Deutschlandfunk Kultur: „Menschen mit niedriger Bildung werden seltener angesprochen“

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Wie bringt man Menschen ins Ehrenamt, die hier unterrepräsentiert sind? Dazu interviewte der Deutschlandfunk Kultur am 14. April 2025 unter dem Titel „Wem Engagement leichter gemacht werden muss“ die Soziologin Prof. Claudia Vogel von der Hochschule Neubrandenburg, die als Expertin am Vierten Engagementbericht der Bundesregierung (bürgerAktiv berichtete) mitgearbeitet hat. Zwar stehe das Ehrenamt grundsätzlich allen offen, doch seien unter anderem Menschen mit niedriger Bildung unterrepräsentiert, sagte sie. Nur 19 Prozent von ihnen engagierten sich ehrenamtlich – bei Menschen mit hoher Bildung seien es mehr als die Hälfte. Vogel machte einerseits bürokratische Hürden verantwortlich: Komplizierte Regelungen erschwerten Menschen mit niedriger Bildung, ihre Ideen umzusetzen. Andererseits verwies sie auf die gesellschaftlichen Mechanismen hinter den Zahlen: Viele Engagierte kämen über persönliche Kontakte ins Ehrenamt, und wer Mitstreiter suche, sehe sich im eigenen Milieu um. Also sprächen Akademiker andere Akademiker an. „Menschen mit niedriger Bildung werden seltener angesprochen“, sagte Vogel.

Zum Interview

taz: Wenn keiner mitmacht im Verein

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Jahreshauptversammlung im Verein: „Im vergangenen Jahr sind acht Leute gekommen, sieben davon besetzen die Ehrenämter im Verein. Der hat 230 Mitglieder.“ So beschrieb Autorin Karlotta Ehrenberg die Lage im Sportverein. Schwimmen gehen: gern und regelmäßig. Ein Amt übernehmen: lieber nicht. „So wie die Kun¬den von Urban Sports und Co. kümmert auch mich mein persönliches Wohlergehen mehr als das Prekariat der Freizeitbranche“, offenbarte Ehrenberg in dem Essay „Engagement in Vereinen. Was passiert, wenn keiner richtig mitmachen will“. Sie übte sich in Einsicht: „Verbindlich wollen wir lieber nicht sein. Das ist in diesem kleinen Verein auch wie in der großen Demokratie. Und wie die große Schwester ist auch der Verein dadurch bedroht. Wenn keiner richtig mitmachen will, dann ist es irgendwann aus, kapiere ich.“ Der Text, der allerdings mit einer folgenlosen Absicht endet, sich zu engagieren, erschien am 16. April 2025 in der tageszeitung (taz).

Zum Essay

Spiegel Wissen: Tränen trocknen, Trikots einsammeln, anfeuern – ehrenamtliche Trainer

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

1,21 Millionen Kinder spielen in Fußball in ihrer Freizeit. Im Magazin „Spiegel Wissen“ (Nr. 1/2025 vom 11. April 2025) porträtiert Eva Lehnen Michael Traut, einen der ehrenamtlichen Trainer, die in 24.000 Vereinen den Sport der Kinder möglich machen. Er ist einer von vielen, die nicht nur zwei-, dreimal pro Woche auf dem Platz stehen, sondern die auch „den eigenen Alltag um Trainingszeiten und Turniere planen. Die Trainingseinheiten vorbereiten, Zeit in Fortbildungen stecken und sich am Samstagabend den Wecker fürs Auswärtsspiel am nächsten Morgen auf sieben Uhr stellen“, so Lehnen. „Sie trocknen Tränen, feuern an, jubeln mit, binden Schnürsenkel, sammeln T-Shirts, Hosen und Stutzen ein (…) Außerdem sind sie Erzieher, Sozialarbeiter und Psychologen. Und – na klar, kein Problem – eine Mitfahrgelegenheit zum Spiel haben sie im eigenen Auto auch noch frei.“ Für Michael Traut hat das Engagement auch einen sozialen Aspekt. Er sagt: „Kinder aus finanziell starken Familien könnten leicht die Sportart wechseln, falls sich niemand für das Fußballtraining findet. Kinder aus benachteiligten Familien hingegen haben diese Möglichkeit nicht.“ Der Text ist unter dem Titel „Ohne einen wie ihn läuft auf dem Platz nichts“ erschienen. 

Zum Beitrag (+)

 

FAZ: Hessische Sportvereine scheitern an Vorstandssuche

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

„Auflösungserscheinungen im hessischen Sport“, namentlich in Tennisvereinen, geht der Beitrag „Vorstand verzweifelt gesucht“ von Thomas Klemm in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vom 2. April 2025 nach. Er berichtete über Vereine, die sich auflösen, weil sie keine Vorstände mehr finden. Der Mangel an ehrenamtlichen Funktionsträgern sei im letzten Sportentwicklungsbericht 2020-2022 das größte Problem der hessischen Sportvereine gewesen – wenngleich sich in Klemms Recherche dann doch herausstellte, dass von 32 Auflösungen seit Jahresbeginn 2025 nur zwei mit Engpässen im Vorstand zu tun hatten. In 23 Fällen habe es an „fehlendem Sportbetrieb“ gelegen. „Oft fehle es weniger an Interessenten fürs Ehrenamt als vielmehr ‚an Ideen, wie Strukturen im Sport weiterzuentwickeln sind‘“, zitierte Klemm einen Sportfunktionär. Dazu gehörten Umstrukturierungen auf Verbandsebene, aber auch ein neuer Zuschnitt für die Aufgaben im Ehrenamt. Vielleicht, so Klemm, spiele ja die demographische Entwicklung mit den demnächst in Ruhestand gehenden „Boomern“ den Vereinen in die Hände: „Gut möglich, dass sich aus der Masse der Mitte der sechziger Jahre Geborenen viele finden, die nach dem Arbeitsleben ihre neu gewonnene Freizeit sinnstiftend fürs Gemeinwesen füllen wollen.“ 

Zum Beitrag

Süddeutsche Zeitung: Ramadama-Aktionen in Bayern

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Hunderte Ehrenamtliche schwärmen im Frühling in Bayern aus, um Wälder und Kommunen vom Müll zu befreien, vom Sofa im Wald bis zur Plastikfolie auf dem Feld. „Ramadama“ heißen solche Aktionen. Sie haben eine jahrzehntealte Tradition, wie Bernhard Lohr berichtete: „Der Begriff stammt von dem ersten Münchner Oberbürgermeister nach dem Krieg, dem Sozialdemokraten Thomas Wimmer, der 1949 dazu aufrief, gemeinsam mit Schaufel, Schubkarren und bloßen Händen den Schutt aus der Stadt zu bekommen“, schrieb er in der Süddeutschen Zeitung vom 4. April 2025. Ein moderneres Label ist die „Clean-up-Day“-Bewegung. Für seine Reportage „Zeit für den Frühjahrsputz“ besuchte Lohr kleine und große Orte im Münchner Umland, lernte engagierte Bürgermeister, Abfallvermeidungs-Initiativen und Kita-Kinder kennen und stößt auf Grund für Optimismus: „Müllsammler Benno Stübner aus Gräfelfing glaubt, dass die Aktionen mittlerweile Wirkung entfalten. Auch wenn die Müllmengen insgesamt wachsen, ist er vorsichtig optimistisch. ‚Es nimmt aus meiner Sicht im Großen und Ganzen ab‘, sagt er über Müll in der Landschaft. ‚Ich hab’ das Gefühl, es wird etwas besser.‘“ 

Zur Reportage (+)

FAZ: Zivilgesellschaft hat heute eine neue Bedeutung

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Die Rolle zivilgesellschaftlichen Engagements in der Demokratie beleuchtete Politikredakteur Rüdiger Soldt am 24. März 2025 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Der Begriff der Zivilgesellschaft sei in Misskredit geraten. Ihr Engagement legitimiere sich aus Staatsferne und unabhängiger Selbstorganisation. Politiker, die eine starke Zivilgesellschaft wollten, müssten ertragen, wenn deren Protest sich gegen die Mächtigen richte und auch eine Bewegung wie PEGIDA als Teil der Zivilgesellschaft akzeptieren. Soldt sah einen „dynamischen Wandel: War es vor zwanzig Jahren das Ziel, Minderheiten durch zivilgesellschaftliches Engagement und Bürgerbeteiligung überhaupt ein Gehör zu verschaffen, so geht es heute darum, der ‚stillen Mitte der Bevölkerung‘ in einer von lärmenden sozialen Medien und von Konflikten beherrschten Öffentlichkeit wieder Geltung zu verschaffen“, schrieb er. Der Text erschien unter dem Titel „Was heißt Zivilgesellschaft heute?“.

Zum Beitrag (+)

Stuttgarter Nachrichten: Grundsteuerbescheide irritieren Vereine vor Ort

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Gemeinnützige Vereine sind grundsätzlich von der Grundsteuer befreit und insofern nicht von den derzeitigen Veränderungen betroffen. Doch wenn sie einen wirtschaftlichen Zweckbetrieb auf einem Grundstück betreiben – beispielsweise ein Vereinsheim an einen Gastrobetreiber verpachten – ist die Befreiung dahin. Die Stuttgarter Nachrichten berichteten am 27. März 2025 über einen Verein in Leonberg, dessen Grundsteuer sank, weil die Gemeinde die Grundsteuerreform über die Hebesätze ausgleicht. Andere Vereine hätten dagegen deutlich höhere Bescheide, teils um das Fünffache, erhalten. Der Grund seien falsche Messbescheide. Bis die Sache geklärt ist, müssen die Vereine die höheren Kosten vorstrecken. Der Bericht von Ulrike Otto erschien unter dem Titel „Leonberger Vereine von höheren Grundsteuerbeträgen überrascht“.

Zum Bericht

taz: Nichtregierungsorganisationen fordern Ausbau von „Demokratie leben“

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Vier Nichtregierungsorganisationen haben am 19. März 2025 gefordert, die Demokratieförderung gesetzlich zu verankern und langfristige Planungen über fünf bis zehn Jahre abzusichern. Campact, die Gesellschaft für Freiheitsrechte, die Antonio Amadeu Stiftung und die Allianz „Rechtssicherheit für politische Willensbildung“ verlangten, die Mittel für das Programm „Demokratie leben“ von 180 auf 364 Millionen Euro zu verdoppeln. Wie die tageszeitung (taz) in einem längeren Bericht meldete, forderten sie überdies von den Unionsparteien zu klären, dass auch vom Staat geförderte Projekte sich kritisch mit Äußerungen und Positionen von Parteien auseinandersetzen können. Sie nahmen dabei Bezug auf die Kleine Anfrage der Union im Bundestag mit 551 Fragen zur „Politischen Neutralität staatlich geförderter Organisationen“. Der Bericht von Raweel Nasir erschien am 19. März 2025 unter dem Titel „NGOs fordern Sicherheit“.  

Zum Bericht in der taz   

ZEIT: Vernetzte Boomer-Mütter – Omas gegen rechts aus der Nähe betrachtet

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

„Unsere Boomer-Mütter hingegen haben sich vernetzt (…) Sie haben sich diesen Button angesteckt und sind vor der Bundestagswahl jedes Wochenende zwischen Antifa, Gewerkschaften und überparteilichen Bündnissen auf Demonstrationen mitgelaufen.“ So berichtete Simon Wörpel in der ZEIT über die Bewegung „Omas gegen rechts“, bei denen sich auch seine Mutter engagiert. Früher war sei sie eher still gewesen, wenn die Familie diskutierte. Dann wurde sie Großmutter, fragte sich, was ihr Enkel sie später einmal fragen könnte und initiierte 2018 eine Regionalgruppe der „Omas gegen rechts“ in Bochum, in der sie bis heute aktiv ist. Neben seinem veränderten Blick auf seine Mutter berichtete Wörpel über deren Mitstreiterinnen, das Netzwerk und die Freundschaften, die entstanden sind, und was die Frauen treibt. Die Reportage ist unter dem Titel „Der graue Block“ am 20. März 2025 erschienen.  

Zur Reportage (+) 

Bonner Generalanzeiger: Deutsche Post Stiftung wickelt Institut zur Zukunft der Arbeit ab

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Das renommierte wissenschaftliche Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) wird von seiner Trägerin, der Deutsche Post Stiftung, abgewickelt. „Auch gut zwei Wochen später haben sich Empörung und Enttäuschung nicht gelegt“, berichtete Kai Pfundt in seinem ausführlichen Bericht „Rasanter Aufstieg, Ende mit Schrecken“ im Bonner Generalanzeiger vom 12. März 2025. Die Deutsche Post Stiftung habe angegeben, über die Jahre einen dreistelligen Millionenbetrag investiert zu haben. Unklar sei, warum die Stiftung mit den an sie überwiesenen Beträgen der Post AG und nachfolgend der DHL-Gruppe kein ausreichend großes Vermögen ansammeln konnte, um das IZA dauerhaft unterhalten können. Künftig, so der Bericht, wolle sie Einnahmen aus der Vermietung der Immobilien erzielen, die nach der Abwicklung des IZA zu groß sein werden. „Dass hier einst wissenschaftliche Spitzenleistungen mit weltweiter Strahlkraft ermöglicht wurden, wird dann nur noch eine schnell verblassende Erinnerung sein“, kritisiert Autor Kai Pfundt. Er zitiert zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern, die in der Entscheidung der Stiftung einen „großen Verlust für die internationale Arbeitsmarktforschung“ sehen. Das IZA habe ein weltumspannendes Forscher-Netzwerk aufgebaut, das noch gerettet werden soll. Zuletzt sei am IZA selbst wissenschaftlich kaum noch etwas geleistet worden, nachdem die Berufung des Ökonomen Prof. Dr. Armin Falk auf die Leitung 2023 gescheitert war.  

Zum Bericht (+) 

FAZ: Daten gegen Bürokratie – Streit um die Berichtspflichten

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

„Bei Nachhaltigkeit und Transformation zu sparen, ist das Falsche: Wir müssen Risiken einschätzen, wir brauchen valide Daten, und da ist die CSRD ein Instrumentarium, das endlich vergleichbare Daten valide prüft.“ So begründete Silke Stremlau vom Sustainable-Finance-Beirat im Streitgespräch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), warum sie die umstrittene Pflicht für Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) befürwortet. Es würden zu oft die Chancen übersehen. Ihr Gegenspieler im Streitgespräch, Achim Dercks von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) hielt dagegen: „Mit dem Maß an Berichtspflichten hat es die Politik übertrieben – und wir sind mittlerweile in eine Komplexitäts- und Überlastungsfalle geraten. Zu den Berichtspflichten kommen die hohen Energiepreise und überlange Planungs- und Genehmigungsverfahren. Unter dieser Überfrachtung leidet das ganze Thema Nachhaltigkeit.“ Zwar waren sich die Kontrahenten einig darin, die Berichterstattungspflicht nicht komplett abschaffen zu wollen, doch ihre Ansichten, wie sie zu reformieren sei, gingen denkbar weit auseinander. Der Austausch wurde von Philipp Krohn moderiert und ist am 26. Februar 2025 unter dem Titel „Jeder verbindet Nachhaltigkeit mit Bürokratie“ erschienen.  

Zum Streitgespräch (+)  

Frankfurter Rundschau: GEMA-Gebührenübernahme – Vereine sind unzufrieden

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

In verschiedenen Bundesländern übernimmt die Landesregierung die GEMA-Gebühren für gemeinnützige Einrichtungen und Vereine. Auch in Hessen. Allerdings nur unter bestimmten Bedingungen, deshalb kommen nicht alle Vereine in den Genuss der Vergünstigung, berichtete am 7. Februar 2025 die Frankfurter Rundschau. So gelte die Regelung beispielsweise nur für Veranstaltungen auf Flächen bis zu einer Größe von 500 Quadratmetern und nur für eintrittsfreie Veranstaltungen. Die Frankfurter Rundschau schilderte Beispiele für Ausnahmen, etwa den Sportverein „Fun-Ball Dortelweil“. Hier nimmt man Eintrittsgelder, wenn man Geld für technisches Equipment wie eine Musikanlage ausgibt. Damit erfüllt die Veranstaltung nicht mehr die Kriterien für die Übernahme der GEMA-Gebühren durch die Landesregierung. Die GEMA ist die Verwertungsgesellschaft für Musik. Sie erhebt die Gebühren als Nutzungsentgelt für die Urheber der Musik, die auf den Veranstaltungen gespielt wird.  

Zum Beitrag

Neue Osnabrücker Zeitung: CDU-Fraktion will nach Demonstrationen gegen rechts Förderungen prüfen

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Aus der Union kommt die Forderung, die Förderungen für die Vereine zu prüfen, die zu den großen Demonstrationen gegen rechts im Februar aufgerufen haben. Der Vize-Fraktionschef der Unionsfraktion im Bundestag, Mathias Middelberg, kündigte Prüfungen an. „Demonstrationen für Demokratie oder gegen Rechtsextremismus sind völlig okay. Problematisch wird es aber, wenn diese Demos, initiiert oder organisiert von gemeinnützigen Institutionen, jetzt auch gegen die CDU oder gegen unseren Kanzlerkandidaten Friedrich Merz Stimmung machen“, sagte Middelberg der Neuen Osnabrücker Zeitung, wie dort am 13. Februar 2025 Tim Prahle berichtete. Aus Sicht der Unions-Fraktion handele es sich bei den Protesten um einseitige Beeinflussung in der heißen Phase vor der Bundestagswahl. Tatsächlich, so Prahle, verpflichte die Teilnahme im Förderprogramm „Demokratie leben!“ zu parteipolitischer Neutralität und verbiete Aufrufe gegen die Wahl einzelner Parteien. Sachliche Auseinandersetzung mit inhaltlichen Positionen sei allerdings erlaubt. Nach Ansicht des von Prahle um Einschätzung gebetenen Staatsrechtlers Christoph Degenhardt sollten die Vereine mehr Transparenz über die Herkunft ihrer Gelder und bessere Trennung staatlicher und nichtstaatlicher Förderung praktizieren: „Unter diesen Voraussetzungen könne einer Vereinigung oder Organisation nicht das Recht abgesprochen werden, sich zu äußern“, so Prahle. Der Beitrag erschien unter dem Titel „Nach Brandmauer-Demonstrationen: Unions-Fraktion will Förderung beteiligter Vereine prüfen“. 

Zum Beitrag  

Wirtschaftswoche: „Amerikanischer Imperialismus erfasst auch Stiftungen“

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Wer in den USA Geld in eine gemeinnützige Stiftung gibt, kann die Zuwendung unbegrenzt in voller Höhe von der Steuer absetzen (in Deutschland gibt es dagegen eine Grenze von maximal 20 Prozent der jährlichen Einkünfte). Ein wichtiges Motiv, doch gehe es den Superreichen beim Stiften auch um Macht, sagte der Stiftungsexperte und Gründer der Maecenata Stiftung, Rupert Graf Strachwitz, im Interview mit der Wirtschaftswoche. Auch im Ausland, darunter Deutschland, stecken sie Geld in ihnen genehme Stiftungen, Parteien oder Thinktanks. „Amerikanischer Imperialismus“ erfasse auch die Stiftungen, andererseits gebe es Gegenspieler zu Trump wie die Open Society Foundation des Milliardärs George Soros oder Michael Bloomberg. In Deutschland brauche es mehr Transparenz über die Herkunft von Geldern im gemeinnützigen Sektor, forderte Strachwitz. Das Interview führte Christian Ramthun. Es erschien am 27. Januar 2025 unter dem Titel „Amerikas Mega-Milliardäre, ihre Stiftungen – und imperialen Ansprüche“. 

Zum Interview (+)  

NDR: Kühne-Stiftung finanziert neue Oper in Hamburg

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

In der Hamburger Hafencity soll eine neue Oper gebaut werden, die in wesentlichen Teilen die Stiftung des Milliardärs Klaus-Michael Kühne finanziert. Über die Einigung des Senats mit der Kühne-Stiftung berichtete am 7. Februar 2025 der Norddeutsche Rundfunk (NDR). Die Stiftung wolle sämtliche Baukosten übernehmen. Das gelte auch im Falle eventuell anfallender Kostensteigerungen und „ohne jegliche Einschränkung“, so der NDR unter Berufung auf den Kultursenator der Stadt, Carsten Brosda. In dem Vertrag zwischen der Stadt und der Stiftung sei keine Summe festgeschrieben. Zuvor war die Rede von einer Größenordnung um 330 Millionen Euro gewesen. 150 Millionen maximal sollen laut NDR aus dem Haushalt Hamburgs kommen, damit solle beispielsweise der Schutz vor Sturmfluten gezahlt werden. Was noch aussteht, ist die Zustimmung des Parlaments, der Hamburgischen Bürgerschaft. Im Architektenwettbewerb hat die Kühne-Stiftung laut Vereinbarung ein Mitsprache- und Vetorecht. Der NDR berichtete auch über Kritik: Der Denkmalverein startete eine Petition, die Staatsoper im alten Operngebäude zu lassen. Seine Vorsitzende Kristina Sassenscheidt zitierte der NDR mit den Worten „Von einem einzelnen Geldgeber wurden wie von einem Feudalherren sämtliche sonst üblichen Entscheidungsprozesse auf den Kopf gestellt.“  

Zum Beitrag

Die Zeit: Großspenden von Unternehmern für die Parteien

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Einen Blick in das Spendenregister des Deutschen Bundestags warfen Selina Rudolph und Zacharias Zacharakis und berichteten darüber am 30. Januar 2025 in „Die Zeit“. Sie fanden die Großspenden von Unternehmern an die AfD, über die bereits öffentlich berichtet wurde, aber auch eine Millionenspende eines Unternehmers an die FDP, und zwar von Dieter Morszeck aus Köln, der zweimal 500.000 Euro überwies. Die FDP steht beim Parteispendenvolumen an zweiter Stelle hinter der Union. Abgeschlagen mit weniger als einer Million Euro an Spenden sind SPD und die Grünen, während die Kleinpartei Volt eine Millionenspende des Unternehmers Thadaeus Friedmann Otto verzeichnet, Eigentümer eines Filzpantoffelherstellers. Der Unternehmer und Investor Carsten Maschmeyer bedachte sowohl die Union als auch die FDP. Auf X/Twitter habe er dezidiert erklärt, welche politischen Vorhaben ihn zu seinen Spenden motivierten. „Solche konkreten Einlassungen jedoch sind durchaus fragwürdig, weil eine Spende für einen bestimmten politischen Zweck nicht zulässig ist“, so Rudolph und Zacharakis. Daher äußern sich Spender üblicherweise nicht äußern und es kann nur vermutet werden, was sie vorhaben. Insgesamt waren Ende Januar 2025 16,5 Millionen Euro im Register verzeichnet. Der Beitrag erschien unter dem Titel „Diese Spenden haben die Parteien seit dem Ampel-Aus bekommen“. 

Zum Beitrag (+) 

Spiegel online: 182 Millionen für Demokratieförderung

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Die Bundesregierung hat für 2025 für Demokratieprojekte 182 Millionen Euro bewilligt. Darüber berichtete am 21. Januar 2025 Spiegel online. Das Programm „Demokratie! Leben!“ des Bundesfamilienministeriums unter Ministerin Lisa Paus wurde für acht Jahre bis 2032 verlängert. Eigentlich hatte die Ampel-Regierung die befristete Projektförderung auf eine dauerhafte Förderung umstellen wollen, konnte sich aber nicht einigen. In der neuen Förderperiode sollen Verschwörungsdenken und Hass im Internet adressiert werden und strukturschwache Regionen unterstützt werden. Wie Spiegel online auch berichtet, hat das Programm bisher seine Hauptzielgruppen erreicht und bei ihnen auch Wirkung erzielt. Doch der Bericht gibt auch Zweifel wieder: „Ganz anders sieht die frühere Ampelpartei FDP die Förderpläne der Ministerin“, heißt es, aus der FDP sei dem Programm Erfolglosigkeit attestiert worden.

Zum Bericht

taz: Gemeinsinn, ein Etikettenschwindel?

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

„Wer von Gemeinsinn redet, laboriert an einem nachgerade naiven Verständnis von Gesellschaft“, schrieb der Soziologieprofessor Armin Nassehi in einem Gastbeitrag im FUTURZWEI Magazin der tageszeitung (taz). Die Gesellschaft sei so heterogen, dass man sie eben nicht zusammenbringen könne. Nassehi stellt den Gemeinsinn in eine Kategorie mit „Nation“ und „Verfassungspatriotismus“, die er gleich mitverwirft. Gemeinsinn funktioniere nur unter ähnlich Gesinnten. Er setzt lieber auf Verfahren, mit denen sich unterschiedliche Interessen aushandeln lassen: „Interessant wird es doch erst dort, wo man nach zivilisierten Formen der Handlungskoordination und des Interessenausgleichs mit denen sucht, mit denen man nicht durch einen imaginierten Gemeinsinn, sondern eher im Modus des Aushaltens, der Toleranz dem eigentlich Nicht-Akzeptablen gegenüber (anderes muss man ja nicht tolerieren) und einer gepflegten sozialen Distanz und Indifferenz verbunden ist.“ Der Beitrag erschien am 31. Dezember 2024 unter dem Titel „Ein Etikettenschwindel“.

Zum Beitrag

FAZ: BSW gründet parteinahe Stiftung

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Das „Bündnis Sahra Wagenknecht – Vernunft und Gerechtigkeit“ will eine parteinahe Stiftung aufbauen und gründet dazu einen Verein namens „Stiftung für Frieden, Vernunft und Gerechtigkeit“. Das berichtete am 16. Januar 2025 Carlota Brandis unter dem Titel „BSW-Stiftung soll zur ‚Entmilitarisierung‘ forschen“ in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Auch andere parteinahe Stiftungen sind als Verein verfasst. Die BSW-Stiftung soll sich schwerpunktmäßig der Friedens- und Konfliktforschung widmen. Zu den Gründern gehören die BSW-Vorsitzende Sahra Wagenknecht und ihr Mann Oskar Lafontaine. Vorstände sollen der BSW-Politiker Jochen Flackus und der Rechtsanwalt Hans Haarmeyer sein. Auf staatliche Mittel kann die BSW-Stiftung erst hoffen, wenn das Bündnis zum dritten Mal nacheinander in Fraktionsstärke in den Bundestag eingezogen ist.

Zum Bericht (+)

Deutschlandfunk: Stiftung gegen Mietwucher in München

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Es gibt in München noch Vermieter, die ihre Wohnungen günstig vermieten und überdies ihre Immobilie nicht an Miethaie verkaufen oder vererben wollen. Eine Zeitlang konnten sie sie Genossenschaften überlassen, die sie dann weiterhin günstig vermieteten. Doch dann stiegen die Verkehrswerte der Wohnungen in München so drastisch an, dass die Genossenschaften nun Schenkungs- bzw. Erbschaftssteuer für die günstig vermieteten Wohnungen zahlen müssten, was auf die Mieten umgelegt werden müsste. Deshalb gründeten Münchner Genossenschaften die gemeinnützige Stiftung „Daheim im Viertel“, die die Wohnungen ohne die Steuerlast übernehmen kann. Sie lässt die Wohnungen dann von den Genossenschaften verwalten. Um das Problem des hoffnungslos überteuerten Münchner Wohnungsmarktes zu lösen, ist das Projekt allerdings zu klein. „Es ist bestenfalls eine Ergänzung zum kommunalen Handeln“, sagte Stiftungsvorstand Christian Stupka am 29. November 2024 im Deutschlandfunk, wo er in der Sendung „Deutschland heute“ im Interview „Gemeinnützige Stiftung bietet bezahlbaren Wohnraum an“ mit Jessica Sturmberg das Konzept erläuterte.

Zum Interview

Südwestpresse: „Fehlendes Engagement öffnet Einfallstore für Polarisierung“

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Viele Menschen engagieren sich, dennoch weist der Soziologe Dr. Holger Backhaus-Maul im Interview mit Gunther Hartwig in der Südwestpresse vom 23. November 2024 auf regionale Unterschiede hin: „Bemerkenswert ist in Ostdeutschland die relative gesellschaftspolitische Enthaltsamkeit im Engagement und die relativ schwache Ressourcenausstattung sowie die deutlich geringere Anzahl an Mitgliedern und Engagierten in Vereinen, Parteien, Kirchen und Gewerkschaften sowie auch in von Bürgern selbstorganisierten Initiativen und Gruppen.“ Eine gefährliche Entwicklung, denn, so Backhaus-Maul: „In den Handlungspraxen des Engagements wird letztlich ausgehandelt, was diese Gesellschaft ist und was sie will, was ihre grundlegenden sozialkulturellen Werte und Normen sowie Strukturen und Verfahrensweisen sind. Wo organisiertes Engagement – andere sprechen von Zivilgesellschaft – fehlt, bieten sich Einfallstore für gesellschaftliche Polarisierung und Zersetzung.“ Das Interview erschien in der Printausgabe unter dem Titel „Empathie ist weit verbreitet“.

Zur Südwestpresse

Süddeutsche Zeitung: Die diskrete Spenderin MacKenzie Scott

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

MacKenzie Scott, die Ex-Frau des Amazon-Gründers Jeff Bezos, spendet immer wieder Milliardenbeträge, ohne Aufheben davon zu machen. Wie Lea Hampel in der Süddeutschen Zeitung berichtete, ließ sie zuletzt im Herbst 2024 acht Milliarden US-Dollar an wohltätige Organisationen und Einrichtungen verteilen. „Das entspricht grob dem Haushalt des Bundesbauministeriums für 2023“, merkte Hampel an. MacKenzie Scott hatte 2019 nach ihrer Scheidung, die ihr ein Vermögen an Amazon-Aktien einbrachte, die „Giving Pledge“ unterzeichnet. Damit verpflichten sich Superreiche, zu Lebzeiten große Teile ihres Vermögens zu spenden. Scott unterscheide sich jedoch von anderen Geldgebern, so Hampel, denn: „Sie spendet unangekündigt. Ob sie den Geldsegen öffentlich machen, stellt sie den Empfängern frei.“ Die wenigen Informationen seien Absicht, um den wohltätigen Organisationen nicht die Aufmerksamkeit zu nehmen. Der Beitrag erschien am 19. November 2024 unter dem Titel „Warum diese Frau Milliarden für gute Zwecke spendet – und ein Geheimnis darum macht“.

WWW.SUEDDEUTSCHE.DE/WIRTSCHAFT/MACKENZIE-SCOTT-PHILANTHROPIE-GEHEIMNIS-SPENDE-LUX.VWLQZUJBZYSXF1QXFNHEFF?REDUCED=TRUE

Süddeutsche Zeitung: Kurswechsel bei der Allianz-Foundation?

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Nachdem die Allianz Foundation, die Stiftung des Versicherungskonzerns Allianz SE, Ende Oktober 2024 ihre Vorständin Esra Küçük fristlos kündigte, traten die externen Mitglieder des Kuratoriums zurück und erklärten in ihrer Begründung, die Stiftung werde faktisch zu einer Konzerneinheit umgewandelt, wo die Gemeinnützigkeit zum Marketingtool und Steuersparmodell degeneriere. Das berichtete Jörg Häntzschel am 5. November 2024 in der Süddeutschen Zeitung. Mit großen progressiven Ambitionen sei die Foundation nach der Zusammenlegung der ehmals getrennten Umweltstiftung mit der Kulturstiftung gestartet, unterstützte Klimaschutz-NGOs, Menschenrechtsanwälte und Regimekritiker, schrieb Häntzschel. Die zurückgetretenen Kuratoriumsmitglieder seien überzeugt, dass dem Unternehmen die Arbeit der Stiftung etwa mit ihrer Kritik an Kunden der Allianz Versicherung aus der Automobilbranche zu riskant geworden sei. Häntzschel zitiert das Ex-Kuratoriumsmitglied Basil Kerski, Leiter des Europäischen Solidarnosc-Zentrums in Danzig, mit noch weitergehenden Überlegungen: „Hat der Konzern Angst bekommen, weil die Stimmung in Europa, in Deutschland sich ändert, weil wir plötzlich sehr populistische Parteien haben?“ Der Beitrag erschien am 5. November 2024 unter dem Titel „Keine Allianz fürs Leben“.

Zum Beitrag (+)

ZDF: Nahaufnahmen zum Ehrenamt

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Gaffer, die Feuerwehreinsätze mit Reality-Spaß verwechseln, Bürgermeister, denen die Reifen aufgestochen werden: Wie gehen Ehrenamtliche damit um, wenn sie in ihrem Engagement angefeindet, beleidigt und mit Gewalt bedroht werden? Das ZDF sendete mit dem Beitrag „Ehrenamt – lohnt sich das?“ eine Nahaufnahme. „Wenn solche Dinge passieren, habe ich natürlich kein Interesse an diesem Ehrenamt“, sagt darin Jerome Saag, ehrenamtlicher Schiedsrichter aus Mönchengladbach, nachdem er bei seiner Tätigkeit verletzt wurde und mit einer Gehirnerschütterung im Krankenhaus landete. Über ein Jahr pausierte er, ehe er zum Fußballplatz zurückfand. „Auf der anderen Seite sind Leute auch sehr dankbar dafür, dass sie die Möglichkeit bekommen zu spielen – und ohne Schiedsrichter funktioniert Fußball nicht“, sagt er. Zu Wort kommen in der Reportage auch eine ehrenamtliche Bürgermeisterin, die aufgegeben hat, zwei Menschen, denen die ehrenamtliche Leitung eines Sozialkaufhauses über den Kopf wächst, und Feuerwehrleute. Der Beitrag von Jessica Liss und Oliver Koytek wurde am 17. November 2024 gesendet.

WWW.ZDF.DE/DOKUMENTATION/ZDF-REPORTAGE/EHRENAMT-LOHNT-SICH-DAS-100.HTML

taz: „Ein Momentum für ein Thema kann ungeheuer schnell entstehen“

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Nach 20 Jahren blickte der Mitbegründer der Online-Kampagnen-Organisation Campact, Christoph Bautz, zurück auf die Anfänge, als Petitionen in Deutschland noch weitgehend unbekannt waren: „Über unsere erste große Kampagne gegen Nebeneinkünfte von Abgeordneten haben deshalb alle Medien berichtet“, erinnerte er sich im Interview mit der tageszeitung (taz). In der Gegenwart verzeichnet die Organisation Erfolge, sie habe 2024 35.000 Förderinnen und Förderer dazu gewonnen, so Bautz. Er bestätigte in dem Gespräch mit Erik Peter, dass die Erfolge der AfD ihn frustrierten. Doch habe er erlebt, dass sich gesellschaftliche Dynamiken schnell verändern können. Kamen 2018 zur Demo in Berlin anlässlich der Kohlekommission kaum Teilnehmende, waren vier Monate später im Hambacher Wald 50.000 Menschen zugegen und ein Jahr später brachte Fridays vor Future 1,4 Millionen auf die Straße. „Das zeigt mir: Ein Momentum für ein Thema kann ungeheuer schnell entstehen“, sagte Bautz. Das Interview erschien am 2. November 2024 unter dem Titel „Engagieren macht einen Unterschied“.

Zum Interview