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Gudrun Sonnenberg

Probleme mit dem Zuwendungsempfängerregister

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Ein Bürokratiefehler ist nicht von einem echten Verstoß gegen Gemeinnützigkeitsregeln zu unterscheiden und die Datensätze sind löchrig: Das Zuwendungsempfängerregister ist unfertig und zu früh an den Start gegangen. Es kann die erwünschte Transparenz und Sicherheit noch nicht bieten. Wenn es nicht rechtzeitig nachgebessert wird, könnte es Vertrauen zerstören und Schaden anrichten. Ein Blick auf die Tücken im Detail.

Von Stefan Nährlich

Im Januar 2024 ist das Zuwendungsempfängerregister (ZER) an den Start gegangen. Sinn und Zweck ist es, Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen und Fördermittelgebern eine einfache und unkomplizierte Möglichkeit zu geben, sich über den Gemeinnützigkeitsstatus von Organisationen zu informieren. Das ZER soll Sicherheit und Transparenz schaffen und so privaten und institutionellen Fördermittelgebern helfen, die Organisationen zu identifizieren, bei denen sie sich konkret engagieren möchten.

Leider stiftet das ZER gegenwärtig vor allem Verwirrung und sorgt unter gemeinnützigen Organisationen auch nicht gerade für Begeisterung. Mehr Transparenz und Sicherheit habe ich mir anders vorgestellt.

Unvollständige Datensätze

„Das Zuwendungsempfängerregister hat keine konstitutive Wirkung. Dies bedeutet, ein Fehlen von berechtigten Organisationen oder das Fehlen von einzelnen Daten zu berechtigten Organisationen im Zuwendungsempfängerregister hat keine Auswirkung auf den durch die Finanzämter festgestellten gemeinnützigkeitsrechtlichen Status bzw. den Status als Zuwendungsempfänger der Organisation.“ Das steht seit einiger Zeit deutlich auf der Webseite vor der ZER-Suchmaske.

Die Datensätze im ZER sind aktuell noch so löchrig und unvollständig, dass man meiner Ansicht nach das Register nicht im Januar 2024 hätte online gehen lassen dürfen. Leider stand es aber anders im Jahressteuergesetz 2020 und auch Bundesministerien und -ämter leiden unter dem Mangel an IT-Fachkräften und an sich verändernden Prioritäten.

Fehlende Unterscheidung zwischen Bürokratiefehler und echtem Problem

Durch eine aktuelle Beratung bin ich auf ein weiteres Problem aufmerksam geworden. Einer Bürgerstiftung war vom örtlichen Finanzamt die Gemeinnützigkeit aberkannt worden, weil die Körperschaftssteuererklärung durch das Steuerberatungsbüro nicht fristgerecht abgegeben wurde. Das ist kein Einzelfall und betrifft nicht nur Bürgerstiftungen oder Stiftungen, sondern alle gemeinnützigen Körperschaften. Es kommt dem Vernehmen nach auch nicht nur selten vor. Die Folge ist, dass die Finanzämter mit einem Bescheid den Vereinen oder Stiftungen die Gemeinnützigkeit entziehen. Danach hat man einen Monat Zeit, Einspruch gegen den Bescheid einzulegen. Ist sonst alles mit der Gemeinnützigkeit in Ordnung, wird nach der Einreichung der Körperschaftssteuererklärung innerhalb der Monatsfrist der vormalige Bescheid aufgehoben und der Status der Steuerbegünstigung der betroffenen Körperschaft ist dauerhaft intakt geblieben. Im Grunde also kein Problem.

Doch mit Einführung des ZER wissen nicht nur das zuständige Finanzamt und die betroffene gemeinnützige Organisation von dem kleinen Missgeschick, sondern es wird für alle öffentlich, die in der Zeit das ZER nutzen. Im ZER sollen – sobald es funktioniert –tagesaktuell die Finanzamtsdaten abgeglichen und veröffentlicht werden.

Es ist aber ein Unterschied, ob die Gemeinnützigkeit wegen eines formalen Fehlers entzogen wird oder weil gegen inhaltliche Kriterien des Gemeinnützigkeitsrechts verstoßen wurde, beispielsweise durch eine Mittelfehlverwendung.

Der Gesetzgeber sollte das ZER schnellstens nachbessern, bevor ein richtiges und wichtiges Vorhaben durch Mängel in der Umsetzung Schaden anrichtet und Vertrauen in gemeinnützige Organisationen beschädigt wird.

Dr. Stefan Nährlich ist Geschäftsführer und Mitglied des Vorstands der Stiftung Aktive Bürgerschaft.

Kommentar von Dr. Stefan Nährlich für bürgerAktiv – Nachrichten für Engagierte, Ausgabe 254 – April 2024 vom 30.04.2024

„Nicht zu religiös betrachten“

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Open Source oder Software vom Tech-Giganten: Wie digitalisiert man eine Non-Profit-Organisation am besten? Ein Gespräch zwischen Philipp Berg von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE), die gerne Open-Source-Entwicklung fördert, und Stefan Nährlich von der Stiftung Aktive Bürgerschaft, die gute Erfahrungen mit Microsoft macht.

bürgerAktiv: Herr Berg, die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt setzt, wenn sie Digitalisierung fördert, auf Open Source. Warum?

Philipp Berg: Wir zwingen niemanden, seine IT-Landschaft umzustellen, in der er arbeitet. Wenn jedoch Software weiterentwickelt oder neue Funktionen hinzugefügt werden sollen, bevorzugen wir Open Source. Zum Beispiel, wenn jemand für eine Mitgliederverwaltung, die bereits von 800 Organisationen genutzt wird, ein neues Feature benötigt und wir dessen Entwicklung unterstützen: Dann profitieren potenziell alle 800 Organisationen von dieser Unterstützung, da sie das Feature ebenfalls nutzen können. Dies ist aus meiner Sicht eine effizientere Verwendung von Steuergeldern, als wenn eine Organisation nur für ihre eigenen Bedürfnisse finanzielle Mittel erhält.

bürgerAktiv: Stefan Nährlich, die Stiftung Aktive Bürgerschaft, die ja auch Bürgerstiftungen in Sachen Digitalisierung berät, empfiehlt durchaus, mit einer kommerziellen sogenannten proprietären Software wie Microsoft zu arbeiten. Warum?

Stefan Nährlich: Zu Beginn der Corona-Pandemie ging es um schnelle Verfügbarkeit. Wir haben den Bürgerstiftungen daher empfohlen, bei ihrem Internet-Provider zu prüfen, ob dieser Microsoft (MS) 365 mit Teams anbietet. Microsoft ist zudem einigermaßen alternativlos, es gibt nicht so viele Anbieter von integrierten Systemen. Wir nutzen MS 365 auch selbst. Dabei zählte für uns, dass das System leistungsfähig ist, sofort einsatzbereit ist und dass die Kolleginnen und Kollegen mitziehen. Für gemeinnützige Organisationen wird es sehr kostengünstig angeboten. Wichtig für uns war auch, ob es den Anbieter in 20 Jahren noch gibt.

Philipp Berg: Auch hinter einem proprietären Tool stecken ganz, ganz viele kleine Open-Source-Lösungen. Wenn die kaputtgehen oder nicht weiterentwickelt werden, funktioniert auch das proprietäre Tool nicht mehr.

Stefan Nährlich: Wir nutzen – mit einem weinenden und einem lachenden Auge – auch Open-Source-Software, nämlich CiviCRM für unser Kontaktmanagement. Wir empfehlen das auch den Bürgerstiftungen. Damit es aber überhaupt läuft, zahlen wir über 1000 Euro im Jahr für Hosting und Support. Dazu kommen Personalkosten für die Kollegin, die mit dem Support zusammenarbeitet und uns intern unterstützt. Auch der Leistungsumfang hat noch Luft nach oben. Für die Entwicklung eines Plug-ins zum Schutz sensibler Daten haben wir zusammen mit vier anderen NPOs 5000 Euro gespendet. Nach zwei Jahren ist es aber immer noch nicht einsatzbereit. Das ist weniger eine Frage des Geldes als von verfügbaren Fachkräften. ITler verdienen in der Wirtschaft mehr und die Wirtschaft bedient zahlungskräftige Kunden. Und die setzen auf andere Lösungen. Um Projektdaten einzupflegen, haben wir etwas hinzuprogrammieren lassen. Das ist gut geworden, hat aber fast 10.000 Euro gekostet. Die Projektdatenbank wäre auch in der Microsoft-Welt mit Power BI zu realisieren gewesen, das Feature hätten wir auch mit anderen, die Microsoft 365 nutzen, geteilt. Die Möglichkeit einer öffentlichen Förderung gab es aber nicht.

„Wir sollten uns von ausländischen Strukturen nicht zu abhängig machen“

Philipp Berg: Gegen eine solche Förderung spricht, dass wir uns von ausländischen Strukturen nicht derart abhängig machen sollten, dass, wenn sie einmal wegbrechen, auch hier bei uns alles wegbricht. Wir haben bereits erlebt, wie ein Zusammenbruch dieser Strukturen im Energiesektor und in der Pharmaindustrie zu erheblichen Problemen geführt hat. Daher gibt es starke Argumente dafür, im digitalen Bereich wenigstens eine eigene europäische Souveränität anzustreben.

Stefan Nährlich: Das würde ich sogar unterschreiben. Aber Behörden und Ministerien setzen selbst im großen Maße Microsoft-Produkte ein. In einer Antwort auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion Die Linke hat die Bundesregierung angegeben, 2022 über 200 Millionen Euro für Microsoft-Lizenzen ausgegeben zu haben. Open-Source spielt danach auch nur eine Nebenrolle. Ich kenne auch kein Unternehmen, das nicht mit Microsoft 365 arbeitet. Aber ausgerechnet die Zivilgesellschaft soll dann den hehren Zielen der Politik folgen, sich nicht abhängig zu machen?

Philipp Berg: Es ist tatsächlich problematisch, dass wir unsere Entwicklungen für die öffentliche Verwaltung immer nur ins Schaufenster stellen und nie in die produktive Anwendung bringen. Seit ein paar Jahren ist zum Beispiel die dPhoenix Suite als souveräner Arbeitsplatz für die öffentliche Verwaltung in der Erprobung und, soweit ich weiß, in Schleswig-Holstein auch produktiv im Einsatz. Und es gibt mit openDesk ein neues, ähnliches Modell. Ich bin sehr gespannt, was daraus wird, und vor allem, wie wir als Verwaltung da rankommen. Bei hundert Prozent Open Source weiß man, was funktioniert und was nicht. Wir würden so eine Arbeitsumgebung auch gerne nutzen. Im zivilgesellschaftlichen Sektor haben wir übrigens mal ein sehr ähnliches Projekt gefördert, die KolliCloud. Für etwa 30 Euro im Monat gibt es dort einen webbasierten Arbeitsplatz für Organisationen, wo alles Mögliche drin ist, Mailing, Cloud, Videotelefonie, und das Rechenzentrum ist klimaneutral. Da gibt es viel Bewegung.

bürgerAktiv: Aber da sind ja auch die Implementierungskosten …

Philipp Berg: Das ist ein Faktor, und da sind wir – jedenfalls bei großen Systemen wie CiviCRM – schnell im fünfstelligen Bereich. Aber als Fördermittelgeber sehe ich volkswirtschaftlich einen elementaren Unterschied, ob ich Geld in einen Implementierer aus Deutschland investiere und damit an jemanden, der Software hier für mich aufsetzt und sie hierzulande hostet, sodass hier jemand den Server wartet und Serviceleistungen erbringt, sodass also das Geld hier im Wirtschaftskreislauf landet – oder ob das Geld alles in die USA geht.

Stefan Nährlich: Das Geld geht ja nicht in die USA, nur weil mit Microsoft-Produkten entwickelt wird. Die zertifizierten Microsoft-Partner in Deutschland sind mittelständische Firmen aus Deutschland, sie zahlen hier ihre Gehälter und ihre Steuern. Da bleibt das Geld auch im Wirtschaftskreislauf.

bürgerAktiv: In den USA wird gerade von sehr finanzstarken Unternehmen Künstliche Intelligenz (KI) entwickelt. Hat Open Source denn eine Chance, da mitzuhalten?

Philipp Berg: Das ist das nächste große Problem: Wer hat die Daten, um diese Modelle zu trainieren? Und das bedeutet wiederum: Wem geben wir alle unsere Daten? Wenn wir immer deren Systeme nutzen, werden wir den Anschluss verlieren in Sachen europäisches Modell. Der Datenvorsprung der großen Konzerne ist irre. Aber vielleicht müssen wir das nicht aufholen, es gibt ja auch Anwendungsfälle unabhängig davon, etwa KI in der Krebsforschung.

Stefan Nährlich: Man kann beispielsweise Aleph Alpha in Heidelberg nur viel Erfolg wünschen. Meine Befürchtung ist aber, dass der Zug abgefahren ist, bevor sie mit ihrer KI so weit sind. OpenAI, Microsoft, Apple und Google, Amazon und Co. sind jetzt schon in der Fläche. Alle, die das bereits nutzen und damit im Großen und Ganzen gut zurechtkommen, werden nicht ohne Not oder starke Anreize wechseln.

Philipp Berg: Das beobachte ich schon länger und finde es schade, dass es so ist. Ich habe den Eindruck, dass wir sehr viele Menschen verlieren, wenn sie einmal eine schlechte Erfahrung gemacht haben – egal ob drei Jahre später alle Schwierigkeiten beseitigt sind und ein Tool nun gut funktioniert. Nachdem beispielsweise in München die Umstellung der öffentlichen Verwaltung auf Linux 2017 als gescheitert galt, galt das Thema Linux in der öffentlichen Verwaltung als verbrannt und wurde nicht mehr angefasst. Das ist nachvollziehbar, aber auch frustrierend. Wie kriegt man Menschen dazu, einem Projekt doch noch einmal eine Chance zu geben? Dinge entwickeln sich weiter!

Stefan Nährlich: Als Wirtschaftswissenschaftler würde ich sagen, Entwicklungen sind immer pfadabhängig. Wenn man sich vor drei Jahren beispielsweise entschieden hat, Webinare mit Teams zu machen, dann sind Wissen, Arbeitsprozesse, Anmeldungsverfahren eben seit drei Jahren auf Teams ausgerichtet. Das ändert man nicht, wenn es seinen Zweck erfüllt und zukunftsfähig ist.

bürgerAktiv: Vielleicht generiert die Non-Profit-Branche ja selbst eine vielversprechende Innovation. Auch Google hat mal klein angefangen.

Philipp Berg: Nach menschlichem Ermessen ist sehr schwer vorstellbar, dass ein Vorsprung, wie ihn Google jetzt hat, noch jemals eingeholt werden könnte. Andererseits dachte man das bei Yahoo auch … Ich halte es immer für möglich, dass eine technologische Innovation komplett durch die Decke geht – und dass sie überall auf der Welt entstehen kann. Mit Sicherheit gibt es auch in Deutschland viele Menschen, die Innovationen mit großem Potenzial arbeiten.

„Die Engagierten nutzen pragmatisch das, was es gibt“

bürgerAktiv: Was fange ich nun an mit den Überlegungen als Vorstand einer Stiftung oder eines Vereins? Microsoft oder Open Source? Entscheiden oder flexibel bleiben?

Stefan Nährlich: Die Engagierten nutzen pragmatisch das, was es gibt, um ein Stück weiterzukommen. Das ist die Realität. Wir wollen niemanden überreden oder belehren, in eine bestimmte Richtung zu gehen. In unserem Support für die Bürgerstiftungen in Deutschland unterstützen wir sie in dem, was sie machen mit den gängigen Lösungen, das sind Microsoft 365 und CiviCRM.

Philipp Berg: Ich kann mich mit dem Wort Pragmatismus an der Stelle auch anfreunden. In der DSEE setzen wir stark auf Wissensaustausch, Vernetzung, Erfahrungsaustausch, die Dinge nicht für sich selbst lösen zu wollen, in Beratung zu gehen, in Peer-Beratung zu gehen. Man darf dieses Thema nicht religiös betrachten. Die Frage ist immer, was ist für uns in unserem Kontext in der IT, die wir schon haben, mit den Menschen, mit denen wir arbeiten, die richtige Lösung? Digitalisierung ist nur ein Tool für die eigentliche Arbeit. So niedrigschwellig sollte man das auch betrachten und nicht zu hoch hängen.

Philipp Berg (Foto links) ist Teamleiter Digitalisierung & Innovation bei der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE).
Stefan Nährlich (Foto rechts) ist Geschäftsführer und Mitglied des Vorstands der Stiftung Aktive Bürgerschaft.
Fotos: André Hamann / Werner Kissel

Fokus März 2024: Junge Menschen für Engagement begeistern und die Demokratie stärken

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Menschen, die sich engagieren und Verantwortung übernehmen, sind die tragenden Säulen der Demokratie. Doch beklagen viele zivilgesellschaftliche Organisationen, dass es schwieriger wird, genügend Ehrenamtliche zu finden, vor allem, wenn es um Funktionsträger geht wie Vorstände oder Kassenwarte.

Denn einerseits macht sich der demographische Wandel bemerkbar: Es wachsen weniger junge Menschen nach, und sie haben weniger Zeit – von der Ganztagsschule über die Verschulung von Studiengängen, Doppelbelastungen in Familie und Beruf bis zu weiten Fahrwegen reichen die Hürden. Eine wachsende Zahl von Menschen zieht informelles Engagement oder auch punktuelles Engagement dem Mitarbeiten in etablierten Strukturen vor.

Es gilt also, passende Angebote zu machen. Gute Beispiele zeigen, wie es gelingen kann, junge Menschen für gesellschaftliches Engagement zu gewinnen. Unsere Expertin Annette Zimmer sagt im Interview: Es liegt auch an den Engagierten selbst, wie offen sie wirklich sind.

Lesen Sie dazu diese Fokusbeiträge:

Viele junge Engagierte, trotzdem Nachwuchssorgen: Engagement in Zahlen

Wie sieht das Engagement junger Menschen aus, wo und wie engagieren sie sich? Die Zahlen aus einschlägigen Befragungen zeigen, dass beim Nachwuchs die Bereitschaft, etwas für das Gemeinwohl zu tun, hoch ist. Doch so ganz passen der Bedarf der gemeinnützigen Organisationen und die Bedürfnisse jüngerer Menschen nicht zusammen.
Zum Beitrag

Mitmachen und entscheiden lassen

Mit einer Jugendbürgerstiftung hat die Bürgerstiftung Sindelfingen junge Menschen ins Boot geholt. Hier machen die jungen Leute eigenständig Projekte und ziehen neue Interessenten an.
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„Manche bleiben“

Im Gast-Haus in Dortmund kümmern sich ehrenamtlich Engagierte um Menschen in Not, Obdachlosigkeit und prekären Lebenslagen. Der Verein setzt bei der Suche nach Helfern auch auf die Zusammenarbeit mit Schulen.
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Extraangebote für die Jugend

Große Organisationen versuchen, mit eigenen Jugendorganisationen den jungen Menschen Räume zu eröffnen. Niedrigschwellige Angebote zielen darauf ab, den Einstieg zu erleichtern. Drei Beispiele.
Zum Beitrag

„Kompetenzerwerb stärker thematisieren“

Die Politikwissenschaftlerin Annette Zimmer, Seniorprofessorin an der Universität Münster, spricht im Interview mit bürgerAktiv über Nachwuchsprobleme gemeinnütziger Organisationen und über Strategien, um junge Menschen zum Mitmachen zu gewinnen.
Zum Interview

Mehr zum Thema

bürgerAktiv Magazin 2023/24 der Stiftung Aktive Bürgerschaft mit Geschichten über das Engagement junger Menschen in sozialgenial-Mitgliedsschulen:
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Viele junge Engagierte, trotzdem Nachwuchssorgen: Engagement in Zahlen

1024 680 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Wie sieht das Engagement junger Menschen aus, wo und wie engagieren sie sich? Die Zahlen aus einschlägigen Befragungen zeigen, dass beim Nachwuchs die Bereitschaft, etwas für das Gemeinwohl zu tun, hoch ist. Doch so ganz passen der Bedarf der gemeinnützigen Organisationen und die Bedürfnisse jüngerer Menschen nicht zusammen.

Laut Deutschem Freiwilligensurvey, der zuletzt 2019 erschien und nach dem Engagement in den vergangenen zwölf Monaten fragte, engagieren sich knapp 40 Prozent der Deutschen über 14 Jahre, gut die Hälfte von ihnen in Vereinen oder Verbänden. Bei den 14- bis 29-Jährigen lag die Engagementquote bei 42 Prozent.

Jüngere kleinere Befragungen zeichnen ein noch positiveres Bild: So gaben in der Befragung „u_count“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) 2022 zwei Drittel der befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen an, sich in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal ehrenamtlich engagiert zu haben. Bei 55 Prozent liegt die Quote in der Erhebung „Rein digital, nur gelegentlich oder im Ausland? Neue Formen des freiwilligen Engagements junger Menschen in Stadt und Land“ die 2023 die Ruhr-Universität Bochum (RUB) in fünf Regionen und Städten durchgeführt hat.

Unterschiedliche Formen

Hinter den Zahlen verbergen sich verschiedene Formen des Engagements. Thematisch dominieren Sport und Bewegung, Freizeitveranstaltungen, Bildungsarbeit und Kultur. Laut Freiwilligensurvey engagieren sich Menschen mit höherer Bildung doppelt so häufig wie Menschen mit geringer Bildung.

Von der Organisationsform her haben die Vereine die Nase vorn. In der „u_count“-Befragung sind 62 Prozent der befragten jungen Menschen regelmäßig in einem Verein aktiv gewesen. Auch die in der RUB-Studie Befragten haben sich vorwiegend in einer Organisation engagiert, und dies auch regelmäßig – beispielsweise als Co-Trainer, Tierpfleger, Auf- und Abbau bei Veranstaltungen. Seltener jedoch waren sie administrativ tätig, etwa als Kassenwart oder in einer leitenden Funktion. Rund 40 Prozent der in der RUB-Studie Befragten haben sich „episodisch“, also anlass- oder ereignisbezogen und damit einmalig engagiert. Dieses Engagement fand wiederum häufig in einem Verein oder einer anderen Organisation statt.

Viele Organisationen ohne junge Menschen

Der ZiviZ-Survey 2023, die repräsentative Organisationsbefragung des Think-Tanks Zivilgesellschaft in Zahlen (ZiviZ), schaut aus der Sicht der Organisationen auf die jungen Engagierten und stellt fest: Weniger als die Hälfte der dort befragten Organisationen hat in ihren Leitungspositionen Menschen unter 30 Jahren, 42 Prozent der Organisationen hat keine Engagierten zwischen 18 und 30 Jahren in ihren Reihen. Die meisten jüngeren Engagierten verzeichnen Sportvereine und die Katastrophenhilfe.

Jugend möchte ernst genommen werden

In der „u_count“-Studie äußerten manche der jungen Befragten den Eindruck, nicht für voll genommen zu werden. Hier kam auch zum Ausdruck, dass junge Menschen sich mehr Mitbestimmung wünschen, wenn sie sich engagieren – also bei der Finanzplanung oder Veranstaltungsorganisation im Verein mitwirken möchten. „Der Bürgermeister fragt die Jugendlichen zwar und nimmt ihre Wünsche auf, aber die Umsetzung dauert lange“, zitiert „u_count“ eine Befragte.

Text: Gudrun Sonnenberg

Zum Freiwilligensurvey
Zur u_count-Studie
Zur Studie der RUB
Zum ZiviZ-Bericht

 

Mitmachen und entscheiden lassen

1024 683 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Mit einer Jugendbürgerstiftung hat die Bürgerstiftung Sindelfingen junge Menschen ins Boot geholt. Hier machen die jungen Leute eigenständig Projekte und ziehen neue Interessenten an.

Bis 3 Uhr nachts zu lauter Musik tanzen: Das stößt bei den älteren Teilen der Bevölkerung auf wenig Gegenliebe. Bei jungen Menschen dafür umso mehr. Damit diese sich mal so richtig austoben können und nicht spätestens um Mitternacht von ruhebedürftigen Anwohnern unterbrochen werden, organisiert die Jugendbürgerstiftung Sindelfingen neuerdings eine „Silent Disco“, bei der die Gäste die Musik nicht über Lautsprecher, sondern über Kopfhörer hören, und zusammen tanzen.

Die Idee hatten junge Frauen aus Stuttgart mitgebracht. In der Jugendbürgerstiftung konnten sie sie ausprobieren. Beim dritten Abend fanden sich schon hundert junge Leute ein. Zweimal im Jahr soll das Event stattfinden. Schöner Nebeneffekt: Es sind über die Disco – und auch über andere Events – neue junge Leute auf die Jugendbürgerstiftung aufmerksam geworden und ihr beigetreten. 26 Köpfe zwischen 16 und 29 Jahren zählt jetzt das Team, und sie engagieren sich hier für das, was die Älteren allzu oft übersehen, die Interessen junger Menschen.

Eigenes Budget

Genau dafür hatte die Bürgerstiftung Sindelfingen 2013 die Jugendbürgerstiftung ins Leben gerufen: Um junge Leute zum Mitmachen zu bewegen – aber vor allem, um sie machen zu lassen. Mit einem Budget von 3000 Euro im Jahr können sie eigene Projekte planen und umsetzen oder andere Initiativen fördern. Bei Letzterem helfen die Mitglieder der Jugendbürgerstiftung entweder selbst, etwa, indem sie bei Veranstaltungen von Vereinen den Getränkeausschank übernehmen. Oder sie unterstützen finanziell, etwa das Planspiel „MUNOG “ am Goldberg Gymnasium, bei dem Schülerinnen und Schüler in die Rollen von Staaten in der UNO-Vollversammlung schlüpfen. Manchmal helfen sie auch bei Projekten der Bürgerstiftung Sindelfingen aus. Zum Beispiel, wenn Sindelfinger Schulen in der „Schlau-Schau“ im Einkaufzentrum naturwissenschaftliche Projekte präsentieren.

Patrick Schmid, der aktuelle Vorstandsvorsitzende der Jugendbürgerstiftung (im Foto mit seiner Vorstandkollegin Nicola Koroll), ist seit dreieinhalb Jahren dabei. Ihn habe die breite Palette der Möglichkeiten von Sport über Kultur bis zu sozialen Themen angezogen: „Jeder kann ein Projekt finden, das zu ihm passt“, sagt er. „Die Bürgerstiftung lässt uns unsere Erfahrungen machen, wir werden nie gebremst. Bei uns dürfen auch 16-Jährige ihre Euphorie ausleben. Für uns ist es toll, dass wir so ein Vertrauen genießen.“

„Wir beraten, aber wir lassen sie selbst entscheiden“, sagt Heike Stahl, eine von zwei Vorständen der Bürgerstiftung, die für die Jugend zuständig sind. Manchmal gehört etwas Nervenstärke dazu sich zurückzuhalten, etwa, wenn man selbst schon längst mit einer Planung anfangen würde und die Jugendlichen erst auf den letzten Drücker aktiv werden. „Sie planen halt kurzfristiger“, sagt Stahl.

Hybrid gegen Fluktuation

Der Zulauf gibt aktuell jedenfalls dem Konzept „Machen lassen“ recht. Um die Fluktuation gering zu halten, die automatisch durch das Ende der Schulzeit, Ortwechsel wegen Studium oder Ausbildung entsteht, kommuniziert die Jugendbürgerstiftung hybrid – so können auch die Mitglieder mitreden, die für ein paar Jahre nach Berlin oder anderswohin gegangen sind.

Jedenfalls, bis sie 30 sind. Dann ist in der Jugendbürgerstiftung Schluss – aber das soll nicht das Ende sein: Die Bürgerstiftung hofft, dass sich der Nachwuchs dann in der Bürgerstiftung weiter engagiert. Für den 28-jährigen Patrick Schmid ist das auf jeden Fall eine Option. Was auf ihn zukäme, weiß er schon, denn als Vertreter der Jugendbürgerstiftung ist er regelmäßig bei den Vorstandssitzungen der Bürgerstiftung dabei – und sorgt dafür, dass der Blick der Jugend auf die Projekte nicht zu kurz kommt.

Text: Gudrun Sonnenberg

Zur Jugendbürgerstiftung Sindelfingen
Zur Bürgerstiftung Sindelfingen

„Manche bleiben“

1024 725 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Im Gast-Haus in Dortmund kümmern sich ehrenamtlich Engagierte um Menschen in Not, Obdachlosigkeit und prekären Lebenslagen. Der Verein setzt bei der Suche nach Helfern auch auf die Zusammenarbeit mit Schulen.

„Es ist wichtig, junge Menschen für Armut zu sensibilisieren und ihnen zu zeigen, dass nicht immer alles Plan läuft im Leben“, sagt Eva Bahr, Ehrenamtskoordinatorin beim Gast-Haus e.V. Doch nicht nur wegen des Abbaus von Vorurteilen gegenüber seinen hilfsbedürftigen Gästen schätzt das Gast-Haus, wenn Schülerinnen und Schüler sich hier engagieren. Es gilt auch, immer wieder neue Mitstreiter zu finden. Um jüngere Menschen auf sich aufmerksam zu machen, kommuniziert das Gast-Haus in den sozialen Medien und öffnet seine Türen gerne für Schulprojekte wie beispielsweise den „Sozialgenial-Projektkurs“ des Reinoldus- und Schiller-Gymnasiums in Dortmund. Dessen Schülerinnen und Schüler engagieren sich im Rahmen des Programms sozialgenial der Stiftung Aktive Bürgerschaft für die Einrichtung, indem sie Handtücher aus dem nahegelegenen Solebad herbeischaffen, die dort vergessen und gereinigt wurden. Sie werden den Menschen zur Verfügung gestellt, die das Gast-Haus aufsuchen.

Nach dem Schulprojekt geht es weiter

Schülerinnen und Schüler aus den Dortmunder Schulen absolvieren auch Praktika im Gast-Haus. „Manche bleiben danach bei uns“, freut sich Eva Bahr, „sie machen nach dem Schulprojekt oder Praktikum weiter. Einer unserer ehrenamtlichen Zahnärzte kommt sogar ursprünglich aus einem Schulprojekt.“

Das Gast-Haus startete vor 27 Jahren rein ehrenamtsbasiert mit 15 Engagierten. Man bot zweimal Frühstück für Menschen in Armut an. Inzwischen gibt es jeden Tag Frühstück, nachmittags Suppe, außerdem Duschmöglichkeiten, eine Kleiderkammer, ärztliche Versorgung, Beratung und vieles mehr. Mit dem Wachstum konnten viele Ehrenamtliche gewonnen werden, 350 Freiwillige sind inzwischen im Pool. Eine beeindruckende Zahl, doch es gibt ja auch viel zu tun: Allein sieben Teams braucht es, um das tägliche Frühstück zu gewährleisten. Und es haben nicht alle Ehrenamtlichen gerade dann Zeit, wenn sie gebraucht werden, manche müssen ausscheiden, andere bekommen Kinder, wechseln den Beruf oder können nur punktuell helfen.

Offenheit lohnt sich

So braucht es immer wieder Neu-Einsteiger, die das Gast-Haus auch über seine Kommunikation in den Sozialen Medien gewinnt. Die Offenheit für junge Leute lohnt sich. Die Schulen kommen von sich aus mit ihren Projekten auf das Gast-Haus zu, es ist bekannt. Und natürlich trägt zur erfolgreichen Gewinnung Ehrenamtlicher auch die Sache selbst bei: „Armut ist ein großes Problem, und es wird leider immer größer“, sagt Eva Bahr, „es beschäftigt viele Menschen.“

Text: Gudrun Sonnenberg

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Extraangebote für die Jugend

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Große Organisationen versuchen, mit eigenen Jugendorganisationen den jungen Menschen Räume zu eröffnen. Niedrigschwellige Angebote zielen darauf ab, den Einstieg zu erleichtern. Drei Beispiele:

Die Caritas steht vermutlich nicht an erster Stelle der Aufmerksamkeit junger Menschen, die sich engagieren möchten. Deshalb wendet sich die traditionelle Wohlfahrtsorganisation seit 2013 mit der „youngcaritas“ explizit an Menschen zwischen 13 und 27 Jahren. Das Konzept wurde aus Österreich und der Schweiz adaptiert. Die Angebote bemühen sich um Niedrigschwelligkeit. Sie reichen vom Workshop zum Thema „Armut“ in Hamburg mit anschließender „Sozialaktion“ über die Mitwirkung in einer Smartphone-Sprechstunde für Seniorinnen und Senioren in München, einem Sprachcafé und Upcycling-Workshops in Mannheim bis zu Kochen für wohnungslose Menschen in Berlin.

Eine extra Jugendorganisation hat auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU) mit der NAJU – Naturschutzjugend. Nach eigenen Angaben gibt es mehr als 1000 NAJU-Gruppen in Deutschland, die mit Mitmachaktionen 13- bis 27-Jährige ansprechen wollen. Angeboten werden Mitmachaktionen wie etwa ein „Ostereinsatz“ im Spreewald samt Müllsammelaktion, aber auch Wettbewerbe, Workshops und Qualifikationen etwa zum Jugendleiter. Die NAJU hat darüber hinaus auch eigene Delegierte zur Weltklimakonferenz entsendet.

Mit publikumswirksamen Aktionen machen auch immer wieder Feuerwehren auf ihren Bedarf an jungen Mitstreitern aufmerksam. So gewann im Mai 2023 die Freiwillige Feuerwehr Waischenberg einen Sonderpreis „Ehrenamt und Nachwuchs“ des Bayerischen Demografiepreises, weil sie eines ihrer Feuerwehrfahrzeuge originalgetreu in Kindergröße nachbaute. Mit extra Kinderfeuerwehren versuchen offenbar zahlreiche Freiwillige Feuerwehren, den Nachwuchs in ihre Organisation zu integrieren. 2022 waren laut Bundesverband Deutsche Jugendfeuerwehr 76.700 Kinder unter 10 Jahren erfasst, deutlich mehr als noch vier Jahre zuvor (42.700).

Youngcaritas
Naju
Jugendfeuerwehr
Feuerwehr Waischenberg

„Kompetenzerwerb stärker thematisieren“

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Die Politikwissenschaftlerin Annette Zimmer, Seniorprofessorin an der Universität Münster, spricht im Interview mit bürgerAktiv über Nachwuchsprobleme gemeinnütziger Organisationen und über Strategien, um junge Menschen zum Mitmachen zu gewinnen.

Wie entwickelt sich die Bereitschaft zum Engagement bei jungen Menschen?

Das Engagement entwickelt sich im Lebensverlauf. Es hängt zunächst, im Kindesalter, von den Eltern ab, etwa, wenn diese ihre Kinder an Kultur heranführen oder im Sportverein anmelden. Jugendliche wenden sich eher eigenen Themen zu, das haben wir zum Beispiel bei dem enormen Zulauf der Klimaproteste von Fridays for Future gesehen. Besorgniserregend ist, dass sich vor allem Jugendliche aus gebildeten, sozial besser gestellten Elternhäusern engagieren und andere gar nicht.

Wo fehlt der Nachwuchs besonders?

Viele etablierte Vereine, aber inzwischen auch Umweltorganisationen haben Probleme, junge Menschen zu gewinnen. Und einer traditionell ganz wichtigen Einrichtung, um junge Menschen für gemeinnütziges Engagement zu gewinnen, ist in den letzten Jahrzehnten in Deutschland und Europa der Nachwuchs weitgehend weggebrochen: den Kirchen. Sie verzeichnen darüber hinaus auch drastische Rückgänge bei den Spenden.

Woran liegt es, wenn gemeinnützige Organisationen junge Menschen nicht für sich begeistern können?

Ich sehe zwei wichtige Ursachen: Zum einen haben junge Menschen an Souveränität über ihr Zeitmanagement eingebüßt. Die Ganztagsschulen lassen viel weniger Freiraum, sich regelmäßig und verbindlich etwa bei einem Verein zu engagieren. Auch Studiengänge an den Hochschulen sind heute sehr verplant. Zum anderen bemühen sich viele Organisationen nicht ernsthaft um junge Menschen. Es gibt Vereine, da kennen sich die Aktiven lange, fühlen sich miteinander wohl, werden zusammen alt und schrecken mit „Vereinsmeierei“ nicht nur junge Interessenten ab. Von Offenheit für neue Engagierte kann in solchen Organisationen keine Rede sein; man bleibt lieber unter sich. In unseren Studien beobachten wir, dass im Zweifel eher Frauen bereit sind, junge Leute zu integrieren.

Welche Strategien sind erfolgreich, um junge Leute zum Mitmachen zu gewinnen?

Manche Organisationen, zum Beispiel Sportvereine, versuchen, in den Ganztagsschulen Angebote zu machen. Vielleicht ist das eine Möglichkeit, junge Menschen an Vereine heranzuführen. In jedem Fall braucht es die richtige Haltung: Man muss transparent sein und die neuen Mitglieder auch mal was machen lassen. In einer Studie hat eine meiner Kolleginnen Heimatvereine untersucht und festgestellt, dass es den Frauen dort gelungen ist, junge Menschen in ihre Projekte zu integrieren.
Wenn junge Menschen sich im Ehrenamt engagieren, erwerben sie auch Kompetenzen, die sie im Beruf gebrauchen können. Leadership, Teamfähigkeit. Ich wundere mich, dass dies von den werbenden Nonprofit-Organisationen nicht stärker herausgestellt wird.

Gibt es Länder, in denen Nachwuchsgewinnung besser funktioniert?

Wo die Kirchen stark sind, zeigt sich ein anderes Bild. In Europa ist das allerdings nicht der Fall. Leider muss man sagen, dass es rechte Parteien und Organisationen sind, denen es gelingt, junge Menschen zu binden. Sei es der Weg über rechte Rockgruppen oder über Angebote in entvölkerten ländlichen Räumen in Ostdeutschland, wo junge Männer angesprochen werden. Die machen dann bei den Rechten mit, fahren aber auch die Seniorin zum Arzt. Eine unglückselige Allianz ist das. Und eine Folge der Sparsamkeit am falschen Ende: Wenn man Jugendeinrichtungen schließt und die Angebote beendet, wo sollen sich die jungen Menschen dann treffen?

Interview: Gudrun Sonnenberg

sozialgenial in „Marketing intern“

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Volksbanken und Raiffeisenbanken können sich mit dem sozialgenial-hilft Förderfonds für die Schulen in ihrer Region engagieren und so Bildung und Ehrenamt gleichzeitig unterstützen. Darüber berichtet das Magazin für Volksbanken und Raiffeisenbanken „Marketing intern“ in seiner Ausgabe 1/2024. Der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Hellweg, Bernd Wesselbaum, berichtet in einem Kurzinterview von den Erfahrungen seiner Bank, die seit 2019 mit sozialgenial zusammenarbeitet und jedes Jahr einen sozialgenial-Förderfonds ausschreibt.

Zum Beitrag

Fundstück des Monats: Digitale Profis

150 150 Stiftung Aktive Bürgerschaft

Künstliche Intelligenz kann viel – aber nur, wenn sie einen zielgerichteten Auftrag bekommt. Wie formuliert man Fragen und Aufträge an Chat GPT & Co.? Das erklären zwei IT-Experten unter dem Label „Digitale Profis“, die zahlreiche Videos und Tutorials auf ihrer Website zur Verfügung stellen. Wer noch Nachholbedarf an Wissen bei anderen digitalen Werkzeugen hat, findet weitere Tutorials im Youtube-Kanal des Duos, der auf der Website verlinkt ist.
Zu den „Digitalen Profis“

Weitere nützliche Tool und Links

Der Bürgerstiftungsfinder der Stiftung Aktive Bürgerschaft
www.buergerstiftungsfinder.de

Datenbank sozialgenial der Stiftung Aktive Bürgerschaft: Service-Learning-Schulprojekte
www.aktive-buergerschaft.de/service-learning/sozialgenial-praxisbeispiele/

Weiterbildung: Masterstudiengang Nonprofit-Management & Governance
professional-school.uni-muenster.de/masterstudiengange/nonprofit-management-governance/

Jobs anbieten und finden: Gesines Jobtipps
gesinesjobtipps.de/

Veranstaltungskalender für Gemeinnützige:
www.buergergesellschaft.de/mitteilen/nuetzliches/termine-veranstaltungen/veranstaltungskalender
www.gutes-wissen.org/kalender/

Fördermittel für Gemeinnützige:
Meta-Verzeichnis
blog-foerdermittel.de/internetverzeichnis/
Förderdatenbank der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt
foerderdatenbank.d-s-e-e.de/datenbank/programme
Aktuelle Ausschreibungen
foerdermittel-wissenswert.de/aktuelles/
Spendenkampagnen von Unternehmen
www.foerderprogramme.org/spendenkampagnen/
Wettbewerbe und Förderpreise
www.buergergesellschaft.de/mitteilen/nuetzliches/wettbewerbe-foerderpreise