Bertelsmann-Studie: Weniger Zusammenhalt im Osten?

Der gesellschaftliche Zusammenhalt in Deutschland sei in den alten Bundesländern höher als in den neuen Bundesländern, meldete die Bertelsmann Stiftung am 12. Mai 2014. Zugrunde liegt die Studie “Radar gesellschaftlicher Zusammenhalt”, für die Wissenschaftler der Jacobs University Bremen Befragungen und Statistiken von 1990 und 2012 auswerteten. Sie interpretierten die Daten anhand eines Indexes aus 31 Einzelkriterien wie Größe des Freundes- und Bekanntenkreises, Einstellung gegenüber Zuwanderern, Vertrauen in Polizei oder Justiz, Spenden oder ehrenamtlicher Tätigkeit. Die Studie ist allerdings auf Kritik gestoßen. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) kritisierte, “im 25. Jahr der friedlichen Revolution fehlt noch immer ein funktionierender methodischer Ansatz in der Wissenschaft, der die ostdeutschen Besonderheiten ausreichend berücksichtigt”, wie die Berliner Zeitung am 12. Mai 2014 berichtete. Auf dem Onlineportal der Wochenzeitung der Freitag erschien am 12. Mai 2014 eine Kritik des Journalisten Sönke Paulsen, der unter anderem bemängelte, dass die Verfasser der Studie subjektive Einschätzungen der Bevölkerung aus Umfragen als objektive Werte deklarierten oder die Mitgliedschaft in einem Verein als Kriterium für Zusammenhalt verwendeten, obgleich hier davon auszugehen sei, dass die unterschiedlichen gesellschaftlichen Systeme in BRD und DDR noch nachwirkten (“Unseriös. Wie man mit Studien Stimmung macht”).

, Ausgabe 145 Mai 2014