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Michael Neumann

Blätter der Wohlfahrtspflege: Wo steht die Zivilgesellschaft?

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Die Fachzeitschrift „Blätter der Wohlfahrtspflege“ hat in ihrer Ausgabe für Mai und Juni 2025 (Heft 3|2025) die aktuellen Entwicklungen in der Zivilgesellschaft in den Blick genommen. In dem Schwerpunkt „Gemeinnützigkeit & Zivilgesellschaft“ kritisieren unter dem Titel „Staatliche Regulierung der Zivilgesellschaft in der Demokratie“ Holger Backhaus-Maul und Lina Hehl von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie der Politikwissenschaftler Rudolf Speth, „dass der Begriff der liberalen repräsentativen Demokratie in Deutschland auf Variationen und Entwicklungen des demokratischen Staates verengt wird. Mit dieser Staatszentriertheit des Demokratieverständnisses werden, erstens, das demokratische Verhältnis von Staat und Gesellschaft und, zweitens, die innerorganisatorische Demokratisierung sträflich vernachlässigt.“ Unter anderem, weil die Mehrzahl der Nonprofit-Organisationen Zuwendungen vom Staat erhielten und öffentliche Dienstleistungen erbrächten, könne von einer „unvollendeten Demokratisierung der deutschen Gesellschaft“ gesprochen werden.

In weiteren Beiträgen des Schwerpunkts befassen sich unter anderen Siri Hummel und Rupert Graf Strachwitz vom Maecenata Institut mit den Einschränkungen der Zivilgesellschaft („shrinking spaces“), die in vielen Ländern zu beobachten sind, reflektiert Stefan Wallner vom österreichischen Bündnis für Gemeinnützigkeit die Folgen der von vielen Menschen als Dauerkrise empfundenen Entwicklungen und den Bedeutungsverlust von Werten und Institutionen, und analysiert Ulrike Petzold vom DAKU Dachverband der Kulturförderung zusammen mit Jan Wenzel vom VENRO Verband den aktuellen Kurs der Engagementpolitik.

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Monitor Unternehmensengagement: Mehr Krise, weniger Bildung

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Deutsche Unternehmen engagieren sich besonders häufig für Sport. Das ist im Unternehmensmonitor 2025 des Think & Do Tanks Zivilgesellschaft in Zahlen (ZiviZ) im Stifterverband zu lesen. Im Vergleich zur letzten Erhebung 2018 sind Bevölkerungs- und Katastrophenschutz stärker ins Blickfeld der Unternehmen gerückt, außerdem der Klimaschutz. Das Engagement vor allem kleiner und mittlerer Unternehmen in den Krisen-Bereichen gehe zulasten von Bildung und Erziehung, heißt es im Monitor. Die häufigste Engagementformen ist die Geldspende, 56 Prozent spenden regelmäßig, 32 Prozent der Unternehmen in Einzelfällen. Mehr als die Hälfte engagieren sich mit kostenlosen Dienstleistungen oder stellen Räume oder Fahrzeuge zur Verfügung. Eigene Engagementprojekte haben 31 Prozent. Das ist eine leichte Steigerung gegenüber 2018. Im Vergleich rückläufig sind unter anderem der Anteil der Unternehmen, die Sachspenden geben und der Anteil der Unternehmen, die Mitarbeiter freistellen. Deutlich rückläufig ist der Anteil der Unternehmen, die Unternehmensstiftungen als Teil ihres Engagements nennen.

Die Angaben basieren auf den Auskünften von 4431 Unternehmen, eine Stichprobe von 125.000 war zur Teilnahme angeschrieben worden. Wie in der Vorgängeruntersuchung kommt etwas mehr als die Hälfte der Angaben aus Unternehmen mit bis zu 49 Beschäftigten.

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taz: Obdachlosenärztin Jenny de la Torre – jeder konnte kommen

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Einen Nachruf auf die Berliner Obdachlosenärztin Jenny de la Torre veröffentlichte die tageszeitung (taz) am 12. Juni 2025. Die Ärztin hatte ab 1994 kranke, auf der Straße lebende Menschen in einer Obdachlosenpraxis am Ostbahnhof versorgt, „erschüttert über die große Not und den schlechten Allgemeinzustand der Obdachlosen“, wie Sean-Elias Ansa in seinem Nachruf mit dem Titel „Die Pionierin“ schrieb. Später gründete de la Torre eine Stiftung, die heute ein Gesundheitszentrum für wohnungslose Menschen und Suchtkranke in Berlin-Mitte betreibt. Dort geht die Hilfe auch nach dem Tod der am 10. Juni 2025 verstorbenen Gründerin weiter. Ansa: „In der Zeit von 9 bis 15 Uhr konnte und kann dort jeder und jede im Haus in der Pflugstraße klopfen, behandelt werden, essen, sich neu einkleiden und sogar eine rechtliche oder psychologische Beratung bekommen.“

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Sonntagsblatt: Merz übersieht das Ehrenamt

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Im Sonntagsblatt kritisierte Eva-Katharina Kingreen am 15. Juni 2025 die Forderung von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), dass die Menschen in Deutschland mehr arbeiten müssten. Unter dem Titel „Friedrich Merz fordert mehr Arbeit – und übersieht die Millionen, die ehrenamtlich arbeiten“ warnte sie davor, dass ehrenamtliche Arbeit durch Merz‘ Forderung unter die Räder geraten könne: „Denn sie wird meist zusätzlich zur Erwerbsarbeit oder im Ruhestand geleistet.“ Gerade Frauen, jene, die oft in Teilzeit arbeiteten, übernähmen zusätzlich unbezahlte Sorgearbeit für die Gesellschaft. „Die entscheidende Frage lautet daher nicht, ob die Deutschen mehr arbeiten müssen. Sie lautet, welche Arbeit gesellschaftlich wertgeschätzt wird – und warum“, so Kingreen.

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FAZ: „Normatives Vakuum“ in der Betriebswirtschaftslehre

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So manches Unternehmen ist unter Druck geraten, seit in den USA unter Präsident Donald Trump ein anderer Wind weht. „So hat etwa die US-Tochter der Deutschen Telekom, T-Mobile, dem Druck der neuen Trump-Regierung nachgegeben und sich verpflichtet, bestehende Programme zur Förderung von Diversity, Equity & Inclusion (DEI) einzustellen. Auch Schweizer Firmen wie die Pharmakonzerne Roche und Novartis haben ihre Diversitätsziele ausradiert“, schrieben Thomas Beschorner und Blagoy Blagoev von der Universität St. Gallen in einem Gastbeitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Sie nahmen diese Entwicklung zum Anlass, das „monorationale Verständnis von Unternehmen“ und das „normative Vakuum“ in der Betriebswirtschaftslehre zu kritisieren. „Geflissentlich übersehen werden in einer konventionellen BWL zentrale Einsichten der modernen Organisationstheorie und der systemischen Managementlehre, die sehr deutlich zeigen, dass unternehmerische Entscheidungen aufgrund ihrer Interdependenz mit der gesellschaftlichen und ökologischen Umwelt niemals in Isolation getroffen werden können – und sollten!“, so Beschorner und Blagoev. Ihr Gastbeitrag erschien online am 13. Juni 2025 unter dem Titel „Die blinden Flecken in der Betriebswirtschaftslehre“.

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taz: Lieber nicht neutral – Plattform verzichtet auf Gemeinnützigkeit

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Die Plattform innn.it, die Unterschriften für Petitionen sammelt, hat nach fünfjährigem Rechtsstreit von sich aus auf ihre Gemeinnützigkeit und damit auf ihre Steuerbegünstigung verzichtet. Zuletzt hatte der Bundesfinanzhof (BFH) gefordert, die Plattform müsse streng neutral sein. „Praktisch würde dies bedeuten, dass auf innn.it nicht nur Unterschriften für ein AfD-Verbot gesammelt werden könnten, sondern auch dagegen. Diese vom BFH verlangte ‚geistige Offenheit‘ ging innn.it aber zu weit“, berichtete Christian Rath am 23. Juni 2025 in der taz („Haltung statt Gemeinnützigkeit“). „Mit den BFH-Vorgaben zur Neutralität könne man eine ‚Petitionsplattform mit Haltung‘ nicht gemeinnützig betreiben“, zitierte er die Begründung der Mitgliederversammlung, den Rechtsstreit nicht fortzuführen.

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Studie untersucht KI-Fähigkeiten der deutschen Zivilgesellschaft

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Sind zivilgesellschaftliche Organisationen in Deutschland bereit und fähig, Künstliche Intelligenz (KI) verantwortungsvoll und gemeinwohlorientiert einzusetzen? Dies hat das Civic-Coding Netzwerk untersucht, eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS), des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) und des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN). Das Netzwerk stellte am 22. Mai 2025 die Kurzstudie „Gemeinwohlorientierte KI: Ist die Zivilgesellschaft ‚AI-ready‘?“ vor. Sie kommt zu dem Schluss, dass die deutsche Zivilgesellschaft gezielte Unterstützung durch Politik, Förderprogramme und Weiterbildungsangebote benötigt, um das Potenzial von KI gemeinwohlorientiert zu erschließen.

Drei zentrale Ergebnisse der Studie:

1. Digitale Grundlagen sind vorhanden, aber ungleich verteilt: Zwar nutzen die meisten Vereine und Stiftungen grundlegende digitale Tools wie Cloud-Speicher und E-Mail-Systeme. Kleinere Organisationen haben jedoch oft weniger Ressourcen und IT-Kompetenz als größere.

2. Die KI-Nutzung bleibt operativ und punktuell: KI kommt vor allem für einfache Aufgaben wie Textgenerierung (55 Prozent) und Übersetzungen (52 Prozent) zum Einsatz. Nur wenige Organisationen nutzen KI strategisch oder verfügen über eigene KI-Infrastruktur.

3. Fehlende Strategien und Ressourcen bremsen Fortschritt: Nur ein Drittel der Organisationen verfolgt eine klare KI- oder Digitalstrategie. Finanzielle und personelle Engpässe sowie fehlendes Fachwissen hemmen eine weitergehende Nutzung.

Für die Studie wurden 120 zivilgesellschaftliche Organisationen befragt und Experteninterviews geführt.

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Webseite des Civic-Coding Netzwerks
Fokus Künstliche Intelligenz der bürgerAktiv – Nachrichten für Engagierte

Prämien fürs Ehrenamt, aber nicht für alle

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Langjährige ehrenamtliche Helferinnen und Helfer bei der Freiwilligen Feuerwehr und dem Technischen Hilfswerk erhalten vom Land Hessen Anerkennungsprämien. Im zurückliegenden Jahr bekamen allein 368 Feuerwehrleute jeweils 1.500 Euro, weil sie sich seit 50 Jahren freiwillig einsetzen. Darüber berichtete die Hessenschau am 18. Mai 2025 unter Bezug auf eine Antwort des Hessischen Innenministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der AfD-Landtagsfraktion.

Im brandenburgischen Landtag will die Regierungskoalition aus SPD und BSW jetzt prüfen, „ob ehrenamtlich in der Wasserrettung Tätige, etwa in der Wasserwacht oder bei der DLRG, in das bestehende System der Zahlung einer Jubiläumsprämie einbezogen werden können“, wie die Märkische Oderzeitung am 27. Mai 2025 berichtete. Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz und die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft kritisieren seit Jahren die Ungleichbehandlung bei den Jubiläumsprämien.

Zur Meldung der Hessenschau
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Staatsministerin für Sport und Ehrenamt stellt Agenda vor

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Die neue Staatsministerin für Sport und Ehrenamt, Christiane Schenderlein (CDU), hat am 4. Juni 2025 erstmals im zuständigen Bundestagsausschuss ihre politische Agenda für das Ehrenamt vorgestellt. In der öffentlichen Sitzung betonte Schenderlein, dass die Verankerung des Themas im Bundeskanzleramt eine besondere Wertschätzung für die Millionen Engagierten in Deutschland zum Ausdruck bringe.

Zu den zentralen Vorhaben der Staatsministerin zählen die Stärkung der Anerkennung und Würdigung des Engagements, die finanzielle Entlastung von Freiwilligen sowie der Abbau bürokratischer Hürden für Vereine. Konkret kündigte sie an, die steuerfreien Übungsleiter- und Ehrenamtspauschale anzuheben. Zudem soll ein „Bürokratierückbaugesetz“ Vereine und ehrenamtliches Engagement entlasten. Als weitere Priorität nannte Schenderlein, Maßnahmen zu prüfen, die den Schutz von Ehrenamtlichen vor verbalen und körperlichen Angriffen zu verbessern könnten. Die Staatsministerin hob die große Integrationsfunktion und den gesellschaftlichen Mehrwert hervor, den Sport und Ehrenamt gemeinsam schaffen. Beim Thema Sport stehen eine Olympiabewerbung, die Reform der Spitzensportförderung und Investitionen in die Sportstätteninfrastruktur oben auf der Agenda der Staatsministerin.

Der Bundestagsausschuss für Sport und Ehrenamt hatte sich am 21. Mai 2025 konstituiert (bürgerAktiv berichtete). Zur Vorsitzenden wurde die Abgeordnete Aydan Özoguz (SPD) gewählt.

Zur Berichterstattung des Deutschen Bundestages

sozialgenial hilft-Förderfonds für das Schuljahr 2025/2026

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Auch im Schuljahr 2025/26 unterstützen die Stiftung Aktive Bürgerschaft und verschiedene Förderpartner aus der genossenschaftlichen Finanzgruppe Schulen bei der Umsetzung von sozialgenial-Projekten mit bis zu 500 Euro pro Projekt. Viele Förderpartner engagieren sich so für die Schulen in ihrer Region bereits zum wiederholten Mal. Erstmals dabei ist die BBBank Stiftung. Alle sozialgenial hilft-Förderfonds werden ab Ende Juni 2025 ausgeschrieben. Schulen aus den verschiedenen Regionen sind dann eingeladen, sich mit ihren sozialgenial-Projekten zu bewerben.

Die Aktive Bürgerschaft dankt unter anderem diesen Förderpartnern, die die sozialgenial hilft-Förderfonds ermöglichen:

Dortmunder Volksbank, Region Dortmund

VerbundVolksbank OWL-Stiftung (VerbundVolksbank OWL), Region Ostwestfalen-Lippe

Volksbank Hellweg, Region Hellweg

PSD Bank Rhein-Ruhr, alle Schulen im Geschäftsgebiet der Bank

Werte-Stiftung Münsterland (Volksbank im Münsterland), Münsterland

BBBank Stiftung (BBBank), Regierungsbezirk Karlsruhe und Brandenburg

Infos und Bewerbung
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