„Manche bleiben“

Im Gast-Haus in Dortmund kümmern sich ehrenamtlich Engagierte um Menschen in Not, Obdachlosigkeit und prekären Lebenslagen. Der Verein setzt bei der Suche nach Helfern auch auf die Zusammenarbeit mit Schulen.

„Es ist wichtig, junge Menschen für Armut zu sensibilisieren und ihnen zu zeigen, dass nicht immer alles Plan läuft im Leben“, sagt Eva Bahr, Ehrenamtskoordinatorin beim Gast-Haus e.V. Doch nicht nur wegen des Abbaus von Vorurteilen gegenüber seinen hilfsbedürftigen Gästen schätzt das Gast-Haus, wenn Schülerinnen und Schüler sich hier engagieren. Es gilt auch, immer wieder neue Mitstreiter zu finden. Um jüngere Menschen auf sich aufmerksam zu machen, kommuniziert das Gast-Haus in den sozialen Medien und öffnet seine Türen gerne für Schulprojekte wie beispielsweise den „Sozialgenial-Projektkurs“ des Reinoldus- und Schiller-Gymnasiums in Dortmund. Dessen Schülerinnen und Schüler engagieren sich im Rahmen des Programms sozialgenial der Stiftung Aktive Bürgerschaft für die Einrichtung, indem sie Handtücher aus dem nahegelegenen Solebad herbeischaffen, die dort vergessen und gereinigt wurden. Sie werden den Menschen zur Verfügung gestellt, die das Gast-Haus aufsuchen.

Nach dem Schulprojekt geht es weiter

Schülerinnen und Schüler aus den Dortmunder Schulen absolvieren auch Praktika im Gast-Haus. „Manche bleiben danach bei uns“, freut sich Eva Bahr, „sie machen nach dem Schulprojekt oder Praktikum weiter. Einer unserer ehrenamtlichen Zahnärzte kommt sogar ursprünglich aus einem Schulprojekt.“

Das Gast-Haus startete vor 27 Jahren rein ehrenamtsbasiert mit 15 Engagierten. Man bot zweimal Frühstück für Menschen in Armut an. Inzwischen gibt es jeden Tag Frühstück, nachmittags Suppe, außerdem Duschmöglichkeiten, eine Kleiderkammer, ärztliche Versorgung, Beratung und vieles mehr. Mit dem Wachstum konnten viele Ehrenamtliche gewonnen werden, 350 Freiwillige sind inzwischen im Pool. Eine beeindruckende Zahl, doch es gibt ja auch viel zu tun: Allein sieben Teams braucht es, um das tägliche Frühstück zu gewährleisten. Und es haben nicht alle Ehrenamtlichen gerade dann Zeit, wenn sie gebraucht werden, manche müssen ausscheiden, andere bekommen Kinder, wechseln den Beruf oder können nur punktuell helfen.

Offenheit lohnt sich

So braucht es immer wieder Neu-Einsteiger, die das Gast-Haus auch über seine Kommunikation in den Sozialen Medien gewinnt. Die Offenheit für junge Leute lohnt sich. Die Schulen kommen von sich aus mit ihren Projekten auf das Gast-Haus zu, es ist bekannt. Und natürlich trägt zur erfolgreichen Gewinnung Ehrenamtlicher auch die Sache selbst bei: „Armut ist ein großes Problem, und es wird leider immer größer“, sagt Eva Bahr, „es beschäftigt viele Menschen.“

Text: Gudrun Sonnenberg

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, Ausgabe 253 März 2024, Fokus