„FAZ“: Frage der „arisierten“ Stiftungen „erstaunlich ungeklärt“

Eine Klinik bei Wien, die heute „Neurologisches Zentrum Rosenhügel“ heißt, wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Stiftung von Nathaniel Rothschild gegründet, um dort mittellose Kranke zu behandeln. Die Stiftung wurde im Nationalsozialismus „arisiert“, also unrechtmäßig dem Staat einverleibt. Heute wird die Klinik von der Stadt Wien verwaltet. Dagegen klagt nun ein Rothschild-Erbe, der, so sein Anwalt, will „dass das ursprünglich vorhergesehene Gremium wieder eingerichtet wird“. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schreibt am 16. Februar 2020 über den Streit um die Klinik:

„Gemeinnützige Stiftungen von einst jüdischen Geldgebern … wurden im Hitler-Staat ‚arisiert’, meist zugunsten der jeweiligen Kommune. Aber nach dem Ende des Tausendjährigen Reichs sieben Jahre später gab es ja keine Eigentümer oder Erben, denen sie hätten zurückgegeben werden können. Stiftungen gehören sich selbst und dienen ihrem Zweck. Deshalb ist die Frage bis heute erstaunlich ungeklärt, ob und gegebenenfalls wer rechtlich befugt ist, einen ursprünglichen Zweck oder die Wiederherstellung des Führungsgremiums einzuklagen, wenn die Stiftung einmal verstaatlicht worden ist, zumal wenn die früheren Kuratoren verstorben sind.

Dieser Umstand macht die Sache über den Fall Rosenhügel hinaus bedeutsam. Allein in Wien, so zählte dieser Tage der ehemalige Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Ariel Muzicant auf, habe es 86 jüdische Stiftungen gegeben. In Deutschland dürfte der Sachverhalt nicht anders sein.“

de.wikipedia.org/…

Ausgabe 208 Februar 2020