der Dortmunder Volksbank eG
„Bürgerengagement – alle Menschen sind Teil unserer Gesellschaft, die (zwangsläufig) von uns allen gestaltet wird. Und da es kein Nicht-Handeln gibt, macht es viel Sinn, sein Handeln bewusst zu steuern und dabei das eigene soziale Umfeld in den Blick zu nehmen.“
Jana Kluge, geb. Dlhoš, Oberstudienrätin am Börde-Berufskolleg des Kreises Soest
„Wir leben in einem ständigen Wandel und einer sehr vielfältigen Gesellschaft. Das hat auch Auswirkungen auf das Bürgerengagement. Menschen sollen sich in einem vielfältigen Bürgerengagement wiederfinden können. Neben der Vielfalt im Bürgerengagement ist auch der konstruktive Austausch der verschiedenen Gruppen untereinander wichtig, um ein Gemeinschaftsgefühl auf kommunaler Ebene zu fördern.“
Michaela Köser-Segschneider, Lehrerin am Berufskolleg Siegburg
„Bürgerengagement hat für mich persönlich die Aufgabe, von Bürgern für Bürger zu handeln.
Gemeinsam etwas zu erreichen, sich füreinander stark zu machen und dabei Spuren des Gebens zu hinterlassen.“
Uwe Schnurr, Mitglied im Vorstand der Bürgerstiftung Baden-Baden und Abteilungsleiter Private Banking bei der Volksbank pur eG
„In Zeiten von Social Media und Überflutung mit negativen Nachrichten holt Bürgerengagement die Jugendlichen zurück in die reale Welt und lässt sie echte Erfahrungen und Begegnungen erleben. Durch diese Erlebnisse und die damit verbundene unmittelbare Beteiligung wird aus meiner Sicht eine gute Basis für verantwortungsbewusstes, gesellschaftliches Handeln gelegt.“
Renata Seggewiß, Schulsozialarbeiterin am Börde-Berufskolleg des Kreises Soest
„Aus heutiger Sicht ist die Aufgabe von Bürgerengagement, Courage und Diversität zu unterstützen, Erfahrungsfelder zu ermöglichen, die jungen Menschen ohne diese Unterstützung nicht offen stünden. Bürgerengagement hat die Aufgabe, bildend und aufklärend in die Gesellschaft zu wirken und junge Menschen zu bestärken, ‚nicht nur zu labern, sondern auch zu machen‘, wie es ein Schüler neulich ausdrückte.“
Silvia Taubert, Lehrerin an der Mathilde Anneke Gesamtschule in Münster
„Die Aufgabe von Bürgerengagement ist aus meiner Sicht, notleidenden oder bedürftigen Menschen aktiv zu helfen, indem ihnen durch die Projekte von sozialgenial eine Möglichkeit gegeben wird, in kleinen Schritten selbst Engagement zu zeigen und sie dadurch motiviert werden, positiv in die Zukunft zu schauen.“
Julia Wernecke, Lehrerin am Georg-Büchner-Gymnasium Winnenden
„Aufgabe und Ziel von Bürgerengagement bestehen darin, dass Bürgerinnen und Bürger aktiv an der Gestaltung ihrer Gesellschaft teilnehmen. Sie engagieren sich freiwillig für das Gemeinwohl in unterschiedlichen Bereichen, zum Beispiel für Umweltschutz, Bildung, Soziales oder Kultur.
Bürgerengagement trägt auch dazu bei, soziale Probleme zu lösen und positive Veränderungen in der Gesellschaft zu bewirken. So werden auch Aufgaben übernommen, die der Staat nicht mehr (alleine) lösen kann.“
Bernd Wesselbaum, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Hellweg eG