Beiträge Von :

Gudrun Sonnenberg

Ukraine: „Besonders nachhaltige Hilfe“

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Besuch aus der Ukraine: Wie sich nach dem Stopp der US-amerikanischen Entwicklungshilfe USAID die Situation in der ukrainischen Zivilgesellschaft zuspitzt, berichteten persönlich Geschäftsführer Volodymyr Sheyhus und Programmleiterin Olga Nikolska von der ukrainischen Hilfsorganisation ISAR Ednannia. Sie statteten am 11. März 2025 der Stiftung Aktive Bürgerschaft in Berlin einen Besuch ab, dem auch Ansgar Gessner, geschäftsführender Vorstand der Maecenata Stiftung, beiwohnte. Maecenata transferiert die Spenden aus dem Ednannia-Hilfsfonds der Stiftung Aktive Bürgerschaft in die Ukraine. Sie werden dort von Ednannia an die ukrainischen Bürgerstiftungen weitergegeben.

Sheyhus bezeichnete diese Hilfe als besonders nachhaltig: „Lokale zivilgesellschaftliche Organisationen sind mit den Menschen vor Ort verbunden. Deshalb können sie immer arbeiten, auch wenn die Rahmenbedingungen schwierig sind. Die Unterstützung aus dem Ednannia-Hilfsfonds wirkt besonders nachhaltig, weil die Geber den Bürgerstiftungen viel Freiheit lassen, die Mittel an der richtigen Stelle einzusetzen.“

Seit Kriegsbeginn 2022 haben Privatpersonen, Unternehmen und Stiftungen rund 284.000 Euro an den Ednannia-Hilfsfonds gespendet. Wie die Mittel eingesetzt wurden, ist im Impact Report „People to People“ nachzulesen (bürgerAktiv berichtete). Drei ukrainischen Bürgerstiftungen ermöglichte die BBBank Stiftung, in fünf Kliniken Spiel- und Familienräume einzurichten, die die Bedingungen für die Genesung kranker Kinder nachhaltig verbessern. Sie kommen jährlich mehr als 11.000 Kindern zugute. Von einem kleinen Mädchen berichtete Olga Nikolska: „Sie ist längst entlassen, liegt ihren Eltern aber in den Ohren, dass sie wieder das Krankenhaus besuchen möchte – weil sie eine so gute Zeit in diesem Spielzimmer hatte.“

ZUM EDNANNIA-HILFSFONDS
Zum Impact Report „People to People“
Zu den Projekten aus den Mitteln der BBBank Stiftung
Statement von Volodymyr Sheyhus

Fundstück des Monats: Alles über Genossenschaften

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

2025 ist von den Vereinten Nationen als Internationales Jahr der Genossenschaften ausgerufen worden. Aber wie viele Genossenschaften gibt es eigentlich und welche ökonomische Bedeutung haben sie? Dazu hat der Deutsche Genossenschafts- und Raiffeisenverband e.V. eine Sonderausgabe seiner Reihe „Zahlen und Fakten der Genossenschaften“ mit Infos zu Genossenschaften in Deutschland, Europa und weltweit herausgegeben.
Zahlen und Fakten der Genossenschaften

Mehr Nützliches:

Der Bürgerstiftungsfinder der Stiftung Aktive Bürgerschaft
www.aktive-buergerschaft.de/buergerstiftungen/buergerstiftung-finden/

Datenbank sozialgenial der Stiftung Aktive Bürgerschaft: Service-Learning-Schulprojekte
www.aktive-buergerschaft.de/service-learning/sozialgenial-praxisbeispiele/

Weiterbildung: Masterstudiengang Nonprofit-Management & Governance
professional-school.uni-muenster.de/masterstudiengange/nonprofit-management-governance/

Jobs anbieten und finden: Gesines Jobtipps
gesinesjobtipps.de/

Veranstaltungskalender für Gemeinnützige:
www.buergergesellschaft.de/mitteilen/nuetzliches/termine-veranstaltungen/veranstaltungskalender
www.gutes-wissen.org/kalender/

Fördermittel für Gemeinnützige:
Meta-Verzeichnis
blog-foerdermittel.de/internetverzeichnis/
Förderdatenbank der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt
foerderdatenbank.d-s-e-e.de/datenbank/programme
Aktuelle Ausschreibungen
foerdermittel-wissenswert.de/aktuelles/
Spendenkampagnen von Unternehmen
www.foerderprogramme.org/spendenkampagnen/
Wettbewerbe und Förderpreise
www.buergergesellschaft.de/mitteilen/nuetzliches/wettbewerbe-foerderpreise

Drei Jahre Krieg in der Ukraine – der Ednannia-Hilfsfonds hilft weiter

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Die ukrainische Zivilgesellschaft braucht nach drei Jahren Krieg weiterhin Unterstützung, um mit den Folgen der russischen Angriffe und Zerstörungen fertig zu werden. Im Ednannia-Hilfsfonds, mit dem die Stiftung Aktive Bürgerschaft bereits seit 2022 Spenden für die ukrainischen Bürgerstiftungen sammelt, sind inzwischen 283.987 Euro eingegangen, 60.810 Euro davon 2024.

Die Mittel werden in der Ukraine von der Hilfsorganisation Ednannia an die Bürgerstiftungen weitergegeben. In ihrem aktuellen Impact-Report zeigt Ednannia, wie die Bürgerstiftungen mit den Spenden aus Deutschland ukrainischen Zivilgesellschaft stärken. So errichtete die Voznesensk Community Foundation ein Weiterbildungscenter, in dem die Binnengeflüchteten in der Stadt sich beruflich fortbilden können: Sie bot Nähkurse an, mit denen sich die Menschen für Jobs in den örtlichen Textilunternehmen qualifizieren konnten. Die Bürgerstiftung in Berezan richtete Workout-Räume und Spielplätze für Kinder und Jugendliche ein, die unter der Besatzung durch russische Truppen zu Beginn des Krieges gelitten hatten, stellte Räumlichkeiten für Veranstaltungen und Lernräume wieder her und organisierte Aktionen wie das Sammeln recyclebarer Abfälle.

Die ukrainischen Bürgerstiftungen engagieren sich auch im Gesundheitsbereich. Um die körperliche und mentale Genesung erkrankter Kinder zu fördern, haben sie unter anderem in fünf Kliniken in Berezan, Vinnytsia und Kharkiv Räume zum Spielen und Zusammensein mit den Eltern eingerichtet. Diese Projekte konnte der Ednannia-Hilfsfonds mit einer zweckgebundenen Zuwendung der BBBank Stiftung umsetzen. „So können wir den kleinen Patienten in dieser schweren Zeit etwas Freude schenken“, sagt Ralf Baumann, Vorstandsmitglied der BBBank Stiftung.

Die Stiftung Aktive Bürgerschaft ruft weiterhin zu Spenden für den Ednannia-Hilfsfonds und die ukrainischen Bürgerstiftungen auf. Bislang haben sich Genossenschaftsbanken, Stiftungen, Bürgerstiftungen, Unternehmen und Privatpersonen beteiligt. Ednannia und die Stiftung Aktive Bürgerschaft danken allen Spendern herzlich im Namen der ukrainischen Bürgerstiftungen.

ZUM EDNANNIA-HILFSFONDS
Zur Ukraine-Hilfe der BBBank Stiftung
Zum aktuellen Impact-Report

Fokus Januar 2025: Ehrenamt trotz knapper Zeit

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Zeit ist ein knapper werdendes Gut, auch im Engagement. Insbesondere, wenn es darum geht, ein festes Amt zu übernehmen, etwa als Vorstand eines Vereins oder einer Stiftung, winken immer mehr Menschen aus Zeitgründen ab. Für viele Menschen ist es schwierig, sich mit regelmäßigen Terminen zu verpflichten. Umgekehrt spüren diejenigen, die sich engagieren, wachsende Belastungen.

Damit Menschen sich trotzdem gut und gerne engagieren, braucht es passgenaue Strategien und die Bereitschaft, auch mal einen Schritt weiter zu denken. Sei es, Synergieeffekte zwischen Job und Ehrenamt zu suchen, sei es, das Engagementprojekt in der Schule nicht obendrauf, sondern in den Unterricht eingebunden zu realisieren. Hier setzt mit Beratung und Weiterbildung auch die Stiftung Aktive Bürgerschaft an, damit vor Ort mehr Zeit fürs Engagement bleibt.

Der Fokus „Ehrenamt trotz knapper Zeit“ zeigt Lösungen für die Einzelnen, für das Team und für die ganze Organisation. Engagierte aus Bürgerstiftungen, Schulen und Genossenschaftsbanken geben Empfehlungen aus der Praxis. Die Expertin Christiane Biedermann erläutert, wie die frühzeitige Investition von Zeit an der richtigen Stelle sich anschließend amortisiert.

Im Fokus „Ehrenamt trotz knapper Zeit“ lesen Sie diese Beiträge:

Effizient im Ehrenamt: Die besten Tipps aus der Praxis

Gute Ratschläge, wie man Zeit spart, gibt es viele. Aber was passt zu gemeinnützigen Organisationen mit ehrenamtlich engagierten Menschen, was funktioniert wirklich vor Ort? Menschen, die es wissen müssen, teilen ihre Erfahrungen.
Zu den Tipps

Interview: „Zeit nicht verschwenden“

Ehrenamtliche arbeiten effizienter, wenn sie ihre Zeit an der richtigen Stelle investieren und sich frühzeitig mit den Prozessen und der Arbeitsorganisation beschäftigen, sagt Christiane Biedermann, Expertin für Freiwilligenmanagement und Teamwork, im Interview mit bürgerAktiv.
Zum Interview

Hintergrund: Engagementzeit in Zahlen

Der neuste Engagementbericht der Bundesregierung bestätigt: Viele Menschen möchten sich freiwillig engagieren, die Bereitschaft ist ungebrochen. Aber sie haben Schwierigkeiten, genug Zeit zu finden. Diese Wahrnehmung, über die viele Engagierte berichten, wird von den Erhebungen der letzten Jahre bestätigt.
Zum Hintergrund

Mehr zum Thema

Wieviel Zeit wenden Bürgerstiftungsvorstände für Bürokratie auf? Bürokratiebarometer der Aktiven Bürgerschaft
Digitalisierung zwischen Hype und Herausforderung – Fokus April 2024
„Burn-out im Ehrenamt – Wenn das Ehrenamt krank macht“: Beitrag in der ZEIT vom 7. Dezember 2024

Collage: Ingo Wilhelm / Stiftung Aktive Bürgerschaft

Effizient im Ehrenamt: Die besten Tipps aus der Praxis

1024 657 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Think small – kalkuliere realistisch – verknüpf dein Engagement mit Schule oder Beruf – nutze Synergieeffekte – entlaste die Vorstände: Was wirklich vor Ort funktioniert und wie, teilen Engagierte, die es wissen müssen. Lesen Sie, was zwei Lehrerinnen raten, wie sich Bürgerstiftungen organisieren und wie Engagierte aus Volksbanken und Raiffeisenbanken Engagement mit Qualifizierung und Job verbinden.

 

Zeitaufwand der Freiwilligen realistisch kalkulieren


Tipps von Heike Engelhardt aus der Bürgerstiftung Jena Saale-Holzland

Für die Arbeit mit Freiwilligen sind klare Angaben zum Zeitaufwand besonders wichtig. Zum Beispiel verbringen Freiwillige in unserem Projekt „Schatzheber“, in dem sie kompetenzfördernde Angebote für Kinder in Kitas machen, maximal eine Stunde pro Woche in der Kita. Doch es ist auch die Vorbereitungszeit einzurechnen, so dass insgesamt zweieinhalb Wochenstunden zusammenkommen. Das kommunizieren wir von vornherein, damit alle Beteiligten realistisch kalkulieren können.

Wenn umgekehrt jemand sagt, er oder sie habe vier Stunden pro Woche Zeit, suchen wir eine entsprechende Tätigkeit heraus. Es gibt auch kleine Aufgaben, die erledigt werden müssen, und sei es, dass jemand mit wenig Zeit die Etiketten für unseren Wunschbaum ausdruckt. Die Voraussetzung ist immer, dass wir als Profis sagen können, wieviel Zeit eine Aufgabe in Anspruch nimmt.

Empfehlen möchte ich außerdem, zwar Zeit zu sparen, indem man pragmatisch arbeitet, aber sich andererseits auch Zeit zu nehmen, wenn man sie braucht. Zum Beispiel, um Strategien für neue Herausforderungen zu entwickeln oder sich gegenseitig zu motivieren.

Heike Engelhardt betreut bei der Bürgerstiftung Jena Saale-Holzland verschiedene Projekte und die Freiwilligenagentur Jena. Foto: Bürgerstiftung Jena Saale-Holzland

 

Schule: Engagementprojekt mit Fachunterricht verknüpfen


Tipps von Anja Henke, Gymnasiallehrerin

Unsere Schülerinnen und Schüler haben zuletzt im sozialgenial-Projekt „Ökologische Herausforderungen der Gegenwart“ Grundschüler unterrichtet. Es ging um Themen wie Upcycling, saisonale Ernährung und regenerative Energieformen, und die Grundschüler sollten anschließend etwas mit nach Hause nehmen können.

Wir haben dieses durchaus aufwändige sozialgenial-Projekt zeiteffizient durchführen können, weil wir es mit dem regulären Unterricht im Grund- und Orientierungskurs Politik und Wirtschaft der Jahrgangsstufe 11 verknüpften und die Vor- und Nachbereitung in die Unterrichtsstunden integrierten. Die Leistungen des sozialgenial-Projekts gingen dementsprechend auch in die Bewertung der mündlichen Leistungen ein.

Besonders hilfreich war übrigens der Ratschlag von Caroline Deilmann aus der Aktiven Bürgerschaft, unter den Schülern auch eine Gruppe für Kommunikation zu bilden. Diese hielt die Kommunikation zwischen den beiden am Projekt beteiligten Kursen aufrecht, verfasste Artikel für die Homepage bzw. für das Jahrbuch der Schule, übernahm die Abstimmung mit der Grundschule und stellte Kontakt zur Presse her. Die Schüler haben diese verantwortungsvollen Aufgaben gerne übernommen und uns dadurch sehr entlastet.

Anja Henke ist Lehrerin am Gustav-Stresemann-Gymnasium in Bad Wildungen. Foto: privat

 

Think small – eine Nummer kleiner tut es auch


Tipps von Nina Wollenhaupt, stellvertretende Schulleiterin

Für uns haben sich ein paar Dinge als sehr kräftesparend bei Schulprojekten erwiesen, unter anderem:

  • Service nutzen! Beim Schreiben von Pressetexten oder Newslettern kann man sich an Formulierungen zur Definition von Service Learning von sozialgenial orientieren; fertige Vordrucke für Zertifikate zum Ausfüllen können bei der Aktiven Bürgerschaft bestellt werden.
  • Geteilte Freude ist doppelte Freude! Wenn möglich, sollte man eine weitere Lehrkraft mit ins Boot holen. Arbeitsteilung schafft Freiräume, und die Freude zu teilen, gibt neue Kraft.
  • Think small! Veranstaltungen sollten nicht zu groß angesetzt werden. In der Stadthalle kann man den kleineren Saal buchen, am Weihnachtsmarkt kann man den Verkaufstand für nur zwei von drei Tagen anmelden.

Und vor allem: Die eigenen Ansprüche nicht zu hoch schrauben! Es reicht, ein paar Schüler pro Jahr zu erreichen. Es muss nicht unbedingt die ganze Stufe oder Schulgemeinde sein. Befriedigung und Erfolg kann man auch beim Drehen kleinerer Rädchen haben.

Nina Wollenhaupt ist stellvertretende Schulleiterin des Georg-Büchner-Gymnasiums in Bad Vilbel. Foto: privat

 

Im Ehrenamt qualifizieren


Tipps aus der Raiffeisenbank Neumarkt i.d.OPf. von Sophie Fuhrmann

Bei knapper Zeit ist es ein Riesenvorteil, wenn man mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen kann. Mir persönlich macht mein Engagement als Vorständin bei der Bürgerstiftung zwar so viel Freude, dass ich die Stunden nicht zähle. Doch tatsächlich bringt mich der Einsatz auch beruflich weiter. Denn: Ich bin bei der Raiffeisenbank Neumarkt i.d.OPf. für deren bankeigene Stiftung zuständig und assistiere in der Vermögensberatung. In beiden Bereichen kommen mir die Praxiserfahrungen, die ich in der Bürgerstiftung sammle, sehr zugute und ersparen mir Zeit, die ich sonst in Recherche stecken müsste. Von den Erfahrungen in der Bürgerstiftung habe ich auch profitiert, als ich mich bei der Akademie Deutscher Genossenschaften e.V. (ADG) zur Stiftungsberaterin und zur Stiftungsmanagerin weiterqualifiziert habe und direkt einordnen konnte, wovon dort in der Theorie die Rede war.

Sophie Fuhrmann, Assistentin Private Banking bei der Raiffeisenbank Neumarkt i.d.OPf. und Managerin der bankeigenen Stiftung, engagiert sich ehrenamtlich im Vorstand der Bürgerstiftung Region Neumarkt i.d.OPf. Foto: Siegfried Mandel

 

Synergieeffekte nutzen


Tipps aus der Volksbank Vechta von Martin Kühling

Wenn das Ehrenamt zeitsparend ablaufen soll, empfehle ich, solche Aufgaben zu übernehmen, für die man das entsprechende Know-how mitbringt. So kümmere ich mich in der Bürgerstiftung Vechta federführend um die Vermögensanlage, wozu ich als Vorstand der Volksbank Vechta prädestiniert bin. Ich kann von allem im Team die Aufgabe mit dem geringsten Zeitaufwand im Team erfüllen. So haben von der Effizienz alle etwas und nicht nur ich persönlich.

Optimal ist, wenn das ehrenamtliche Engagement Synergieeffekte mit der beruflichen Tätigkeit erzeugt. Die Bürgerstiftung und die Volksbank haben ähnliche Ziele in ihrem Einsatz für die Lebensqualität in Vechta. Ich kann mein Engagement daher problemlos mit meiner beruflichen Rolle vereinbaren. Durch mein Engagement bei der Bürgerstiftung wird die Volksbank von Stifterinnen und Stiftern wahrgenommen und ich lerne wiederum interessante Partner und potenzielle Partner kennen. So tue ich als Bürgerstiftungsvorstand zugleich etwas für die Volksbank – und umgekehrt!

Dr. Martin Kühling, einer von zwei Vorständen der Volksbank Vechta, engagiert sich ehrenamtlich im Vorstand der Bürgerstiftung Vechta. Foto: Volksbank Vechta

 

Vorstände durch Vorstandsbeauftragte entlasten


Tipps aus der Bürgerstiftung Lebensraum Aachen von Joelle Ramakers

Die Bürgerstiftung Lebensraum Aachen wird von einem ehrenamtlichen Vorstand geleitet, den derzeit drei Vorstandsbeauftragte entlasten. Wir haben diese Möglichkeit in unserer Satzung verankert. Die Vorstandsbeauftragten übernehmen klar umrissene Aufgabenfelder. Ein Beauftragter für Steuern, Finanzen und Anlageberatung unterstützt durch seine Expertise als Steuerberater bei Budgetplanung, Jahresabschluss, Buchhaltung und steuerlichen Fragen. Ein zweiter Beauftragter für Organisation dokumentiert Arbeitsprozesse, berät in IT- und Datenschutzfragen und erleichtert die Einarbeitung neuer Mitarbeitender/Vorstände mit einem Organisationshandbuch. Der dritte Beauftragte betreut Erbschaften und Vermächtnisse, berät potenzielle Erblassende und plant zusammen mit einem Notar Infoveranstaltungen rund um das Thema.

Alle Entscheidungen bleiben beim Vorstand, doch die Unterstützung entlastet und verschafft Zeit – ein wichtiger Faktor, da der Vorstand derzeit aus nur drei Mitgliedern besteht. Die Struktur sichert zudem Kontinuität in den Arbeitsprozessen und erleichtert es, neue Vorstände zu gewinnen: Denn diese können, wenn sie in ihr Amt einsteigen, auf die Erfahrung der ehrenamtlichen Vorstandsbeauftragten zählen, sofern sie sich für entscheiden, weiter mit ihnen zusammenzuarbeiten. Es steht ihnen auch frei, andere Beauftragte zu bestellen.

Joelle Ramakers leitet die Geschäftsstelle der Bürgerstiftung Lebensraum Aachen. Foto: Intuitive Fotografie

Collage: Ingo Wilhelm / Stiftung Aktive Bürgerschaft

Diese Tipps sind Teil des Fokus EHRENAMT TROTZ KNAPPER ZEIT – der bürgerAktiv – Nachrichten für Engagierte Januar 2025 der Stiftung Aktive Bürgerschaft.

„Zeit nicht verschwenden“

1024 804 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Ehrenamtliche arbeiten effizienter, wenn sie ihre Zeit an der richtigen Stelle investieren und sich frühzeitig mit den Prozessen und der Arbeitsorganisation beschäftigen, sagt Christiane Biedermann, Expertin für Freiwilligenmanagement und Teamwork, im Interview mit bürgerAktiv. In den Fokus gehört, was mit welchem Aufwand zu schaffen ist. Mit klaren Abgrenzungen lassen sich auch Freiwillige leichter gewinnen.

Christiane, welche Rolle spielt in deiner Beobachtung der Faktor Zeit für die Entscheidung, sich ehrenamtlich zu engagieren?

„Ehrenamt? Da habe ich keine Zeit für.“ Das hören Organisationen durchaus, die ehrenamtlich Engagierte suchen. Besonders, wenn sie Ehrenamtliche für Vorstands- und Leitungsaufgaben gewinnen möchten. Trotzdem gibt es Engagierte, die sehr viel Zeit und über eine lange Strecke hinweg aufwenden. Noch weitaus mehr Menschen bringen sich flexibel und mit überschaubarem Zeitaufwand ein. Laut ZiviZ-Survey 2023 fällt es mehr als der Hälfte der befragten Organisationen leicht, Engagierte anlassbezogen für kurzfristige Engagements zu gewinnen.

Wie kann man solchen zeitlichen Bedürfnissen entsprechen und trotzdem Engagierte auch für Leitungsfunktionen gewinnen?

Für mich steht ganz vorne: Wir dürfen die Zeit von ehrenamtlich Engagierten nicht verschwenden. Wenn die Suche nach Nachfolgerinnen und Nachfolgern im Vorstand ansteht, höre ich oft: „Hauptsache, wir finden dafür überhaupt noch jemand!“ Eine Option ist, Zuständigkeiten und Aufgaben in mehrere Hände zu geben, statt eine oder wenige Personen mit sehr viel Verantwortung und Arbeit zu belasten. Menschen sind eher bereit zu einem Engagement, wenn sie genau wissen, wofür sie Verantwortung übernehmen, und ihre Zeit in einem Bereich einsetzen, der ihnen liegt, wo sie Routine haben. Auch wird eine Vorstandstätigkeit eher angenommen, wenn man sich auf die Zuständigkeit und Aufgabe konzentrieren kann, Amtszeiten und die Wiederwahl von vornherein begrenzt werden. Zeit wird dann verschwendet, wenn sich neue Vorstände das erforderliche Wissen selbst aneignen müssen. Hospitationen, Onboarding und eine gute Vorbereitung auf ein solches Ehrenamt bieten sich an. Ein Beispiel gibt die Stiftung Aktive Bürgerschaft mit ihrem Seminar „Guter Start für neue Vorstände“ für Bürgerstiftungen.

Und bei Menschen, die einfach mitmachen oder sich in Projekten engagieren wollen?

Auch hier gilt, möglichst keine Zeit zu verschwenden. Manche Organisationen handeln nach einer Art Zufallsprinzip: „Bei uns gibt es immer viel zu tun. Wir finden dann schon eine Aufgabe.“ Besser ist, genau herauszufinden, mit welchen Aufgaben und welchem Knowhow eine Organisation ihre Wirkung entfalten kann, wer zuständig ist und wo jemand fehlt. Damit kommt man zu konkreten Engagementmöglichkeiten, um dann gemeinsam das Engagement zu finden, das zu ehrenamtlich Engagierten am besten passt. Ich plädiere häufig für Tandems oder Teamarbeit, um Überlastung zu vorzubeugen.

Wie gelingt es denn, sich den Überblick über den Zeitaufwand zu verschaffen?

Indem man zunächst zusätzliche Zeit investiert. In der ehrenamtlichen Vorstandsarbeit beispielsweise, indem Vorstände einmal im Jahr in einer Klausur oder einem Workshop sich dazu gemeinsam beraten. Frühzeitig Aufgaben und Kapazitäten zu klären, spart später viel Zeit. Das ist wichtig, denn Zeitmangel, Überlastung und überbordende Aufgaben zählen zu den häufigsten Gründen, weshalb Engagierte ihren Einsatz beenden.

Wie kann man Arbeit reduzieren?

Viel Zeit spart digitales Arbeiten: Informationen für Engagierte per Mailing oder Messengerdienst, digitales Kontakt- und Adressmanagement, synchrones Arbeiten an Dokumenten, Online-Schulungen oder der Einsatz von Künstlicher Intelligenz, zum Beispiel, um schneller einen Bericht zu schreiben – die Liste ist lang.

Vorstandssitzungen können vor Ort, online oder hybrid stattfinden. Auch hier begegnen mir Vorstände, die sich gut organisieren. Sie sitzen nicht den ganzen Abend zusammen, sondern verabreden vorab die Dauer ihrer Sitzung und wie viel Zeit sie einzelnen Themen auf ihrer Agenda geben wollen. Die Effizienz steht und fällt mit einer Moderation, die Diskussionen zu Entscheidungen führt. Das ist auch wichtig: Beschlüsse fassen und diese nicht unnötig vertagen. Sonst fängt man immer wieder von vorne an. Übrigens: Wenn die Beteiligten abwechselnd moderieren, bekommen alle ein Gefühl dafür, worauf es ankommt.

Was sind die Hauptzeitfresser im ehrenamtlichen Engagement?

Das sind administrative Aufgaben, besonders von Vorständen. Ehrenamtliche sagen: „Die Bürokratie!“. Sie zu reduzieren, ist sicher eine Aufgabe von Politik. Eine große Hilfe sind Informationen über gesetzliche Neuerungen, die für Engagierte verständlich in How-To-dos aufbereitet sind. Unter anderen arbeiten die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) und die Stiftung Aktive Bürgerschaft solche Neuerungen auf. Damit können ehrenamtlich Engagierte so manchen mühsamen Prozess zeitsparend abkürzen.

Interview: Gudrun Sonnenberg
Foto: Lisa Merck / Kopf & Kragen

Christiane Biedermann ist Spezialistin für Freiwilligenmanagement und arbeitet als selbstständige Trainerin und Teamgestalterin für gemeinnützige Organisationen. Bis 2022 war sie in verschiedenen Funktionen bei der Stiftung Aktive Bürgerschaft tätig, zuletzt als stellvertretende Geschäftsführerin.

Dieses Interview ist Teil des Fokus Ehrenamt trotz knapper Zeit der bürgerAktiv – Nachrichten für Engagierte Januar 2025 der Stiftung Aktive Bürgerschaft.

Hintergrund: Engagementzeit in Zahlen

1024 683 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Der neuste Engagementbericht der Bundesregierung bestätigt: Viele Menschen möchten sich freiwillig engagieren, die Bereitschaft ist ungebrochen. Aber sie haben Schwierigkeiten, genug Zeit zu finden. Diese Wahrnehmung, über die viele Engagierte berichten, wird von den Erhebungen der letzten Jahre bestätigt. Sie zeigen, wo es hapert und wie sich die Probleme auf das Engagement auswirken.

Menschen finden weniger Zeit, sich zu engagieren

2022 engagierten sich laut statistischem Bundesamt 36 Prozent der Bevölkerung ab zehn Jahren in Deutschland. Zehn Jahre zuvor waren es noch 40 Prozent. Der leichte Rückgang (immer noch ein Zuwachs gegenüber 1999) dürfte auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, möglicherweise spielte im Befragungsjahr 2022 die Corona-Pandemie noch eine wichtige Rolle. Allerdings gab in der „Zeitverwendungserhebung“ des Statistischen Bundesamtes ein Drittel der Personen ab zehn Jahren an, zu wenig Zeit für ein Engagement zu haben, während es zehn Jahre zuvor nur rund 15 Prozent der Befragten waren. Diese Aussagen korrelieren mit der steigenden Erwerbstätigkeit, aber auch mit wachsenden Belastungen durch private Aufgaben wie der Pflege von Angehörigen. (Mehr zu den Statistiken siehe unten.)

Verpflichten ist schwierig

Die wissenschaftliche Kommission, die unter Leitung von Prof. Dr. Chantal Munsch den vierten Engagementbericht der Bundesregierung erstellte (er wurde im Dezember 2024 veröffentlicht), weist darauf hin, dass auch die rückläufige Zeitautonomie eine wichtige Rolle spielt, also ob man frei planen und Verpflichtungen eingehen kann, oder ob immer wieder unvorhersehbare Ereignisse die Planungen durchkreuzen und zeitliche Flexibilität gewahrt werden muss. Insbesondere wirkt sich das offenbar auf zeitintensive und regelmäßige Aufgaben aus, wie sie vor allem Leitungsfunktionen im Ehrenamt mit sich bringen. Die Folge sei, berichtet die Kommission im Engagementbericht aus Anhörungen, dass Menschen ihr Engagement frühzeitig wieder beendeten – teils auch frustriert, weil für die Tätigkeiten, die sie sich vorgestellt hatten, zu wenig Zeit blieb. Zeitraubend seien unter anderem bürokratischer Aufwand, die Suche nach hauptamtlichen Kräften und Schulungen, um ihn zu bewältigen.

Flexibilität ist Trumpf

Der letzte Freiwilligensurvey mit Zahlen aus 2019 bestätigte den Trend, dass zeitintensives und regelmäßiges Engagement rückläufig ist. Was offenbar leichter fällt, ist punktuelles, in größeren Abständen anfallenden Engagement: Laut Freiwilligensurvey ist der Anteil von Personen, die sich zwei Stunden oder weniger pro Woche engagieren, von 50 auf 60 Prozent gestiegen. Der ZiviZ-Survey 2023 zeigt, dass sich Mitgliedschaft und Engagement in einer Organisation offenbar entkoppeln: Der Anteil der Organisationen, deren freiwillig Engagierte auch Mitglied waren, sank zwischen 2012 und 2022 von 75 auf 66 Prozent.

Herkunft der Zahlen: Die Statistiken

Abgesehen von kleineren Einzelstudien findet man die ausführlichste Statistik über freiwillige Engagierte in Deutschland im Freiwilligensurvey. Seine Daten werden alle fünf Jahre erhoben. Im zuletzt veröffentlichten Freiwilligensurvey, den das Deutsche Zentrum für Altersfragen (DZA) erstellte, stammen die Zahlen aus dem Jahr 2019. Zum Freiwilligensurvey

Die Bundesregierung veröffentlicht in jeder Legislaturperiode einen Engagementbericht, zuletzt im Dezember 2024. Er wird von einer Sachverständigenkommission erstellt, die bereits vorhandene Daten (darunter den Freiwilligensurvey) auswertet, weitere Daten erhebt und Anhörungen durchführt. Zum Engagementbericht

Das Statistische Bundesamt führt alle zehn Jahre eine Befragung zur Zeitverwendung durch, die auch Daten zum ehrenamtlichen Engagement enthält. Zum Statistischen Bundesamt

Thinktank Zivilgesellschaft in Zahlen (ZiviZ) im Stifterverband befragt alle vier bis fünf Jahre zivilgesellschaftliche Organisationen und veröffentlicht die Ergebnisse als ZiviZ Survey, zuletzt 2023. Zum ZiviZ Survey

Text: Gudrun Sonnenberg
Foto: Alexander Schimmeck / unsplash.com

Dieser Beitrag ist Teil des Fokus Ehrenamt trotz knapper Zeit der bürgerAktiv – Nachrichten für Engagierte Januar 2025 der Stiftung Aktive Bürgerschaft.

Ein Vierteljahrhundert Wissenschaft für die Bürgergesellschaft

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Seit einem Vierteljahrhundert begleitet die Buchreihe „Bürgergesellschaft und Demokratie“ die Entwicklung der Bürgergesellschaft als zentrale wissenschaftliche Plattform. Ihr 25-jähriges Jubiläum ist am 6. Dezember 2024 in Berlin mit einem Symposium gefeiert worden. In verschiedenen Podiumsrunden diskutierten Autorinnen, Autoren und Herausgebende über Gefahren für die Zivilgesellschaft wie den Klimawandel, antidemokratische Entwicklungen und Shrinking Spaces sowie über die Entwicklungen zivilgesellschaftlichen Engagements, die nicht immer zur Lösung beitragen. Die Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Annette Zimmer und Dr. Stefan Nährlich, Geschäftsführer und Vorstandsmitglied der Stiftung Aktive Bürgerschaft, blickten auf die Entwicklung der Reihe zurück. Sie hatten mit der Herausgabe des ersten Bandes „Engagierte Bürgerschaft. Traditionen und Perspektiven“ den Anstoß gegeben. Die Reihe erschien in verschiedenen Verlagen und wurde lange Zeit von der Aktiven Bürgerschaft gefördert. Inzwischen gibt es 74 Bände. Die aktuellen Herausgeber neben Annette Zimmer sind Prof. Dr. Frank Adloff, Dr. Ansgar Klein, Dr. Holger Krimmer, Prof. Johanna Mair, PhD, Dr. Simon Teune und Prof. Dr. Heike Walk. Die meisten Zugriffe verzeichnet mit 322.000 übrigens die zweite Auflage des Bandes „Corporate Citizenship in Deutschland“ (2010), den ein Team aus der Aktiven Bürgerschaft herausgegeben hat, Stefan Nährlich sowie Dr. Holger Backhaus-Maul, Christiane Biedermann und Judith Polterauer.

Zur Buchreihe bei Springer VS

Spende für Teilnahme an Nutzungsumfrage für bürgerAktiv: The Winner is …

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

… die Flüchtlingshilfe Nidderau, eine Bürgerinitiative, die sich in Nidderau im Rhein-Main-Gebiet für Geflüchtete einsetzt. Sie erhält eine Spende von 500 Euro von der Stiftung Aktive Bürgerschaft. Das ist das Dankeschön für die Teilnahme an der Umfrage zur Nutzung der bürgerAktiv – Nachrichten für Engagierte. Alle Teilnehmenden konnten eine gemeinnützige Organisation nennen, unter denen die Empfängerin der Spende im Januar 2025 von der Aktiven Bürgerschaft ausgelost wurde.

An der Umfrage haben hunderte Nutzende teilgenommen und ihre Nutzungserfahrung sowie weiterführende Hinweise geteilt. Ihre Antworten helfen der bürgerAktiv-Redaktion bei der Weiterentwicklung sehr weiter. Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern herzlichen Dank!

Zur Flüchtlingshilfe Nidderau
bürgerAktiv – Nachrichten für Engagierte
Stiftung Aktive Bürgerschaft

Neue Kolleginnen bei der Aktiven Bürgerschaft

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Die Stiftung Aktive Bürgerschaft freut sich über neue Kompetenz: Im Januar 2025 sind Birgit Seefelder und Maria Blatsiou zum Team dazugekommen.

Maria Blatsiou ist Programm-Managerin Service Learning und verstärkt den Programmbereich Service Learning, in dem das Programm sozialgenial angesiedelt ist. Sie ist diplomierte Pädagogin und Bildungswissenschaftlerin (M.A.) und war unter anderem neun Jahre lang Lehrerin an einer beruflichen Schule in Berlin.

Birgit Seefelder verstärkt als Programm-Managerin den Bereich Förderpartnerschaften der Aktiven Bürgerschaft. Sie hat Geschichte und Philosophie studiert und sich im Master auf die Vermittlung von Geschichte im öffentlichen Raum spezialisiert. In den letzten fünf Jahren arbeitete sie in der historisch-politischen Bildung bei der Stiftung Berliner Mauer.

Zum Team der Aktiven Bürgerschaft