„Vom Staat verurteilt zu werden, hatte er erwartet. Dies mit den Argumenten eines Bürgers begründet zu bekommen ist ihm sichtlich unangenehm“: So beschrieb Thomas Melzer, Amtsrichter in Brandenburg, die Reaktion eines Straftäters auf die Ansage eines ehrenamtlichen Schöffen, der sein persönliches Gerechtigkeitsempfinden in die Verhandlungen einbrachte. Melzer schilderte seine Erfahrungen mit dem Schöffen. „Eine Strafe, die nur dem Gesetzbuch entnommen wirkt, ohne auf eine moralische Legitimation zurückgeführt werden zu können, erscheint oft blutleer. Der Berufsrichter und die beiden Laien, das ist bestenfalls die Fusion von Recht und Moral. Es ist die Verankerung des Gerichts in der Gesellschaft“, resümierte er in seinem Beitrag „Mein Schöffe“, der in der ZEIT vom 9. Februar 2023 erschienen ist.
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