Tatsächlich geleistetes freiwilliges Engagement und Engagementbereitschaft klaffen bei Jugendlichen in Deutschland stark auseinander: Während die Engagementquote der 14- bis 24-Jährigen in den Jahren 1999 bis 2009 entgegen dem allgemeinen Trend in anderen Altersgruppen leicht sank – von 37 auf 35 Prozent -, stieg die Bereitschaft Jugendlicher, ein Ehrenamt auszuüben, um 10 Prozentpunkte auf 49 Prozent. Bei Jugendlichen mit Migerationshintergrund ist der Abstand zwischen Engagement und Engagementwunsch noch deutlicher: 22 Prozent waren im Jahr 2009 engagiert, 54 würden sich gerne mehr einbringen. Eine Begründung für diese Diskrepanzen sieht die Sozialwissenschaftlerin Sibylle Picot im zunehmenden Zeitmangel durch die Verkürzung der Gymnasialzeit auf acht Jahre und die Umstellung des Studiums auf Bachelor- und Masterabschlüsse. Ihre Studie “Jugend in der Zivilgesellschaft. Freiwilliges Engagement Jugendlicher von 1999 bis 2009” zeigt zudem auseinanderdriftende Bildungswelten: “Die Jugendlichen mit schlechten Bildungsvoraussetzungen sind immer weniger integriert in zivilgesellschaftliche Zusammenhänge”, so die Autorin. Nur 19 Prozent der Jugendlichen mit niedrigem Bildungsstatus waren 2009 freiwillig gesellschaftlich engagiert, gegenüber 35 Prozent im Jahr 1999. Ausgewertet hat Sybille Picot im Auftrag der Bertelsmann Stiftung die Daten des Dritten Freiwilligensurvey 2009 des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Vorgelegt haben die Bertelsmann Stiftung und die TNS Infratest Sozialforschung GmbH die Studie am 26.04.2011.
Bertelsmann Stiftung: “Jugend in der Zivilgesellschaft”
, Ausgabe 111 April 2011