Berlin, 07.05.2021 – Die Bürgerstiftung Barnim Uckermark, die Parkschule Essen sowie die Journalisten Christoph Piening und Svaantje Schröder gehören zu den Hauptpreisträgern des Förderpreises Aktive Bürgerschaft 2021. Sie erhalten damit je 5.000 Euro, 15 weitere Preisträger wurden mit Anerkennungspreisen im Wert von je 1.000 Euro ausgezeichnet. Die Preisverleihung in der DZ BANK Berlin fand aufgrund der Corona-Pandemie ohne Gäste statt, den Livestream sahen zeitweise 169 Menschen.
Die Hauptpreise überreichte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der in seiner Laudatio von „herausragenden Projekten“ sprach, die die Jury aus über 200 Bewerbungen ausgewählt habe. Jede von ihnen verdiene „höchste Wertschätzung, steht doch dahinter Engagement und Einsatz für andere“, so Spahn weiter. „Der Förderpreis Aktive Bürgerschaft hebt diese Projekte mehr ins Licht der Öffentlichkeit, er hilft auch, weitere Freiwillige zum Mitmachen zu motivieren und so kann ich der Stiftung Aktive Bürgerschaft nur danken für die Vergabe des Preises und für die langjährige Förderung bürgerschaftlichen Engagements.“
Die Bürgerstiftung Barnim Uckermark hatte 40 Wandlitzer Bürgerinnen und Bürger dabei unterstützt, ein ehemaliges DDR-Ferienheim-Grundstück zu kaufen und so vor weiterer Bebauung zu schützen. Sie kooperierte dafür mit erfahrenen Partnern, akquirierte Spenden und öffentliche Fördermittel und gab der Initiative insgesamt ein organisatorisches und rechtliches Dach. Gemeinsam erhielten Bürger und Bürgerstiftung schließlich den Zuschlag für das Gelände, das nun renaturiert wird. Die Jury überzeugte an diesem Projekt vor allem das Thema Nachhaltigkeit, das sich auch in der Umsetzung wiederfindet. Dadurch, dass die sogenannte Naturwaldzelle dauerhaft angelegt sei, wirke sie strukturverändernd, hieß es zur Begründung. Auch habe die Bürgerstiftung ihre Stärke, nämlich ein starkes Netzwerk von Menschen und Organisationen zu schaffen, die wiederum ihre jeweiligen Kompetenzen und Mittel einbringen, beispielhaft ausgespielt.
„Menschen und Institutionen, die sich wie die Preisträger des Förderpreises Aktive Bürgerschaft aus eigener Initiative und unentgeltlich um Bildung, Umweltschutz, Integration, gute Nachbarschaft und vieles mehr kümmern, verdienen unseren Respekt und unsere Aufmerksamkeit“, so Dr. Cornelius Riese, der Vorsitzende des Stiftungsrates der Aktiven Bürgerschaft und Co-Vorstandsvorsitzende der DZ BANK AG in seiner Ansprache. „Bürgerliches Engagement lebt von Leidenschaft und Kreativität. Viele Ehrenamtliche haben dies in den vergangenen Monaten der Pandemie unter erschwerten Bedingungen erneut hervorragend gelebt. Ein herzliches Dankeschön auch an Herrn Bundesminister Spahn, der es heute trotz aktuellem Pandemiegeschehens möglich gemacht hat, unsere Hauptpreisträger zu ehren.“
Der Hauptpreis in der Kategorie Medien ging an die fünfteilige ZDF-Dokumentation „Aschenberg – Ein Stadtteil gibt nicht auf“ von Christoph Piening und Svaantje Schröder. Sie begleitet über einen Zeitraum von zehn Monaten Menschen auf dem Aschenberg, einem Problemstadtteil von Fulda. Diese engagieren sich in der Hausgemeinschaft, im Fußball- oder Karnevalsverein oder nehmen Angebote der Arbeiterwohlfahrt in Anspruch. Die Institutionen haben wiederum selbst mit Problemen zu kämpfen, es wird aber auch deutlich, wie wichtig sie für den Einzelnen sind und wie sehr sie zum Gemeinschaftsgefühl des Stadtteils beitragen.
Dr. Peter Hanker, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Aktive Bürgerschaft und Sprecher des Vorstandes der Volksbank Mittelhessen, gehörte der 14-köpfigen Jury an, welche die Aschenberg-Reihe als „journalistisches Meisterwerk“, „unglaublich beeindruckend“ und „monumental“ gelobt hatte. „Die Protagonisten stehen exemplarisch für viele Menschen in ähnlichen Lebensumständen, dadurch erhält sie geradezu einen Milieustudiencharakter“, begründete er die Entscheidung. „Außerdem haben uns Kameraführung und Schnitt außerordentlich beeindruckt.“
Als dritter Hauptpreisträger wurde die Parkschule Essen für ihr Projekt „Engagiert im Quartier“ geehrt, das Förderschülerinnen und Förderschüler in eine ganz neue Rolle bringt und sie dadurch bestärkt. Denn während sie selbst oft Hilfe benötigen, sind in diesem Projekt sie es, die andere unterstützen. Durch ihr Engagement in sozialen Einrichtungen und Organisationen lernen sie, vorurteilsfrei auf Menschen zuzugehen und einen respektvollen Umgang miteinander zu pflegen – Kompetenzen, die sie für die soziale und berufliche Teilhabe am gesellschaftlichen Leben brauchen. Für wen und was sie sich in ihrem Projekt engagieren, wird vorher gemeinsam entschieden. Genauso werden mögliche Schwierigkeiten, z.B. im Umgang mit alten Menschen oder Menschen mit Behinderung, thematisiert und Situationen geprobt, um sicherer zu sein für den Einsatz außerhalb des gewohnten Schulumfeldes. Das Projekt wurde durchgeführt in Kooperation mit der Ehrenamt Agentur Essen e.V. Die Jury begründete ihre Entscheidung vor allem mit dem emanzipierenden Konzept, durch welches die Schülerinnen und Schüler viel Selbstwirksamkeit erfahren und damit in ihrer Entwicklung gestärkt werden.
Für die Projektverantwortlichen werden die Schülerinnen und Schüler dadurch nicht nur an ehrenamtliches Engagement herangeführt, „sie erleben die positiven Effekte – gesellschaftlich und individuell – auch ganz unmittelbar selbst“. Sie sind sicher: „Das Projekt machen wir auf jeden Fall weiter. Wir werden es in Klasse 6 oder 7 regelmäßig anbieten und ins Schulprogramm aufnehmen.“
Die Anerkennungspreise
Neben den Hauptpreisen wurden bei der Veranstaltung 15 Anerkennungspreise vergeben, vier jeweils in den Kategorien Bürgerstiftungen und Schulen, fünf in der Kategorie Medien sowie zwei in der Kategorie Genossenschaftsbanken. Dabei wurde berücksichtigt, dass die Bewerberzahlen in den Kategorien unterschiedlich hoch ausgefallen sind.
Anerkennungspreisträger in der Kategorie Bürgerstiftungen sind die Bürgerstiftung Hannover mit ihrem Projekt „ZwischenMenschlich – Paten für Senioren“, die Bürgerstiftung Köln mit dem Jugendfilmpreis „Typisch K: Wie bunt ist dein Köln?“, die Bürgerstiftung Kreis Ravensburg mit ihrem Projekt „Ehrenamt im Weinberg fürs Hospiz“ sowie die Bürgerstiftung Vechta mit „Wir helfen Vechta“.
Anerkennungspreisträger in der Kategorie Schulen sind die Erich-Kästner-Schule in Bürstadt mit dem Projekt „Netzhelden“, das Schloss Hagerhof mit dem Projekt „Bad Honnef summt“, die Staatliche Berufsschule III Bamberg Business School mit dem „Serviceprojekt E-Mobilität“ sowie die Ursulinenschule in Fritzlar mit „sozialgenial – Persönlichkeit stärken, Engagement fördern“.
Anerkennungspreisträger in der Kategorie Medien sind Hannelore Crolly mit dem Artikel „Und dann kommt die Pflicht zum Feuerwehrdienst“ (Welt), Christoph Kürbel und Malcolm Ohanwe mit ihrem Video „Unter Neonazis: Als Journalist auf Volkslehrer-Kundgebung“, Ansbert Kneip mit seiner Reportage „Rucola ist ein Mittelschichtsalat“ (Spiegel), Markus Metz und Georg Seeßlen mit ihrem Radio-Feature „Zivilgesellschaft und Demokratie“ (SWR 2) sowie Christiane Zwick mit ihrer Radio-Reportage „Gerechtigkeit üben“ (NDR Info).
Anerkennungspreisträger in der Kategorie Genossenschaftsbanken sind die Volksbank Kraichgau eG in Baden-Württemberg mit ihrem „Fonds-Nachhaltigkeit“ sowie die VR Bank Südpfalz eG in Rheinland-Pfalz mit dem Projekt „#hilfdeinemverein“.
Diskussion zu Engagement und Corona
Abgerundet wurde das Veranstaltungsprogramm von einer Talkrunde zum Thema „Bürgerengagement in herausfordernden Zeiten“. Neben Vertretern der Bürgerstiftung Barnim Uckermark und der Parkschule Essen nahmen daran auch die Sprecherin für Bürgerschaftliches Engagement der Grünen-Bundestagsfraktion, Dr. Anna Christmann, sowie Dr. Stefan Nährlich, Geschäftsführer und Mitglied im Vorstand der Stiftung Aktive Bürgerschaft, teil.
Für Christmann war klar: „Engagement und Ehrenamt halten in der Pandemie den Laden zusammen. Aber es gibt auch große Herausforderungen: Deswegen müssen sie noch deutlich mehr politische Unterstützung erfahren. Dringender denn je brauchen wir ein Zukunftsprogramm für den Neustart der Zivilgesellschaft, damit die Digitalisierung bürgerschaftlichen Engagements vorankommt und Nachwuchsgewinnung, zum Beispiel durch Service Learning, gelingt. Packen wir es an!“
Konkrete Vorschläge zur Digitalisierung machte Dr. Stefan Nährlich. „Stiftungen und Vereine brauchen zum Beispiel Gigabit-Gutscheine für schnelles Internet und Digital-Voucher für Weiterbildung oder spezielle IT-Lösungen wie sie der Wissenschaftliche Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie in seinem Gutachten vom April für Unternehmen vorgeschlagen hat.“
Die aufgezeichnete Preisverleihung finden Sie unter folgendem Link: https://youtu.be/GBt6iH76FGM
Fotos der Preisverleihung stehen zum Download bereit unter Pressefotos Förderpreis Aktive Bürgerschaft 2021.
Hier finden Sie das offizielle Bildmotiv der Veranstaltung.
Förderpreis Aktive Bürgerschaft
Den Förderpreis der Stiftung Aktive Bürgerschaft gibt es seit 1998, er wird alle zwei Jahre verliehen. Der Förderpreis 2021 ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert, er wurde in den vier Kategorien „Bürgerstiftungen“, „Genossenschaftsbanken“, „Schulen“ und „Medien“ vergeben. Bewerben konnten sich bundesweit Bürgerstiftungen, welche die „10 Merkmale einer Bürgerstiftung“ des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen erfüllen, gesellschaftlich engagierte Genossenschaftsbanken, die Mitglied im Bundesverband Deutscher Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) sind, Schulen der Sekundarstufen I und II, die das Lehr- und Lernkonzept Service Learning umsetzen, sowie Journalisten, die über bürgerschaftliches Engagement berichtet haben. Weitere Informationen zum Förderpreis, zu den Preisträgern und ihren Projekten sowie zur Jury finden Sie hier: www.aktive-buergerschaft.de/foerderpreis
Bürgerstiftungen
Bürgerstiftungen sind lokal wirkende Stiftungen, die es inzwischen in 415 Städten und Regionen in Deutschland gibt. Ihre Kennzeichen sind die breiten Stiftungszwecke sowie ihre Unabhängigkeit von Einzelinteressen. Bei diesen Mitmach-Stiftungen kann sich jeder vor Ort engagieren – mit Geld, Zeit und Ideen. Mit dem „Bürgerstiftungsfinder” der Aktiven Bürgerschaft gelangen Stifter, Spender, Engagierte und Interessierte schnell und einfach zur Bürgerstiftung in ihrer Nähe: www.aktive-buergerschaft.de/buergerstiftungsfinder
Service Learning an Schulen
Service Learning ist ein Lehr-/Lernkonzept, das Unterricht und Engagement verbindet. Schülerinnen und Schüler setzen dabei ihre Ideen für bürgerschaftliches Engagement mit gemeinnützigen Organisationen um. Sie engagieren sich ehrenamtlich, z. B. im Naturschutz, in Initiativen zur Integration von Flüchtlingen oder helfen bei der Planung und konkreten Gestaltung ihres Stadtteils. In der Schule verbinden sie ihr Engagement mit Unterrichtsinhalten in Fächern wie Biologie, Deutsch, Geografie oder Politik und Wirtschaft. Der Doppeleffekt: Junge Menschen übernehmen Verantwortung in unserer Demokratie und lernen mehr und motivierter im Unterricht.
Service-Learning-Projekte gibt es an Schulen in ganz Deutschland. Das größte Service-Learning-Programm mit über 800 Mitgliedschulen in Nordrhein-Westfalen und Hessen ist „sozialgenial – Schüler engagieren sich“ der Stiftung Aktive Bürgerschaft. Mehr Informationen unter: www.sozialgenial.de
Stiftung Aktive Bürgerschaft
Die gemeinnützige Stiftung Aktive Bürgerschaft ist das Kompetenzzentrum für Bürgerengagement der Volksbanken Raiffeisenbanken. Sie unterstützt bundesweit die 415 Bürgerstiftungen bei Managementaufgaben, Projekten und der Gewinnung von Stiftern und Aktiven. Mit dem Service-Learning-Programm sozialgenial unterstützt sie mehr als 800 Schulen in Nordrhein-Westfalen und Hessen darin, junge Menschen frühzeitig an ehrenamtliches Engagement heranzuführen. Weitere Informationen: www.aktive-buergerschaft.de
Pressevertreter wenden sich bitte an:
Lena Guntenhöner
Stiftung Aktive Bürgerschaft
Presse und Kommunikation
Tel. 030 2400088-22
E-Mail: presse@aktive-buergerschaft.de