Kommentare und Analysen

Kommentar: Bekannte Trends und gestiegene Engagementzahlen – der neue Freiwilligensurvey

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von Gisela Jakob

Soeben ist der 4. Freiwilligensurvey erschienen. Auf mehr als 600 Seiten präsentiert er personenbezogene Daten zum freiwilligen Engagement. Die Fortsetzung der Beobachtung vermittelt damit wertvolle Informationen zur quantitativen Entwicklung des Engagements in den letzten 15 Jahren.

Zunächst überrascht der Freiwilligensurvey 2014 mit deutlich gestiegenen Engagementzahlen. Demnach ist das freiwillige Engagement in den letzten fünf Jahren von knapp 36 Prozent auf 43,6 Prozent gestiegen. Dies entspricht einer Steigerung der Engagementquote in den letzten 15 Jahren um fast 10 Prozent.

Auf den ersten Blick ist dies eine erfreuliche Entwicklung, die aber auch überrascht, weil es keine eindeutigen Erklärungen für diese Steigerungsraten gibt. weiterlesen

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Gastkommentar: Sozialwissenschaftliche Berichterstattung zum Dritten Sektor in Deutschland: Bestandsaufnahme nach 25 Jahren

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 von Helmut Anheier

Seit der ersten Phase des „Johns Hopkins Comparative Nonprofit Sektor Projects“ (1990- 1994; die Johns Hopkins Universität lässt die Vorarbeiten außen vor und datiert deshalb den Beginn des Projekts auf ihrer Webseite auf 1991) ist fast ein Vierteljahrhundert vergangen, und auch die zweite Phase (1995-1999) liegt weit zurück. Damals wurden systematisch Informationen zu wirtschaftlichen und sozialen Strukturdaten des Dritten Sektors gesammelt, analysiert und vorgelegt. Es handelte sich ja um einen empirisch kaum erschlossenen Sektor: Wirtschaftlich ging es vornehmlich um Arbeitsplätze, Kosten, Einnahmen und Bruttowertschöpfung; in sozialer Hinsicht um soziale Partizipation und bürgerschaftliches Engagement; und politikwissenschaftlich waren Fragen zur gesellschaftspolitischen Rolle des Dritten Sektors und seiner Strukturprinzipien zentral, beispielsweise die Subsidiarität.

Zum ersten Mal konnten so die wesentlichen Merkmale des Dritten Sektors in Deutschland nicht nur erfasst, sondern auch international eingeordnet werden. weiterlesen

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Kommentar: Zwischen Kooperation und Konkurrenz

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von Gisela Jakob

In den Debatten um eine Neuorganisation von Wohlfahrt sind die Kooperation von Haupt- und Ehrenamtlichen und die Öffnung sozialer und kultureller Einrichtungen und Organisationen für bürgerschaftliches Engagement in den Fokus gerückt. Jetzt hat im Auftrag des Bundesfamilienministeriums die INBAS-Sozialforschung GmbH aus Frankfurt/Main eine Studie zu eben diesem Thema vorgelegt: “Kooperation von Haupt- und Ehrenamtlichen in Pflege, Kultur und Sport”. Sie ermittelt für die genannten drei Bereiche Daten zu den beruflichen und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und ihren Tätigkeiten, untersucht deren Zufriedenheit, arbeitet verschiedene Modelle der Kooperation heraus und diskutiert Vorbehalte und Probleme in der Kooperation beider Gruppen. Auf der Grundlage der Ergebnisse werden Instrumente und Verfahren vorgestellt und in einem gesonderten Praxisleitfaden präsentiert, um die Kooperation zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen zu verbessern.

Als ein zentrales Ergebnis lässt sich der große Entwicklungsbedarf bezüglich einer stärkeren Einbindung von engagierten Bürgerinnen und Bürgern in hauptamtlich dominierten Arbeitsfeldern festhalten. weiterlesen

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Kommentar: Gut gemeint, doch keine Lösung

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von Rudolf Speth

Das Oberlandesgericht Nürnberg hat im November 2015 in einem Urteil die Haftung von ehrenamtlichen Vorständen in Vereinen und anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen auf vorsätzliches Handeln beschränkt. Wer aus grober Fahrlässigkeit einen Schaden verursacht, der muss nun nicht mehr haften. Dies ist auf den ersten Blick eine gute Nachricht. Denn vielfach wird darüber geklagt, dass es immer schwieriger wird, Ehrenamtliche für Vorstands- und Aufsichtsämter zu gewinnen. Viel zu groß und unüberschaubar seien die mit einem solchen Amt verbundenen Risiken. Die Bundesregierung hat deshalb schon mit mehreren Gesetzen – 2009 und 2013 – die Haftung für ehrenamtlich tätige Vereinsvorstände und andere ehrenamtlich tätige Mitglieder von Vereinsorganen begrenzt. Damit sollten das Ehrenamt gestärkt und mehr Menschen dafür gewonnen werden, Vorstands- und Leitungsämter zu übernehmen.

Diese an sich erfreuliche Beschränkung der Haftung trägt jedoch nur dann dazu bei, mehr Menschen für das Ehrenamt zu gewinnen, wenn zwei weitere Dinge beachtet werden. weiterlesen

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Kommentar: Die mündige Schule

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von Jutta Schröten

Im Spätherbst 2015 ist das Thema „Schule und Wirtschaft“ durch den Blätterwald gerauscht. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hat sich in seiner Geschichte „Die gekaufte Schule“ (Ausgabe 45/2015) dem Engagement von Unternehmen in Schulen gewidmet, mit teils martialischem Vokabular wie Kapitulation und Kampf, Unterwandern und Infizieren. Der Beitrag kritisiert einerseits den Lobbyismus heftig und aufgeladen, um dann andererseits ein seit Jahren von der Wirtschaft gefordertes Pflichtfach Wirtschaft für Schulen zu bemängeln. Die Berichterstattung zeigt ungeachtet auch berechtigter Kritik vor allem eines: Schulleitungen und Lehrkollegien werden maßlos unterschätzt.¬ Sie kommen in dem Beitrag gar nicht zu Wort. Weder wurde eine Schulleitung interviewt noch Eltern, die in Deutschland weitgehend freie Schulwahl haben und schon gar keine engagierte Schülervertretung. weiterlesen

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Kommentar: Der Wunsch zu helfen reicht nicht!

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von Gisela Jakob

Unzählige Bürgerinnen und Bürger engagieren sich vor Ort mit Patenschaften, Sprachkursen, Begleitung bei Behördengängen und Arztbesuchen oder mit Geld- und Sachspenden für Flüchtlinge und Asylbewerber. Ohne dass die Kommunen oder staatliche Instanzen dazu aufgerufen hätten, ist eine Bewegung zur Unterstützung für Flüchtlinge entstanden, die vorher niemand erwartet hätte. Während staatliche Instanzen überfordert sind und Verantwortlichkeiten zwischen Bund und Ländern hin und her verschoben werden, versuchen bemerkenswert viele Bürgerinnen und Bürger mit den ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten Hilfe zu leisten. Sie setzen damit ein eindeutiges Zeichen gegen brennende Flüchtlingsunterkünfte und fremdenfeindliche Äußerungen, die es ja auch gibt.

Die spontane Hilfsbereitschaft hat aber auch eine Kehrseite, die sich beim genaueren Blick auf die Situation vor Ort offenbart: Konflikte zwischen professionellen Mitarbeitern und Ehrenamtlichen, Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Gruppen von Ehrenamtlichen und diverse Missverständnisse zwischen den freiwilligen Helfern und den Flüchtlingen. weiterlesen

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Kommentar: Was sagen uns die 10 Merkmale einer Bürgerstiftung?

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von Stefan Nährlich

Seit 15 Jahren gibt es die sogenannten „10 Merkmale einer Bürgerstiftung“. Der ehemalige Leiter der Initiative Bürgerstiftungen (IBS) und heutige Professor an der Universität Cottbus Burkhard Küstermann wirft in der Jubiläumsschrift der IBS die Frage auf, ob die 10 Merkmale und damit auch das Gütesiegel, das ihre Entsprechung bescheinigt, „inhaltlich unterfüttert“ werden sollten.

Zurzeit dienen die 10 Merkmale dazu, die Satzung einer Stiftung, die sich selbst Bürgerstiftung nennt, dahingehend zu überprüfen, ob diese Satzung den 10 Merkmalen einer Bürgerstiftung entspricht. Dies ist notwendig, da der Gesetzgeber nicht definiert, was eine Bürgerstiftung ist. Entspricht die Satzung den 10 Merkmalen, nimmt die Aktive Bürgerschaft diese Bürgerstiftung in das Verzeichnis der Bürgerstiftungen in Deutschland (www.buergerstiftungsfinder.de) auf. Die Kollegen von der IBS laden ihrerseits diese Bürgerstiftungen ein, sich um das Gütesiegel zu bewerben. weiterlesen

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Kommentar: Unternehmen als „gute Bürger“ – und dann?

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von Holger Backhaus-Maul

Die globalen Flüchtlings- und Wanderungsbewegungen haben Deutschland erreicht. Verwaltungen, Kommunen und Staat sowie vor allem Bürger zeigen sich vielerorts – allen Anfeindungen zum Trotz – überaus leistungsstark und engagiert. Eine andere Gruppe Engagierter wird dabei leicht übersehen: Unternehmen.

In allen Branchen und Größenklassen engagieren sich Unternehmen mit Geld-, Sach- und Dienstleistungen, allen voran die Deutschland prägenden kleinen und mittleren Unternehmen. So stellen Unternehmen Geld- und Sachleistungen für Non-Profit-Organisationen zur Verfügung, die Geflüchteten und Zugewanderten zugutekommen. Insbesondere aber engagieren sich Unternehmen mittels Dienstleistungen, wie etwa vereinfachten Zugängen zu Bankkonten und zum Internet sowie vor allem Angeboten von Praktika-, Ausbildungs- und Arbeitsplätzen. Bemerkenswert viele Unternehmen ermutigen zudem ihre Mitarbeitenden, sich mit Unterstützung des Unternehmens zu engagieren („corporate volunteering“). Diese Unternehmen wiederum können auf Kenntnisse und Erfahrungen zurückgreifen, die sie in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten mit eigenen Aktivitäten und Programmen als „gute Bürger“ („good corporate citizen“) gemacht haben.

Insgesamt betrachtet verdient dieses Unternehmensengagement Anerkennung; zumal wenn man bedenkt, dass wortführende Unternehmen und ihre Verbände früher angesichts drohender gesellschaftlicher Aufgaben schlicht nach „dem Staat“ gerufen und sich selbst in Enthaltsamkeit geübt haben. weiterlesen

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Kommentar: Der Nährboden der Demokratie

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von Rudolf Speth

Die Allianz “Rechtssicherheit für politische Willensbildung“ macht auf ein gravierendes Problem aufmerksam: Die Finanzämter können einer Organisation den Status der Gemeinnützigkeit aberkennen, wenn diese sich politisch äußert und ‒ in der Auffassung der Finanzbehörden ‒ sich an der politischen Willensbildung beteiligt. Deshalb schlägt die Allianz vor, das Gemeinnützigkeitsrecht, und darin die Abgabenordnung, so zu verändern, dass die politische Betätigung auch als gemeinnütziger Zweck anerkannt wird.

Gegenwärtig droht beispielsweise Umweltorganisationen der Entzug der Gemeinnützigkeit, wenn sie zu Demonstrationen aufrufen. Von den Finanzämtern wird auch nicht gerne gesehen, wenn der „Schutz der Menschenrechte“ als Organisationszweck aufgelistet und damit die Gemeinnützigkeit beantragt wird. Auf den Punkt gebracht bedeutet dies: Gemeinnützige Organisationen dürfen sich nicht an der politischen Willensbildung beteiligen. weiterlesen

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Kommentar: Giving Pledge – ein neuer schicker Club für Superreiche

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von Elena Philipp

Superreiche verpflichten sich dem Gemeinwohl: Im Juni 2010 traten die US-amerikanischen Milliardäre Bill und Melinda Gates sowie Warren Buffett mit dem Vorschlag an ihre Milliardärs-Kollegen heran, mehr als die Hälfte ihres Vermögens für wohltätige Zwecke zu spenden, während der eigenen Lebenszeit oder testamentarisch. Die Giving Pledge unterzeichneten bei ihrem Start 40 vermögende US-Bürger. Jetzt, nach fünf Jahren Laufzeit, haben sich 137 Superreiche aus 14 Nationen öffentlich zum Gates-Buffett-Aufruf bekannt – vorwiegend US-Amerikaner, darunter Tycoons wie David Rockefeller, aber auch die neuen Tech-Gurus wie Facebook-Gründer Mark Zuckerberg oder Tesla-Innovator Elon Musk. Ein Deutscher ist auch dabei, SAP-Miteigentümer Hasso Plattner. weiterlesen

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